Bayerns Krisenjahre: Ende Legende – Paul Breitners Abschied vom FC Bayern

München - Eine Saison nach einem großen Turnier wie der WM 1982 in Spanien bedeutet für den FC Bayern traditionell ein Problem. Die deutschen Nationalspieler um Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner kehren mit einer 1:3-Finalniederlage gegen Italien zurück, dazu müssen die Bayern die Pleite von Rotterdam verdauen.
Am 26. Mai 1982 setzt es trotz drückender Überlegenheit eine 0:1-Pleite im Europapokal-Endspiel der Landesmeister gegen Außenseiter Aston Villa. Wenigstens holen Uli-Hoeneß-Bruder Dieter samt Turban & Co. den DFB-Pokal mit einem 4:2 gegen den 1. FC Nürnberg. 1982/83 darf es gerne wieder mehr sein als nur Rang drei in der Liga.
Neuzugänge beim FC Bayern: Glamour in der Aufstellung
Vorgeschichte/Ausgangslage: Für Torhüter Walter Junghans (zum FC Schalke), meist unglücklicher Nachfolger von Sepp Maier, verpflichtet man den belgischen Nationaltorhüter Jean-Marie Pfaff. Ansonsten holt man solide, gestandene Bundesliga-Profis wie Norbert Nachtweih (aus Frankfurt) plus die Verteidiger Wolfgang Grobe (Braunschweig), der in der Saison keine einzige (!) Minute verpasst, und Bernd Martin (Stuttgart). Glamour also. Trainer Pal Csernai gab den kreativen Isländer Ásgeir Sigurvinsson ab, der erst nach dem Wechsel zum VfB aufblühte.
Saisonverlauf/Titel-Ausbeute: Lockenkopf Pfaff, immer einen lockeren Spruch auf Lager, sollte zum Publikumsliebling werden – und das trotz seines Slapstick-Eigentores am ersten Spieltag. Ausgerechnet bei seinem Bundesliga-Einstand klatscht sich Pfaff den Ball nach einem weiten Einwurf von Bremens Uwe Reinders selbst ins Netz – das tragisch-komische 0:1. Danach fängt sich das Team um die Leitwölfe Breitner und Rummenigge, kassiert erst Mitte Oktober die nächste Niederlage.
Es geht abwärts für den FC Bayern: Weitere Liga-Pleiten folgen
Doch das 0:2 im DFB-Pokal in Braunschweig bedeutet das Aus für den Titelverteidiger – der erste Dämpfer. Zur Winterpause liegt man auf Rang zwei hinter Meister Hamburger SV. Im Frühjahr kippt die Stimmung:
Viele Unentschieden und die beinahe traditionelle Auswärtspleite in Frankfurt lassen die Bayern in der Liga abstürzen, dazu kommt das Viertelfinal-Aus (0:0/2:3) im Europapokal der Pokalsieger gegen die Schotten vom FC Aberdeen, trainiert von keinem geringeren als Alex Ferguson, der späteren ManU-Legende.

Nach zwei weiteren Liga-Pleiten muss Trainer Csernai im Mai gehen, drei Spieltage vor Ende übernimmt Assistent Reinhard Saftig als Interimscoach. Saftig sichert Platz vier und die Uefa-Cup-Teilnahme. Der HSV verteidigt die Schale, Bayern bleibt titellos.
Lehren/Konsequenzen: Erneut ging eine Ära zu Ende, diesmal die von Paul Breitner. Der Weltmeister von 1974 und Vizeweltmeister von 1982 (jeweils mit einem Finaltor, was keinem anderen Deutschen gelang) macht Schluss. Für Rummenigge unverständlich. "Paul hätte sicherlich noch ein paar Jahre dranhängen können. Er ist weder zu alt, noch zu verbraucht oder verletzt", sagte der Stürmer.
Gewitter im FC-Bayern-Paradies: Csernai vs. Hoeneß
Der eigenwillige Breitner (31) sah das anders: "Man muss auch einmal das durchziehen, was man sich vorgenommen hat. Während meiner langen Profi-Laufbahn habe ich mich viel zu oft den Wünschen anderer Leute beugen müssen."
Rummenigge erkennt resignierend: "Er hat seine Entscheidung getroffen und dann nicht mehr darüber diskutiert." Nach Saisonende begibt sich der FC Bayern auf eine lukrative Asien-Tour, bei einem Testspiel in Hongkong sieht er die Rote Karte. Nach einem Streit kommt es zum Zerwürfnis mit seinem langjährigen Kumpel, Manager Uli Hoeneß.
Auf der Trainerposition gelingt Hoeneß ein Coup: Mit Udo Lattek kehrt ein alter Bekannter zurück. Der gebürtige Ostpreuße, bereits von 1970 an viereinhalb Jahre an der Säbener Straße im Amt, kommt als Mann mit Weltstar-Duft dank der Lorbeeren von vier Titeln (errungen mit Gladbach und dem FC Barcelona).
Die Rückholaktion geht auf. In den folgenden vier Jahren führt Lattek die Bayern zu drei Meisterschaften und zwei Erfolgen im DFB-Pokal. Zum spielerischen Aufschwung trägt die Verpflichtung des dänischen Mittelfeld-Motors Sören Lerby, geholt als Breitner-Ersatz, bei.