Bayerns Last-Minute-Transfers: Besonders ein Deal wirft Fragen auf

München - Bereits am Dienstagvormittag haben zwei der Neuen ihre Arbeit beim FC Bayern aufgenommen.
Bouna Sarr (28) und Marc Roca (23) absolvierten ein Athletikprogramm mit Fitnesschef Holger Broich, auch am Kopfballpendel und mit dem Ball am Fuß wurde geübt. Chefcoach Hansi Flick machte sich auf dem Platz ein genaues Bild von Sarr und Roca.
Ebenfalls dabei: die Co-Trainer Hermann Gerland und Miroslav Klose. Im Laufe der Woche werden dann auch Eric Maxim Choupo-Moting (31) und Douglas Costa (30) zum Flick-Team stoßen, das in der Länderspielpause traditionell arg zusammengeschrumpft ist.
Auch Talent Thiago Dantas wechselt zum FC Bayern
Für den Rest der Saison soll das freilich nicht gelten.
Denn nach den Last-Minute-Transfers, zu denen auch Talent Tiago Dantas zählt, sehen sich die Münchner breit genug aufgestellt für diese anstrengende Saison mit vielen Englischen Wochen. Sportvorstand Hasan Salihamidzic hob die "internationale Erfahrung" von Stürmer Choupo-Moting und den "großen Mehrwert" durch Mittelfeldtalent Roca hervor.
Hamann mit Unverständnis über Sarr-Deal
Costa, der bereits von 2015 bis 2017 für Bayern gespielt hatte, sorge dafür, dass die offensiven Flügelpositionen "top besetzt" seien. Und Rechtsverteidiger Sarr bringe "Stabilität" ein. Zudem passe er "sehr gut zu unserer Spielauffassung".
Die Argumente sind allesamt nachvollziehbar, doch es gibt auch Fragezeichen - speziell beim Franzosen Sarr. Während die Ablösesumme in Höhe von geschätzt zehn Millionen Euro marktgerecht erscheint, irritiert die lange Vertragslaufzeit von vier Jahren.
Jede Position nun doppelt besetzt beim FC Bayern

Mit Chris Richards (20), der gegen Hertha BSC stark spielte, hat Bayern einen weiteren Back-up für Benjamin Pavard (24) in den eigenen Reihen. Unverständnis über den Sarr-Deal äußerte auch Didi Hamann. "Das ist wahrscheinlich die Notlösung", sagte der Sky-Experte. Richards hat nun eher mäßige Zukunftsaussichten.
Flick hingegen darf sich darüber freuen, dass jede Position in seinem Aufgebot mindestens doppelt besetzt ist. Quantitativ hat ihm Salihamidzic also einen Kader gebastelt, der für den Titelkampf in drei Wettbewerben gerüstet ist.
Aber gilt das auch für die Qualität? Im Endspurt der Sommer-Transferperiode 2019 wurden mit Philippe Coutinho (28) und Ivan Perisic (31) internationale Top-Spieler verpflichtet, die sich als wichtige Alternativen bei der Triple-Jagd erwiesen. Auf einem solch hohen Niveau haben Roca und Sarr in ihrer Karriere noch nicht gespielt, Costa und Choupo-Moting nur sporadisch.
Last-Minute-Einkäufe erwiesen sich oft als Volltreffer
Was Bayern Hoffnung machen kann: Ihre Last-Minute-Einkäufe erwiesen sich in der Vergangenheit oft als Volltreffer. Mark van Bommel (2006), Arjen Robben (2009), Javi Martínez (2012), Xabi Alonso (2014) oder Kingsley Coman (2015) verstärkten das Team auf Anhieb und prägten den Klub über Jahre.
Doch es gibt auch andere Beispiele: Massimo Oddo (2008) oder Medhi Benatia (2014) konnten die Erwartungen nicht erfüllen, beide wurden zu Flops. Gleiches gilt für Michaël Cuisance (21), der im Spätsommer 2019 aus Mönchengladbach kam und nun für eine Saison zu Olympique Marseille verliehen wurde.
Cuisance soll Spielpraxis sammeln
Beim Franzosen hofft Bayern darauf, dass er den Flop-Status in Zukunft noch ändern kann. "Michaël wünscht sich regelmäßige Einsatzzeiten. Mit Olympique Marseille wird er auch in der Champions League spielen", erklärte Salihamidzic. Cuisance werde "seinen Weg gehen, die Entscheidung jetzt wird ihm und Olympique helfen." Eine Prognose, die es erst zu beweisen gilt.
Und genauso muss sich zeigen, ob Bayerns Last-Minute-Transfers von 2020 wirklich weiterhelfen.
Wie bewerten Sie, liebe Leser, die Einkäufe des FC Bayern in dieser Transferperiode? Machen Sie mit bei unserer Umfrage!