Bayerns Kronjuwelen: Wer zum besten Mittelfeld der Historie gehört

Die AZ kürt in dieser Woche die "Champion's Eleven", die stärkste Bayern-Elf aus den Sieger-Teams der insgesamt sechs Henkelpott-Triumphe. Im heutigen Teil dieser Serie geht es um das Münchner Mittelfeld.
von  Patrick Strasser
Das beste bayerische Mittelfeld aller Zeiten: Thomas Müller, Stefan Effenberg, Franck Ribery, Uli Hoeneß und Arjen Robben (v. l. )
Das beste bayerische Mittelfeld aller Zeiten: Thomas Müller, Stefan Effenberg, Franck Ribery, Uli Hoeneß und Arjen Robben (v. l. ) © GES/Augegnklick, Bernd Feil/Imago

München - Die Chance ist da, eine einmalige Chance. Denn wer hätte gedacht, dass nach dem Dreierpack-Triumph im Wettbewerb der Landesmeister von 1974 bis ‘76 ein Bayern-Profi noch die Möglichkeit bekommen könnte, den Henkelpott ebenfalls drei Mal in Händen zu halten? Zwischen 2001 und 2013 lagen zwölf Jahre, seit dem Titelgewinn im Wembley-Stadion bis zum Coup von Lissabon vergingen nur sieben Jahre. Fünf Bayern-Profis waren in London und letzten Sonntag im "Estádio da Luz" dabei.

Javi Martínez wird den Verein wohl diesen Sommer verlassen, Jérôme Boateng bleibt noch das eine Vertragsjahr und bei David Alaba wartet man täglich auf einen Durchbruch in den Verhandlungen über einen neuen Vertrag, der über 2021 hinaus datiert ist. Stand jetzt haben Torhüter Manuel Neuer und Thomas Müller, seit Frühjahr mit Verträgen bis 2023 ausgestattet, die besten Chancen aufs Pott-Triple. 2021 soll das Finale in Istanbul steigen, 2022 in St. Petersburg und – passend zum möglichen Servus aus München – 2023 in der Allianz Arena. Welch’ Gelegenheit!

Glänzende Aussichten für Oberbayer Müller. Der "Mister FC Bayern" ist unverzichtbar als Zehner mit allen Freiheiten im Mittelfeld der "Champion’s Eleven", der stärksten Elf der sechs Henkelpott-Triumphe – diese Woche gekürt von der AZ.

Mittelfeld: "Tiger" Effenberg schlägt "Bulle" Roth

Die Idee: Die Siegermannschaften von 1974, ‘75, ‘76 sowie 2001, 2013 und 2020 werden vereint zu einer – wohl unschlagbaren– Helden-Elf. Also ist der Zutritt beschränkt, selbst für Weltstars, die den Verein entscheidend geprägt haben. Schon auf der defensiven Position in der Mittelfeld-Raute des gewählten 4-4-2 herrscht hochklassiges Gedränge. Obwohl Franz Roth, von allen aufgrund seiner Physis und des knallharten Schusses nur "Bulle" gerufen, alle drei Triumphe in den 70er mitmachte (inklusive zweier Finaltreffer) liegt Stefan Effenberg, Anführer und Kapitän der Helden von Mailand, hauchdünn vorne. Tiger schlägt Bulle.

Der Einfluss Effenbergs, von 1990 bis ‘92 und nach seiner Rückkehr 1998 vier weitere Jahre an der Säbener Straße aktiv, auf seine Mannschaft war vor allem in der zweiten Phase enorm – für Trainer Ottmar Hitzfeld galt "Effe" als verlängerter Arm auf dem Spielfeld. Nach dem dramatisch verlorenen Finale 1999 gegen Manchester United (1:2 in den letzten Sekunden der Nachspielzeit) führte Effenberg seine Bayern in einer Art emotionalem Rachefeldzug zwei Jahre später zum Titel. Auf den weiteren Plätzen dieser für eine Mannschaft spielentscheidenden Position: Bastian Schweinsteiger (Champion 2013) und Thiago (2020).

Der unaufhaltsame Robben wirbelt mit Hoeneß

Auf den Außenbahnen tummelt sich ebenso viel Weltklasse. Mehmet Scholl (2001), Franck Ribéry (2013) und der aktuelle Siegtorschütze zum 1:0 gegen Paris, Kingsley Coman, haben das Nachsehen. In dieser Siegertypen-Elf dürfen zwei ganz Große der Bayern-Historie nicht fehlen: Uli Hoeneß, jetzt Ehrenpräsident, und Arjen Robben, der Wembley-Held. Natürlich hat der Holländer die meiste Zeit auf dem rechten Flügel (wie einst Hoeneß) gewirbelt, wir stellen ihn ausnahmsweise, aber damit er – Ehre, wem Ehre gebührt – im Team ist, auf links auf (wo er auch gelegentlich spielte). Von wo er auch kam, zu stoppen war Robben selten in seinen zehn Jahren bei Bayern. Sein Tor zum 2:1 gegen Borussia Dortmund im Finale 2013 besingen die Fans heute noch: "Der Arjen hat’s gemacht!" Was stets für Gänsehaut sorgt.

Aber auch der Uli hat’s gemacht. Im Wiederholungsspiel 1974 gegen Atlético Madrid traf der pfeilschnelle Blondschopf, damals 22 Jahre jung, doppelt – zum 1:0 und 4:0. "Mein bestes Spiel überhaupt", sagt Hoeneß im Rückblick, "bei der WM danach hatte ich diese Form nicht mehr, wir hatten sie alle nicht mehr."

Und trotzdem wurde Deutschland 1974 beim Heimturnier Weltmeister. Kann man so machen.

Arjen Robben, Stefan Effenberg, Thomas Müller und Uli Hoeneß ergänzen unsere Legenden-Mannschaft, am Samstag wird die Elf mit den Stürmern komplettiert.
Arjen Robben, Stefan Effenberg, Thomas Müller und Uli Hoeneß ergänzen unsere Legenden-Mannschaft, am Samstag wird die Elf mit den Stürmern komplettiert. © AZ-Montage

Teil 1 unserer Triple-Serie: Maier, Kahn, Neuer - wer ist der beste Bayern-Torwart aller Zeiten?

Teil 2 unserer Triple-Serie: Katsche, Kaiser, Alaba, Lahm - Das ist Bayerns beste Abwehr der Historie

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