Bayerns Jokerstürmer Klose: Eingenetzt - und eingeschnappt?

Als Nationalspieler gesetzt, fristet er bei Bayern weiter ein trübes Reservistendasein. Zwar gelang ihm nach seiner Einwechslung gegen Hoffenheim ein Treffer, doch an Mario Gomez kommt er nicht vorbei
MÜNCHEN Es war die Erkenntnis des Abends: Deutsche lupfen nicht. Der Kicker made in Germany neigt nicht zum überheblichen Heber, er ist gerade heraus, schießt mit der Picke oder mit der Innenseite. Und scheitert. Wie Mario Gomez in der Nachspielzeit, als sein Schuss zwar an Hoffenheims Keeper Timo Hildebrand vorbeiflog, aber vom Pfosten zurückprallte.
Gomez schimpfte sich selbst einen „Idioten“ und erklärte: „Ich hatte es im Kopf, den Ball drüber zu lupfen, habe mich aber nicht getraut, weil ich Deutscher bin. Deutsche machen sowas nicht“, meinte er, „ich wollte den Ball sicher am Torwart vorbeilegen; es hat nicht funktioniert. Nächstes Mal lupfe ich ihn drüber.“ Der Mann dürfte es ja im Blut haben – als Halbspanier.
Gomez (24) war’s egal. Er war bestens gelaunt nach dem 2:0 gegen Hoffenheim. Und das, obwohl er erstmals nach fünf Ligaspielen hintereinander nicht getroffen hatte. Obwohl sein Sturmkonkurrent Miroslav Klose (31) ihm das 2:0 nach dem scharfen Pass von Mark van Bommel resolut ins Tor weggegrätscht (deutsch eben) hatte. Doch Gomez war ihm nicht böse, er strahlte, lobte Klose: „Schön für ihn, freut mich. Er ist ein Super-Typ.“
Komisch nur, dass sich der Torschütze nicht recht freuen wollte. Eingewechselt, eingenetzt – und eingeschnappt? Es war sein erster Treffer in dieser Saison. Schön und gut. Aber für Klose gar nicht gut. Schlicht zu wenig. Deshalb waren seine Antworten einsilbig. Er habe sich viel vorgenommen für 2010. Wie viele Treffer? Klose: „500!“ Hinter seiner Ironie versteckte er den Frust darüber, auch künftig nur Stürmer Nummer drei zu sein. „Gomez ist unserer Torjäger und Stürmer brauchen Selbstvertrauen. Ich werde ihm das Vertrauen auch schenken“, sagte Trainer Louis van Gaal, der den hemdsärmligen Arbeiter Ivica Olic als ideale Ergänzung sieht. Und Klose bleibt nur die Bank – ausgerechnet im WM-Jahr.
Die Klose-Krux. Bundestrainer Joachim Löw hat ihn in der Nationalelf als Sturmführer gesetzt, Klose machte das entscheidende Quali-Tor beim 1:0 im Oktober 2009 in Russland. Doch was ist, wenn er die Rückrunde zumeist als Reservist und Joker verbringt? „Miro hat es sich selbst zuzuschreiben, denn er hat gerade in der Vorrunde zu wenig getan“, rügte ihn Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, „er hätte einfach mehr tun müssen, um sich dem Trainer aufzudrängen.“ Ein Anfang ist gemacht.
Doch: Es kann nur einen geben. Bei Bayern, da sich Ivica Olic nun unverzichtbar gemacht hat ebenso wie in der Nationalelf, da Löw meist mit den offensiven Mesut Özil und Lukas Podolski hinter einer Spitze angreifen lässt. Klose zeigt sich selbstbewusst nach dem Tor: „Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, dass ich von Anfang an spiele.“
Ob es bis März dauert? Am 3.3. spielt die Nationalelf in München gegen Argentinien.
Patrick Strasser