Bayerns Sturmkrise: „Es ist unglaublich! Unglaublich!“

BORDEAUX - Klose, Toni, Gomez: Bei Bayern ist ein Angreifer offenbar überzählig. Wer scheidet aus? Manager Hoeneß sagt, bis Weihnachten sollen sich die Konkurrenten anbieten.
Ist die Sturmkrise da, wenn nicht mehr Tore, sondern sogar schon Pfostentreffer Bedeutung bekommen?
Luca Toni also hat in Bordeaux nach 71 Minuten den Ball per Kopf ans Aluminium gehämmert. Und Cheftrainer Louis van Gaal war, als er die Szene im TV nochmals sah, fassungslos: „Es ist unglaublich! Unglaublich!“ Tatsächlich war die vergebene Chance der stärkste Arbeitsnachweis an diesem Abend, der so trostlos war für Bayerns Angriff, dass der Pfostenkracher dem Italiener schon einen Vorsprung vor den Kollegen verschaffte: Der Bayern-Treffer fiel durch ein Eigentor, Miroslav Klose blieb ungefährlich, und Mario Gomez saß 77 Minuten auf der Bank. Ein Schicksal, das Manager Uli Hoeneß lapidar erklärte: „Gomez, Klose, Toni – es ist eben so, dass wir nicht mit allen spielen können!“ Nicht mal, wenn – wie derzeit – Ivica Olic, Franck Ribéry und Arjen Robben ausfallen.
In Bordeaux also war Gomez draußen, wieder mal. Nur ein Luxusproblem? Die Gemengelage explosiv ist. Ein Angreifer scheint überzählig zu sein.
Zwar hatte Rummenigge verkündet: „Wir wollen definitiv keinen Stürmer abgeben.“ Bei Hoeneß hörte sich das in Bordeaux anders an: „Wir wollen erst einmal abwarten und den Spielern die Gelegenheit geben, sich zu zeigen. Am Ende sollen die bleiben, die spielen. Das wird sich dann alles am Ende der Saison, also bis Weihnachten zeigen.“
Saisonende? Weihnachten? Wie auch immer. Die AZ beleuchtet das Trio.
Der leidende Gomez
Der 35-Millionen-Einkaufhat’s am schwersten. Bayern-Präsident Franz Beckenbauer: „Gomez hat in München eine Konkurrenzsituation, wie er sie bisher noch nicht kannte.“ Hoeneß sagt: „Mario fehlt nur Selbstvertrauen – und das kriegt er leider nur, wenn er spielt.“ Gomez ließ in „Sport-Bild“ ein wenig Frust raus: „Im fünften Spiel wurde ich aus der Mannschaft genommen. Das zu verdauen und zu verstehen, fiel mir sehr schwer.“ Er gibt sich kämpferisch: „Ich werde es schaffen, erste Wahl zu sein. Ich komme zurück und hole mir meinen Platz.“ Ob’s bis Weihnachten klappt?
Der vollmundige Klose
Seit er im Nationalteam gegen Russland das deutsche Tor zur WM geschossen hat, spürt er Rückenwind. Auch bei Bayern – selbst wenn er dort nicht trifft. Wenn die Automatismen „erst drin sind, triffst du als Torjäger wie im Schlaf“, sagt Klose. Über den Bayern-Sturm sagt er: „In Europa sehe ich, ehrlich gesagt, keine Mannschaft, die in diesem Bereich mehr Qualität hat.“ Dumm nur, wenn Tore fehlen.
Der wechselwillige Toni
Der Weltmeister, schon 32 und in Italiens Nationalelf auf der Kippe, hat Zeitdruck. Er will ja zur WM. Da tun Mini-Erfolgserlebnisse wie ein Pfostentreffer gut. Zumal er nach einer Verletzungspause und Anlaufschwierigkeiten erst seit einer Woche in van Gaals Kader steht. Toni sagte der „Gazzetta dello Sport“: „Ich habe vier wirklich schwierige Monate hinter mir. Es war offenkundig, dass mich der Trainer nicht mochte. Ich kann nicht sagen, dass ich im Winter in München bleibe. Das hängt von der Situation ab.“ Ob ihm das Christkind einen neuen Klub bringt? Neapel ist angeblich interessiert.
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