Bayerns Neuer Timoschtschuk: "Ich bin ein Maximalist"
MÜNCHEN - Der Ukrainer ist eine Mischung aus Lothar Matthäus und David Beckham. Er steht auf Luxus, lässt zuweilen seinen Friseur einfliegen. Aber die Hosen hat seine Frau Nadija an.
Der FC Bayern, der sich ja gerne mal als FC Hollywood geriert. Erhält einen neuen Hauptdarsteller. Und was für einen! Anatolij Timoschtschuk ist eine der schillerndsten Spielerpersönlichkeiten in Russland. Bald will Kapitän von UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg auch in Deutschland in aller Munde sein. Der 29-jährige Ukrainer, defensiver Mittelfeldspieler von Zenit, wird zum 1. Juli für rund elf Millionen Euro zum deutschen Meister Bayern München wechseln. Aus diesem Grund kam die UEFA-Cup-Partie gegen den Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart am Mittwochabend zum Vorspielen bei den deutschen Fans genau richtig. „Ich bin Maximalist. Ich will jedes Spiel gewinnen“, sagte der „Sechser“ vor dem Hinspiel in der Runde der letzten 32. Der Wechsel von Timoschtschuk nach München wurde vor der Partie gegen den VfB endgültig besiegelt. „Wir haben uns mit St. Petersburg, mit Präsident Djukow und Trainer Dick Advocaat verständigt“, erklärte Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in Sport Bild.
Geklärt wurde dabei insbesondere die Problematik um die Ausstiegsklausel des 29-Jährigen Ende Februar. Timoschtschuk werde noch „bis zum 15. Juni für St. Petersburg spielen. Danach hat er noch zwei, drei Wochen Urlaub, bevor er zu uns kommt“, erklärte Rummenigge. Die Bayern hatten sich schon länger mit dem Ukrainer auf einen Wechsel geeinigt. Timoschtschuk gilt als Vollblut-Fußballer, der mit Köpfchen spielt. Nur selten lässt sich der 29-Jährige zu Emotionen oder dummen Fouls hinreißen. „Vermeiden muss man, dass eine endgültige Entscheidung von Emotionen diktiert wird“, sagte der UEFA-Pokal-Sieger und Supercup-Sieger von 2008. Auf dem Weg zu einem der besten Mittelfeldspieler Europas hat er nur zweimal den Verein gewechselt. 1997 ging er vom FC Volyn Lutsk zu Schachtjor Donezk, wo er zehn Jahre blieb. Im Februar 2007 gab Zenit St. Petersburg 14 Millionen Euro für ihn aus. Den Ukrainer zeichnet vor allem seine Präsenz auf dem Platz aus. Er ist ein Chef durch und durch. Er rüttelt Spieler wach, übernimmt Verantwortung, putzt aus, schaltet schnell um und verkörpert den Teamgedanken. Sein Vorbild ist dabei der deutsche Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Dessen schwarz-rot-goldenene Kapitänsbinde trug Timoschtschuk jahrelang. Es war ein Geschenk eines guten Freundes.
Abseits des Platzes gibt jedoch seine Ehefrau Nadija oft den Ton an. Diese schickte ihren „Toscha“ schon mal mit Rastalocken oder einem gelb-blau bemalten Gesicht auf den Platz. Zum Valentinstag 2008 schenkte der Zenit-Star seiner Gattin ein Luxus-Penthouse im 43. Stock eines Wolkenkratzers in Dubai. Eigentlich wollte der Fußballer eine Wohnung im 44. Stock – analog zu seiner Rücken- und Glücksnummer -, doch die waren alle schon verkauft. Kein Wunder, wenn Timoschtschuk in den Medien oft mit Glamour-Boy David Beckham verglichen wird. Und auch sonst macht Timoschtschuk alles, um nicht als 08/15-Fußballler abgestempelt zu werden. Er besitzt vier Mercedes CL 600, speist in den nobelsten Restaurants des Landes und lässt seinen Friseur eigens aus Donezk – 1500 Kilometer entfernt von St. Petersburg – einfliegen. Die blonde Mähne ist immerhin seit seiner Jugend ein Markenzeichen des Ukrainers. Dies soll es auch bald in Deutschland sein.