Bayerns Ribéry: Monsieur L’Egoiste

Weil er unter der Woche für Frankreich spielte, aber nicht trainiert hat, liegt Franck Ribéry mal wieder im Clinch mit Trainer Louis van Gaal. Der ist sauer auf den Star nach dem 1:1 in Köln.
KÖLN So richtig Spaß hatte Franck Ribéry am Samstagnachmittag nur mit den Kölnern, mit den Gegenspielern. Vor der Partie scherzte er mit Lukas Podolski, seinem engen Kumpel aus alten Bayern-Tagen. Nach Abpfiff schakerte er mit Kölns Keeper Mondragon, gar herzhaft lachte Ribéry.
Ansonsten war der Ausflug an den Rhein für den Franzosen höchst unerfreulich. Er musste die Reise, obwohl angeschlagen und nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, mitmachen – auch deshalb, weil sich Arjen Robben, sein Alter Ego auf dem Flügel, am Freitag mit einer Grippe abgemeldet hatte. Ribéry zwickte es hier und da, auf die 1,70Meter des Franzosen verteilt. Er habe nicht von Beginn an spielen wollen, teilte Trainer Louis van Gaal nach Abpfiff mit. Es sei lediglich vereinbart gewesen, dass Ribéry als Retter in der Not einspringe – bei einem Rückstand in Köln. So kam es auch: Mit Ribéry machte Bayern den Ausgleich, allerdings war der Franzose am Tor nicht beteiligt.
Die Stimmung war trotzdem bescheiden, dies verriet ein Satz von van Gaal, als es um Ribérys Aufenthalt unter der Woche bei der französischen Nationalelf ging. „Ich wusste nicht, dass er nicht trainiert hat, aber trotzdem gespielt hat. Das war nicht so klug von ihm.“
Der 26-Jährige hatte sein in der Heimat lange ersehntes Comeback für „Les Bleus“ gegeben, spielte im Prestigeduell gegen Spanien von Beginn an, ganze 74 Minuten. Was van Gaal erzürnte.
Für Ribéry war das Spanien-Match doppelt wichtig. Erstens ging es um den Stammplatz in Frankreichs Elf, zweitens konnte er so für Real Madrid oder den FC Barcelona vorspielen. Eine reine Ego-Nummer? Für Frankreich spielte er ohne Training. Auf das Köln-Spiel hätte er am liebsten ganz verzichtet – um sich für den Marktwert-relevanten, weil europaweit beachteten Auftritt am Dienstag in der Champions League bei Florenz zu schonen und zu konzentrieren? Aktion Zukunftsplanung?
„In zwei oder drei Wochen wird es sich entscheiden“, sagte Ribéry am Sonntag in der französischen TV-Sendung „Téléfoot“: Über die Kandidaten sagte er: „Es ist nicht so, dass ich zu 100 Prozent auf Real fixiert bin. Auch Barca ist interessiert, und es gibt noch Chelsea.“ Ja, und die Bayern, die so optimistisch sind was eine Verlängerung des Vertrages über 2011 hinaus angeht? Ribéry: „Das heißt aber nicht, dass ich Bayern sicher verlasse.“
Schön, wenn man alle Optionen hat.
Patrick Strasser