Bayerns Spezialeinheit: Nagelsmann über Pavard-Rot verärgert

Natürlich war es "keine Glanzleistung" wie Joshua Kimmich das 3:1 der Bayern bei der SpVgg Greuther Fürth einstufte. "Manchmal zu schlampig" habe man gespielt, so Thomas Müller und die Positionen nicht immer wie vorgesehen besetzt.
Die Bayern meckern auf hohem Niveau
Aber angesichts des achten Siegs im neunten Pflichtspiel der Saison (davon die letzten acht hintereinander, nur das 1:1 zum Saisonauftakt bei Borussia Mönchengladbach trübt die ansonsten makellose Bilanz) wusste Müller: "Wenn du in Unterzahl das 3:0 machst, gibt dir das ein gutes Gefühl." Denn: "Das ist Meckern auf hohem Niveau."
Nagelsmann macht aus der Not eine Tugend
Womit wir bei Trainer Julian Nagelsmann wären, der diese Disziplin als Tausendprozentiger einwandfrei beherrscht. Meckern auf höchstem taktischen Niveau. Der 34-Jährige ist einer, der aus der Not (plakativ formuliert: die gigantische Überlegenheit in der Liga) eine Tugend macht.
Denn Partien wie beim Aufsteiger aus Fürth, der auch das 20. Bundesliga-Heimspiel der Vereinshistorie nicht gewinnen konnte, nutzt der neue Chefcoach mitunter als Trainingseinheiten. Taktische Simulationen für den Ernstfall, etwa in der Champions League - wenn es wirklich ernst wird.
Die Bayern sollen mit Dreierkette spielen
Perspektivisch gesehen will Nagelsmann bei Bayern seine auch bei RB Leipzig praktizierte Dreierkette in der Abwehr einführen, diese also hin und wieder mal einstudieren lassen. So zum Beispiel in Fürth. Dayot Upamecano, Niklas Süle und Lucas Hernández bildeten die Dreierkette.
Auf den Außen agierten Benjamin Pavard (rechts) und Alphonso Davies (links) als sogenannte Schienenspieler, wobei die Gleise vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum reichen. Was der Kanadier Davies ICE-mäßig draufhat (ohne Verspätung!), während der Pavard kein TGV ist, sondern - pardon - eher als Regionalexpress unterwegs ist.
Rüffel für Pavard: Der Chefcoach ärgert sich über die rote Karte
In der 48. Minute kam der 25-jährige Weltmeister von 2018 ganz zu spät und senste den enteilten Ex-Bayern Julian Green rustikal von hinten um. Mon dieu! Für Nagelsmann war "die Grätsche eine berechtigte Rote Karte. Man muss in der Situation nicht unbedingt so reingehen."
Der Chefcoach weiter: "Es ärgert mich, vor allem auch, weil wir uns in der Halbzeitpause eigentlich genau dieselbe Situation in der Videoanalyse angeschaut haben." Ein Rüffel an den Schüler Benjamin - setzen, Sechs! Und aussetzen, wohl mindestens zwei Bundesliga-Partien.
Nagelsmann: "Ich hoffe, er wird nicht mehr als zwei Spiele gesperrt." Also für das Heimspiel gegen Frankfurt kommenden Sonntag und nach der Länderspielpause am 17. Oktober in Leverkusen. Schlimmer jedoch für Nagelsmanns Pläne: "Es ist ärgerlich, dass wir eine Halbzeit verloren haben, in der wir diese Grundordnung einüben konnten, in der wir ansonsten bisher nicht gespielt haben."
Also musste erneut eine Systemumstellung sein, zurück zur Viererkette, mit Süle als Rechtsverteidiger. Unterm Strich, und das wird der gestrenge Herr Fußballlehrer Nagelsmann mit Abstand auch so sehen, hatte die Reise nach Mittelfranken doch sein Gutes, im doppelten Sinne: Bayerns Spezialeinheit Nummer eins war die Dreierketten-Übung, es folgte eine unfreiwillige Unterzahl-Trainingseinheit. Und das "dank" Pavard.
Auch für den Trainer gab es eine Karte
Die Laune des Trainers war also schon im Keller, als er in der 64. Minute nach einem etwas längeren Wortgefecht an der Seitenlinie mit Schiedsrichter Robert Schröder die erste Gelbe Karte seiner Bayern-Trainerlaufbahn sah. "Die war unberechtigt, der Ball war nicht im Aus, das war Handspiel von Dudziak - und das ist Fakt", verteidigte sich Nagelsmann und meinte beim Thema interner Strafenkatalog: "Das legen die Spieler immer fest, sollen sie mir sagen, was ich zahlen muss - und dann spende ich das für einen guten Zweck."