Bayernboss schimpft: Rummenigge als Kalle Valentin

Bayerns Vorstandsboss legt nach – und kritisiert die TV-Experten Matthäus und Berthold. Der wehrt sich: „Ich verstehe solche Rundumschläge nicht, wünsche mir mehr Gelassenheit”
MÜNCHEN Die ersten Gelben Karten hatte Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch an Mehmet Scholl und Oliver Kahn verteilt, die öffentlich-rechtlichen TV-Experten. Der eine, Trainer im eigenen Stall bei FC Bayern II, erhielt die deutlichste Warnung. ARD-Mann Scholl müsse sich entscheiden, „welchen Weg man gehen will: den als Trainer oder den als Experten. Beides harmoniert nicht”, erklärte der Vorstandschef.
Bei weiterer Zuwiderhandlung droht irgendwann das Lothar-Exil, sprich die ewige Verbannung von jeglichen Ämtern im Verein für Ex-Profis. „Der hat sich irgendwann um Kopf und Kragen geredet und sich die Tür beim FC Bayern am Ende selbst zugeschlagen”, sagte Rummenigge (56) über Matthäus, seit Saisonbeginn bei „Sky” unter Vertrag.
Nun hat sich Rummenigge im Vorwort des „Bayern”-Magazins (das jedes der 185 000 Mitglieder abbonnieren kann) zum Heimspiel gegen den FSV Mainz (15.30 Uhr, Sky und Liga total! live) den Rest der Experten-Gilde zur Brust genommen. Dabei zitiert er die Münchner Komiker-Institution Karl Valentin mit seinem Credo: „Es ist alles gesagt, nur noch nicht von allen.” So wird Rummenigge zu Kalle Valentin. Ohne es zu versäumen, seinem Lieblings-Analysten Matthäus nicht noch eine mitzugeben. Das Thema: Die Integration und Einschätzung von 40-Millionen-Euro-Neuzugang Javi Martínez, der gegen Mainz erstmals in der Startelf stehen könnte. Rummenigge: „Unser alter Freund Lothar Matthäus fand zum Basken überraschend heraus: ‚Es ist eine neue Liga, eine neue Sprache.‘ Und wer kennt sich damit besser aus als Lothar?”
Zweiter Fettwegbekommer ist Thomas Berthold, von 1991 bis ’93 beim FC Bayern, ein höchst unglückliches Engagement, vor allem in der zweiten Saison. Der damalige Schatzmeister Kurt Hegerich schimpfte ihn den „bestbezahlten deutschen Golfprofi nach Bernhard Langer”. Nun arbeitet Berthold (48) für „Sport1”. Rummenigge nennt ihn in der Mitgliederzeitschrift „der frühere Weltklassefußballer, der zu seiner Zeit bei Bayern die Massen in Ektase versetzte” und ätzt: „Er wusste am 27.August: ‚Martínez ist zu teuer.‘ Fünf Tage später analysierte er seine Analyse und wusste plötzlich: ‚Martínez ist Gold wert.` Manchmal habe ich das Gefühl: Viele unterschreiben sofort bei ihrem Wechsel zu Bayern München einen Vorvertrag als Experte.” Da hat sich wohl etwas aufgestaut bei Rummenigge in letzter Zeit.
Auf diese Aussagen angesprochen, sagte Berthold der AZ: „Ich habe beim Thema Martínez immer im Konjunktiv gesprochen. Solche herausgepickten Aussagen jetzt herzu- nehmen – das hat doch keine Qualität, Auf so einem Niveau möchte ich mich nicht bewegen. Zusammengefasst: Er hat einen Aufsatz geschrieben und das Thema verfehlt. Ich verstehe solche Rundumschläge nicht, da würde ich mir mehr Gelassenheit wünschen.”
Berthold weiter: „Ich habe ein gutes Verhältnis zu Uli Hoeneß, das langt mir. Beim Uli weiß man, woran man ist, der ist gerade heraus.” Und das Verhältnis zu Rummenigge? „Wir haben eine WM zusammen gespielt.” Das war in Mexiko, 1986. Berthold: „Nein, kein Kontakt.” Wäre auch verwunderlich. In der Sache Martínez bleibt Berthold bei seiner Aussage: „Für mich ist er immer noch zu teuer. Hoeneß hat selbst gesagt, dass für ihn die Ablöse zu hoch ist. Und Uli ist ein Unternehmer, das sagt doch alles.” Gut, dass am Samstag wieder gekickt wird.