Bayerns neuer Abwehrboss? De Ligt macht Upamecano und Co. Druck
München - Dayot Upamecano wand sich geschickt um die Slalomstange, biss noch einmal buchstäblich auf die Zähne und jagte dann beim Sprint an der Seite von Omar Richards und Paul Wanner Youngster Gabriel Vidovic noch ein letztes Mal hinterher. Upamecano atmete tief durch, als er im Ziel angekommen war und blies seine Backen dabei auf.
Upamecano ist aktuell kein Nationalspieler
Wie schon beim Trainingsauftakt des FC Bayern tags zuvor war Upamecano auch am Dienstag bei der schweißtreibenden Vorbereitung auf die neue Saison zu beobachten. Der 23-Jährige gehört zu den Frühstartern bei den Münchnern – das hätte man vor einem Jahr nicht unbedingt gedacht.

Das Innenverteidiger-Juwel, immerhin für satte 42,5 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig verpflichtet, zählt aktuell zu den Nicht-Nationalspielern. Während die Internationalen des FC Bayern noch bis mindestens Freitag ihren Urlaub genießen, widmet sich Upamecano bereits wieder den Strapazen der Vorbereitung. "Upa", wie der Innenverteidiger genannt wird, wird schon länger nicht mehr von Frankreich-Trainer Didier Deschamps berücksichtigt, bestritt sein letztes Länderspiel im November. Eine unbefriedigende Situation für diesen so talentierten, aber eben auch inkonstanten Abwehrmann.
Upamecanos Debüt-Saison: Licht und Schatten
Speziell in der Hinrunde der vergangenen Saison leistete sich Upamecano einige Patzer, beim 0:5-Pokalaus in Gladbach etwa stand er völlig neben sich. In der Rückrunde zeigte die Formkurve dann deutlich nach oben. Als Bayern mit einem 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund die zehnte Meisterschaft in Folge perfekt machte, spielte Upamecano an der Seite von Lucas Hernández (26) herausragend in der Innenverteidigung. Erling Haaland war chancenlos gegen das Franzosen-Duo.
"Upa hat ein Topspiel und zuletzt generell weniger Fehler gemacht, die Leistung rechne ich ihm extrem hoch an", schwärmte Trainer Julian Nagelsmann, der mit dem Verteidiger schon in Leipzig zusammenarbeitete. Sportvorstand Hasan Salihamidzic sagte: "Upa ist ein Top-Mann. Wir vertrauen ihm, er wird sich weiterentwickeln."
Upamecano bekommt eine zweite Chance in der kommenden Spielzeit – die muss er aber auch nutzen, wenn er eine Zukunft in München haben will. Coach Nagelsmann und die Bosse erwarten eine Steigerung. Dazu gehört auch, dass Upamecano noch selbstbewusster auftritt. Er sei "kein Lautsprecher und wird es auch nicht werden", meinte Nagelsmann.
Haben die Bayern Matthijs de Ligt zum neuen Abwehrchef auserkoren?
Ein gewisses Maß an Führungsstärke und Kommunikation ist auf dieser so wichtigen Position aber unerlässlich. David Alaba zeigte in der Triple-Saison an der Seite von Jérôme Boateng, wie man aus der Abwehrreihe ein Team dirigieren kann. Alaba ist das Vorbild – doch einen wie ihn hat Nagelsmann derzeit nicht in seiner Mannschaft.
Daher hofft Nagelsmann inständig, dass ihm Salihamidzic und Co. noch einen Top-Innenverteidiger verpflichten. Einen, der Leader-Qualitäten hat, der stark im Zweikampf und Passspiel ist, der die Defensive lautstark organisiert. Einen wie Matthijs de Ligt eben. Laut "Sky" haben die Bayern den 22-Jährigen zu ihrem neuen Abwehrchef auserkoren. Brazzo und Nagelsmann sollen de Ligt das persönlich mitgeteilt und ihn, ähnlich wie Sadio Mané, vom FC Bayern überzeugt haben. Und dem Bericht zufolge will de Ligt unbedingt nach München wechseln!
Geht Benjamin Pavard im Gegenzug zu Juventus Turin?
In München würde der Niederländer auf seine Ex-Kollegen von Ajax Amsterdam Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui treffen. Schon vor drei Jahren bemühte sich Bayern intensiv um de Ligt, der dann für 85 Millionen Euro zu Juventus wechselte. Ab einer ähnlichen Summe soll Turin nun gesprächsbereit sein, auch wenn die Ausstiegsklausel aus dem bis 2024 gültigen Vertrag bei 120 Millionen liegt.
Für den FC Chelsea, der ebenfalls interessiert ist, kein Problem. Möglich machen könnte den Bayern-Deal laut "Sky" Benjamin Pavard, den Turin wohl in einem Tausch verrechnen würde.

Bayerns Abwehr schwächelte zuletzt bedenklich
Ein finanziell risikoreiches Geschäft, das sich für Bayern aber lohnen könnte. Denn mit de Ligt könnten die Münchner eine ihrer Schwachstellen beheben. In der Bundesliga stellten sie zwar gemeinsam mit Leipzig (je 37 Gegentore) die statistisch beste Defensive, doch nicht nur in Gladbach, sondern auch beim enttäuschenden Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen den FC Villarreal und bei weiteren Spielen wie in Bochum (2:4) schwächelte die Abwehr bedenklich.
De Ligt könnte die Rolle des Abwehrchefs übernehmen, die Nagelsmann weder Upamecano und Hernández, noch Pavard (26) sowie Tanguy Nianzou (20) zutraut. Upamecano weiß, dass der Druck auf ihn in seinem zweiten Jahr ohnehin hoch ist und mit de Ligt weiter steigen würde. Vielleicht war es auch der Gedanke an den Niederländer, der ihn beim Sprint so entschlossen dazu antrieb, seinen Trainingsvorsprung als Frühstarter unbedingt nutzen zu wollen.