Bayerns goldene Zwanziger
Rückkehrer Toni Kroos und Senkrechtstarter Thomas Müller sind das neue Traumduo: „Wir harmonieren gut – auf dem Platz und privat“
MÜNCHEN Toni Kroos geht nicht gerne aus, sein Lieblingsplatz in München ist, wie er im aktuellen Bayern-Jahrbuch verrät, „mein Zuhause“: das Haus mit Garten in Germering, in dem der Leverkusen-Rückkehrer zusammen mit Freundin Jessica und den zwei Beagles Julius und Lennox lebt. „Die Hunde sind unsere Augensterne“, sagte Kroos mal.
Es ist ein Satz, der sicher auch von Thomas Müller stammen könnte. Auch Müller mag schließlich Tiere. Mit seiner Frau Lisa und Labrador-Hündin Micky wohnt er in einem Haus mit Garten, ihre gemeinsame Leidenschaft sind die beiden Pferde Lou und Walter.
So weit, so beschaulich, so wunderbar normal.
Gar nicht normal aber war das, was die beiden 20-Jährigen mit den akkuraten semmelblonden Haarschöpfen am Freitag in der neunten Minute des 2:1-Sieges zum Bundesliga-Auftakt gegen Wolfsburg veranstalteten. Einen halbhohen Pass von Müller leitete Kroos da per Lupfer weiter, erneut Müller nahm den Ball gekonnt in der Luft an, legte ihn sich in hohem Bogen selbst vor und schlenzte ihn ins Tor. „Dass ich den so verwerte, hat mich aber selbst gewundert“, sagte Müller, „aber der Pass war so gut, da musste ich was versuchen.“
Und so kamen Fans, Mitspieler und Müller selbst in den Genuss einer ganz neuen Erfahrung. Torgefährlich war Müller schließlich schon immer, aber „für besonders schöne Tore war ich ja bisher nicht wirklich bekannt“, wie Müller meinte – und gleich noch ein Kompliment an den Vorbereiter hinterherschickte. „Es macht einfach Spaß, mit so einem tollen Kicker wie Toni zusammen zu spielen. Er weiß, was er zu tun hat, und er hat natürlich auch die Qualität dafür.“
Da scheinen sich zwei gefunden zu haben beim FC Bayern: Der schnörkellos spielende Vollstrecker Müller und der trickreiche Vorbereiter Kroos, der dem Spiel des Gleichaltrigen zu mehr Schönheit verhilft und am Freitag auch schon alle Freistöße treten durfte. „Wir harmonieren gut miteinander – auf dem Platz und auch privat“, sagte Müller, „Toni hat ähnliche Vorstellungen wie ich, wo die Räume auf dem Platz sind. Er weiß, wo der Ball hin soll, wir erahnen unsere Laufwege. Ich spiele gerne mit ihm.“
Kroos gibt das Kompliment zurück: „Thomas weiß einfach, wo das Tor steht. Ich denke, wir haben das beide gut hinbekommen heute.“
Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge lobte: „Das war eine sehr schöne Vorlage von Toni Kroos und ein technisch astreiner Abschluss von Thomas Müller.“ Auch Franck Ribéry, zusammen mit dem verletzten Robben eigentlich der Mann für die besonderen Momente beim FC Bayern, lobte die neuen Golden-Boys des Meisters. „Das sind beide gute Spieler. Die haben eine gute Technik, der Ball ist ihr Freund.“
Noch vor zwei Wochen schien es so, dass nur für einen der beiden Platz sei in der Mannschaft. „Müller und Kroos konkurrieren auch für den Platz auf der Zehn“, hatte Coach van Gaal gesagt. Durch die Ausfälle von Robben und Ivica Olic rückte Müller nun rechts ins offensive Mittelfeld, Kroos gibt bis auf weiteres den Müller. Statt Müller oder Kroos heißt es nun Müller und Kroos. Und auch nach Robbens Rückkehr könnten die zwei Jungstars durchaus weiter zusammenspielen. Van Gaal dachte schon während der Vorbereitung daran, Müller ins Sturmzentrum zu stellen. Dann wäre er noch näher bei Kroos.
Filippo Cataldo