Bayerns Bolzplatzkicker: Jamal Musiala startet durch

Musiala steht für Sané gegen Hertha in der Startelf der Bayern. Er trifft und wird gefeiert. Nagelsmann lobt "seine Bescheidenheit".
von  Patrick Strasser
Im Stile eines Torjägers: Bayern-Juwel Jamal Musiala (18) erzielt das 3:0 gegen Hertha.
Im Stile eines Torjägers: Bayern-Juwel Jamal Musiala (18) erzielt das 3:0 gegen Hertha. © picture alliance/dpa

München - Das wollte Julian Nagelsmann explizit noch einmal unterstreichen. "Die Einwechselspieler haben viel Energie reingebracht", betonte der Bayern-Trainer nach dem 5:0 gegen Hertha BSC. Er dachte dabei sicher an einen: an Leroy Sané, der im Zentrum der Diskussionen der letzten Woche stand und sich bei Anpfiff auf der Bank wiederfand.

Sané wurde auf die Bank verdrängt

Nagelsmanns Entscheidung gegen Sané in der Startelf bezeichnete Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei "Sky" als "Tiefschlag" und kritisierte den 25-Jährigen. "Sané hat in den letzten Spielen im Endeffekt enttäuscht."

Er habe eine "hohe Qualität", doch der Ex-Premier-League-Profi von Manchester City müsse mehr liefern, man "erwartet von so einem Millionen-Transfer (rund 45 Mio. im Sommer 2020, d. Red.) ein bisschen mehr", so Matthäus.

Nagelsmanns Taktik ging auf

Sanés Bankplatz begründete Nagelsmann vor dem Spiel so: "Wir haben eine andere Struktur, in der es mit Serge Gnabry und Jamal am Anfang etwas besser passt." Weil Musiala neben Thomas Müller fast wie ein zweiter Zehner agierte, um Alphonso Davies die Überholspur auf der Autobahn links zu überlassen. Klappte bestens.

Sané lieferte als Joker ab

Und der zuletzt viel kritisierte Sané lieferte als Joker ab. Er bereitete neun Minuten nach seiner Einwechslung (61.) Robert Lewandowskis zweiten Treffer erstklassig vor. "Was mir gefällt: Er kommt rein, gibt sofort Gas", lobte Nagelsmann, "er lässt sich null hängen. Er will, probiert, macht und wenn ihm was gelingt, sieht man seine außergewöhnliche Qualität."

Zeigt die Leistungskurve demnächst kontinuierlich nach oben? Nagelsmann im ZDF: "Ich bin ganz ruhig und entspannt bei dem Thema. Das wird alles sehr, sehr gut werden." Wie bei Jamal Musiala, dem Unaufhaltsamen, der trotz aller Lobhudelei Sané erst einmal verdrängt hat.

Musiala ist zu gut für die Ersatzbank

Der Deutsch-Brite ist in seiner erst zweiten Profi-Saison mittlerweile zu gut für die Ersatzbank - mit gerade einmal 18,5 Jahren, 43 Pflichtspieleinsätzen im Bayern-Trikot (durchschnittliche Spielzeit: knapp 35 Minuten), zehn Treffern und drei Vorlagen. Bei seiner Auswechslung erhielt Musiala von den Rängen stehende Ovationen der 25.000 Fans - nicht nur für seinen Treffer zum 3:0 (49.), den er im Stile eines Torjägers erzielt hatte.

Super Ballkontrolle und schwindelerregende Geschwindigkeit 

Ballmitnahme und -kontrolle in atemberaubender und für die Gegenspieler schwindelerregender Geschwindigkeit und dann ein satter, trockener Schuss ins lange Eck. In der Jugend des FC Chelsea hatte der gebürtige Stuttgarter Mittelstürmer gespielt - hilft ihm nun auch als verkappter Linksaußen mit Zug zum Tor.

Mega-Talent mit gewisser "Bolzplatzmentalität"

Nagelsmann schwärmte über das Mega-Talent, das 2019 ablösefrei aus der Chelsea-Jugend an die Säbener Straße kam: "Er hat ein unglaubliches Potenzial. Das ist schon außergewöhnlich." Vor allem dessen "gewisse Bolzplatzmentalität". Der Chefcoach hat erkannt: "Meine größte Aufgabe ist es, die ihm nicht auszutreiben, das muss er beibehalten."

Auf dem Rasen ist Musiala frech und draufgängerisch - außerhalb des Platzes schüchtern und scheu. "Das Schöne ist", so Nagelsmann, "dass er unheimlich bescheiden ist und sich nicht abfeiert für Tore".

Musiala: "Tore schießen macht einfach Spaß"

Der 18-Jährige meinte zu seinen zuletzt vier Torbeteiligungen in drei Pflichtspielen innerhalb von sieben Tagen: "Es ist ein sehr gutes Gefühl, wieder Rhythmus aufzubauen. Tore schießen macht einfach Spaß. Es findet alles zusammen und es fängt an zu klicken. Wir spielen richtig guten Fußball." Wozu der Jamal, der Bolzplatzkicker, derzeit eine Menge beiträgt.

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