Bayerns Euro-Fighter

Schwärmereien vom „Nonplusultra im Vereinsfußball“. Doch was ist mit der Liga?
MÜNCHEN Sechs Niederlagen in der Bundesliga, nimmt man das 2:4 im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen hinzu, sind es sogar sieben. Eine schöne Packung, diese Bilanz des FC Bayern in der aktuellen Saison auf nationaler Ebene. Gänzlich anders das Bild in Europa: Ungeschlagen ist die Klinsmann-Elf in acht Partien der Champions League, das ist europaweit die beste Bilanz – mit den meisten geschossenen Toren nach dem 12:1 (5:0 und 7:1) im Achtelfinale gegen Sporting Lissabon sowieso. Und genau das stinkt Jürgen Klinsmann, diese Diskrepanz. „Die Champions League hat nicht Priorität, sondern die Bundesliga, das ist eine fatale Denkweise“, meinte der Coach.
Doch so denken offenbar einige Spieler – auch wenn sie das sicher nie öffentlich erklären würden. 2008 wurde nach dem Umbau der Mannschaft mit acht Neuzugängen im Sommer 2007 das Double geholt. Meisterschaft und Pokal haben wohl einige Profis eine Spur zu satt gemacht, eine Titelverteidigung ist nicht das, was Franck Ribéry oder etwa Luca Toni noch zu wilden Freudentänzen wird hinreißen können.
Die Champions League hat den Zauber, die Flutlichtspiele, die Duelle mit den Großen der Zukunft. Lyon statt Bielefeld, Barcelona statt Bochum – das Credo der Euro-Fighter?
Luca Toni: "Rom ist mein Ziel"
„Rom ist mein Ziel. So viele Titel habe ich in meiner Karriere ja bisher noch nicht gewonnen“, sagte etwa Stürmer Luca Toni, der seine erste Saison in Europas Prestige-Wettbewerb spielt. Schon oft betonte der 31-Jährige: „Für den Sieg in der Champions League spiele und trainiere ich jeden Tag.“ Faxen inklusive. „Wenn wir den Pokal holen, laufe ich nackt über den Marienplatz.“ Na ja, nicht ganz. Wenige Tage später relativierte der Beau: „In Boxershorts.“ Für seinen zweiten Meistertitel hat der letztjährige Torschützenkönig keinen Strip oder ähnliches angekündigt.
In der Meisterschaft mau und in Europa eine Schau – nicht allein ein Malus der aktuellen Mannschaft. Schon in den 70er Jahren war der Alltag Bundesliga eher lästiges Beiwerk. Als Sieger im Europapokal der Landesmeister wurden Beckenbauer, Maier, Müller und Co. in der Saison 1974/75 gar nur Zehnter, im Jahr darauf reichte es nur zu Rang drei. Doch es geht auch anders. Als die Bayern unter Trainer Ottmar Hitzfeld 1999 das Champions-League-Finale erreichten, wurde sie Meister. Im Jahr 2001 glückte sogar der Doppelpack: Meisterschale und Henkelpott.
Was ja tatsächlich noch drin ist. „Jedem ist bewusst, dass wir noch zwei Titel holen, aber auch mit leeren Händen dastehen können“, meinte Philipp Lahm am Montag. Doch ob es für ihn wie Bastian Schweinsteiger ein Mega-Triumph wäre, zum dritten respektive fünften Male Deutscher Meister zu werden, ist fraglich. Da zählt schon eher der Henkelpott, das „Nonplusultra im Vereinsfußball“ wie Lahm sagte. Im Frühjahr 2008 hatte Lahm seinen Vertrag bei Bayern trotz einer Offerte des FC Barcelona verlängert. Und meinte dann: „Mein großes Ziel ist es, einmal im Leben diesen Pokal in Händen zu halten. Am liebsten mit Bayern. Daher habe ich verlängert.“ ps/rf