Bayerns irrer Titelkampf: „Alles wie befreit!"

MÜNCHEN - Mit dem starken 3:0 gegen Leverkusen wahrt der Rekordmeister die Chance auf die Meisterschaft. Und Manager Hoeneß meint: „Da hätten wir sogar sechs oder acht Stück schießen können“
Jetzt fehlen nur noch drei Dinge: ein Patzer von Tabellenführer Wolfsburg – und zwei weitere Siege über Hoffenheim und Stuttgart. In der Form von Dioenstagabend jedoch dürften die von Jupp Heynckes ins Leben zurückgeholten Bayern das auch noch schaffen. 3:0 (0:0) nahmen sie Bayer Leverkusen auseinander – und bleiben den Niedersachsen im Nacken. Da auch Hertha gewann geht der irre Meisterkampf weiter!
Dabei war die Partie holprig losgegangen. Heynckes, der vor dem Anpfiff nicht vom Titel reden wollte („Wir haben bei meinem Antritt die direkte Champions-League-Qualifikation als Ziel ausgegeben“), musste seine Startelf umstellen. Und plötzlich war Lucio, einer der besten Manndecker der Welt, Rechtsverteidiger.
Denn der eingeplante Hamit Altintop hatte sich beim Warmmachen eine Zerrung zugezogen. Somit durfte Daniel van Buyten neben Martin Demichelis ran. Immerhin konnte Franck Ribéry nach überstandenen Nackenproblemen wieder mitwirken. Auch der in Cottbus überzeugende José Sosa durfte sich erneut in der Zentrale versuchen. Dennoch taten sie sich enorm schwer gegen die Leverkusener.
Die ersten Schritte auf dem Weg zum nächsten Titel, zum 22. Titel des Rekordmeisters fielen schwer. Der Druck lähmte in Halbzeit eins – vor allem Sosas Kreativität. Auch Ribéry verlor viele Bälle. Der Ertrag der ersten 45 Minuten: Ein Knaller von Lukas Podolski an die Latte – aus Abseitsstellung (24.) und zwei eher harmlose Ribéry-Schüsschen (39./41.).
Dabei war auch zu diesem Zeitpunkt schon alles bereitet für den nächsten Sieg. Die Spieler sollten auf keinen Fall durch Zwischenergebnisse der Titelrivalen abgelenkt werden. Die Stadionregie war angewiesen, keine Treffer von Wolfsburg und Hertha durchzugeben. Volle Konzentration auf die eigene Stärke. Genau die jedoch vermisste Karl-Heinz Rummenigge bis zur Pause. „In den ersten 30 Minuten waren wir zu passiv“, sagte der Vorstandschef, „erst danach sind wir zu Torchancen gekommen. Das muss unser Stil sein.“
Der Meister-Stil! Und als hätten die Spieler ihren Boss gehört, kamen sie aus der Kabine. Gleich der zweite Angriff brachte die Führung: Der überragende Lukas Podolski legte herrlich für Luca Toni auf – und der Italiener brachte den Ball irgendwie am stolpernden Adler vorbei. Egal, 1:0. Und es war auch Podolski, der nach einem Alleingang das 2:0 auf dem Fuß hatte (56.). Plötzlich war er da, der meisterliche Fußball! Da war das, wovon Ex-Trainer Klinsmann immer nur geredet hatte: One touch, Offensive, Aggressivität, blitzschnelle Kombinationen!
Die folgenden Bayern-Tore – traumhaft! Nummer zwei: van Buyten nimmt Renato Augusto den Ball ab, langer Ball auf Ribéry, ein Sprint, Doppelpass mit Podolski – 2:0 (58.). Nummer drei: Schweinsteiger- Solo auf rechts. kurzes Verzögern, Ablage auf Podolski, Sommermärchen im Mai 2009 – 3:0 (71.).
Als würde Heynckes mit jeder Halbzeitansprache jeden Spieler ein bisschen besser machen. So kann’s weitergehen, so muss es weitergehen. Jetzt wird beim FC Bayern Fußball wieder gespielt und nicht mehr geredet. Jetzt wird beim FC Bayern wieder gelacht. Hoffentlich auch zuletzt. Am 23. Mai.
jos/ps
Die Statistik zum Spiel
FC Bayern: Butt – Lucio, van Buyten, Demichelis, Lahm – van Bommel – Sosa (70. Ze Roberto), Ribery – Schweinsteiger (86. Ottl) - Toni (86. Klose), Podolski.
Leverkusen: Adler – Castro, Friedrich, Sinkiewicz, Kadlec – Rolfes – Renato Augusto, Vidal (70. Barnetta), Toni Kroos (90. Schwegler) – Helmes, Kießling.
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 1:0 Toni (47.), 2:0 Ribery (59.), 3:0 Podolski (71.)
Zuschauer: 69 000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Ribery (4) – Kadlec (5/1), Castro (5/4), Friedrich (4), Vidal (10)