Bayerns Agenda 2010
„Meister werden, den Pokal holen und nach Möglichkeit die Champions League gewinnen“: Beim Rekordmeister reifen Träume vom Triple – Teamgeist, Robbery und van Gaal sollen’s richten.
MÜNCHEN 610 Tage, also bald beinahe knapp zwei Jahre war der FC Bayern nicht mehr Tabellenführer. Da nimmt man gerne alles mit. Alles, was geht. Auch wenn es nur für eine Nacht wäre. Ein Seitensprung auf Platz eins – mit einem Sieg im Eröffnungsspiel der Bundesliga-Rückrunde am Freitag (20.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) gegen die TSG Hoffenheim wäre es geschafft.
Ein Stundenglück womöglich, aber egal. 19 Stunden später kann Tabellenführer Bayer Leverkusen nachziehen, die Spitze zurückerobern. Den Bayern ist’s egal. Es geht ums gute Gefühl. Und darum, der Konkurrenz Angst zu machen. „Wir wollen gleich ein Signal an die Liga geben“, sagte Torwart Jörg Butt. „Die Möglichkeit, mit einem Sieg gleich Erster zu sein, wäre nicht so schlecht“, meinte Bastian Schweinsteiger. Ende 2008 waren die Bayern ebenfalls mal Tabellenführer für eine Nacht, aber am Ende eines Spieltages schon seit 51 Runden nicht mehr, macht zwei Vorrunden und eine Rückrunde. Dank der Aufholjagd am Ende der Vorrunde mit vier Siegen in Serie geht man an der Säbener Straße wie selbstverständlich davon aus, dass das Überholmanöver nur eine Frage der Zeit ist. Präsident Uli Hoeneß: „Wir werden sicher schon bald wieder oben stehen.“
In der Bundesliga. Das wäre der erste Schritt. Zwei weitere Streiche sind in Planung. Auf dem Cover des Mitglieder-Magazins heißt die Zeile „Drei gute Vorsätze für 2010“ – also drei Titel. Mario Gomez gibt es vor: „Wir wollen Meister werden, den Pokal holen. Und die Champions League nach Möglichkeit gewinnen. Und ich denke, wir können es erreichen. Es ist immer alles möglich“ Das Triple – in 110 Jahren ist dies dem FC Bayern noch nie gelungen. Warum es diesmal klappen soll: Bayerns Agenda 2010.
Der Teamgeist
Durch die Transfers von Toni (zu AS Rom), Breno und Ottl (beide nach Nürnberg) sowie Baumjohann (zu Schalke) wurde der Kader ausgedünnt. Mögliche unzufriedene Reservisten drücken nicht mehr aufs interne Klima. Luca Toni liegt Bossen und Team nicht mehr auf dem Gemüt. Dass er weg ist, „ist gut für ihn und die Mannschaft“, sagte Kapitän Mark van Bommel im „kicker“, „weil er nicht einfach ist, wenn er nicht spielt.“ Der verringerte Kader fördert die Fokussierung.
Robben/Ribéry
In der Vorrunde fehlte fast immer einer der beiden. Arjen Robben hat sich mittlerweile akklimatisiert, wird gegen Hoffenheim – obwohl angeschlagen – beginnen. Franck Ribéry hat bislang nur sechs Ligaeinsätze (ein Tor), ist wie ein Neuzugang. „Es ist wichtig, dass er bald dabei ist“, sagte Schweinsteiger, „er ist so ein guter Fußballer, ihn kann man auch aufstellen, wenn er nicht ganz fit ist.“ Was der Trainer stets anders sieht.
Louis van Gaal
„Ich glaube, wir werden gut bleiben“, sagte der Coach. Den holprigen Start in der Hinrunde (zwei Punkte aus drei Spielen) hatte er einkalkuliert. Der Holländer setzt darauf, dass er wie bei vielen seiner Stationen (Amsterdam, Barcelona, Alkmaar) eine stärkere und punktereichere Rückrunde erlebt. Mannschaft und Coach haben sich aneinander gewöhnt, der Stamm von 15 Spielern steht.
Damit aus einem One-Night-Stand magische Nächte werden.
Patrick Strasser