Bayerns Gegner: Die grüne Gefahr

Stell dir vor, du kannst das Triple holen – und verlierst im Vorspiel gegen Werder Bremen.Vor dem Pokalfinale in Berlin geben sich Schaaf & Co. selbstbewusst. Rummenigge warnt
MÜNCHEN Mailand, Madrid – ach Hauptsache Finale. Acht Tage sind es noch bis zum größten Spiel des FC Bayern in der jüngeren Vereinsgeschichte, bis zum Endspiel um Europas Thron gegen Inter Mailand am 22. Mai im Estadio Bernabeu.
Doch vor dem Finale ist vor dem Finale. Was für andere Vereine der absolute Höhepunkt des Jahres wäre, ein DFB-Pokal-Endspiel in Berlin (Anstoß 20.00 Uhr, ARD live), ist für die Bayern das Vorspiel. Ein Pflichtsieg. Denn: Ohne Pott kein Triple. Stell Dir vor, der Rekordmeister hat die einmalige Chance auf den größten Coup in 110 Jahren – und verliert vorher am Samstag gegen Bremen. Die grüne Gefahr.
Natürlich wird keiner den Bundesliga-Dritten unterschätzen. Doch in Bremen spürt man, dass dieses Cup-Finale für die Bayern nur eine Etappe auf dem Weg zur ganz großen Nummer sein soll. „Von uns redet keiner", sagte Bremens Kapitän Torsten Frings. „Das ist auch gut so. Umso mehr sind wir heiß auf dieses Spiel, uns hat keiner auf dem Plan. Das war 1999 auch so, da war es auch nur ein Frage des Ergebnisses, wie hoch wie verlieren.“ Die Bremer siegten im Elfmeterschießen – und Meister Bayern hatte zuvor auch noch das Champions-League-Finale gegen Manchester verloren. Also war Werder schon mal Cupverderber.
Sollen die Münchner doch in diesen Tagen an Inter denken, Werder hat nur ein Ziel, sie wollen Championsleaguefinalteilnehmerbesieger werden. Eine Zusatzmotivation: Nur wenn Bremen gewinnt, dürfen sie am 7. August in Augsburg zum lukrativen DFB-Supercup gegen Meister Bayern antreten. Holt die Elf von Trainer Louis van Gaal das Double, darf Vize-Meister Schalke ran.
„Bayern ist momentan die beste Mannschaft“, sagte Werder-Keeper Tim Wiese und fügte hinzu: „Aber wenn du vor der Saison 65 Millionen investierst, ist das auch kein Wunder.“ Daraus zieht man im Norden die Motivation. Wiese: „Wenn wir gewinnen, ist es umso schöner.“ Und Frings: „Es gibt nichts schöneres, als gegen Bayern zu gewinnen.“
Die Bayern lassen sich nicht locken, einzig Thomas Müller, für den das Berliner Finale eine Premiere ist, konterte: „Das Schönste, was es gibt, ist im ersten Jahr DFB-Pokalsieger gegen Bremen zu werden.“
Gegen Thomas Schaaf? Es gibt keinen Trainer, der so viel Final-Erfahrung hat. Werder steht das zehnte Mal im Endspiel, das neunte Mal mit Schaaf. Der 49-Jährige war viermal als Spieler dabei, nun will er das sechste Mal den Pott stemmen. „Wenn ich ans Finale in Berlin denke, bekomme ich eine Gänsehaut“, sagt Schaaf.
Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge jedenfalls warnt schon: „Das wird kein Selbstläufer. Werder ist eine Mannschaft, die in den letzten Wochen nicht nur attraktiven, sondern auch sehr erfolgreichen Fußball gespielt hat.“
Eine weitere Stolperfalle könnte das locker-souveräne 3:2 der Bayern Ende Januar sein; zu überlegen war man da. Ein Auswärtssieg, der leichtsinnig macht? „Da hatten wir zehn 100prozentige Torchancen, das werden wir diesmal nicht bekommen“, sagte Philipp Lahm am Donnerstag, „aber man muss ja nur die letzten Spiele von Bremen anschauen. Sie verteidigen jetzt besser und stehen defensiver.“ Auch Arjen Robben erinnert sich, dass „man acht, neun Tore“ hätte machen können in diesem Spiel. Berlin wird anders.
Womöglich das kniffligere der beiden Finals. Wer will sich vor Madrid schon verletzen? Wer schätzt Werder wirklich stärker ein als Inter?
„Wir wollen mindestens noch ein Finale gewinnen“, sagte Robben, mit der Betonung auf: mindestens. „Wenn ich wählen müsste, dann natürlich das in Madrid.“ Keiner wird ihm widersprechen.
Patrick Strasser, Frank Hellmann