Bayern wittert eine Verschwörung

Die Klinsmänner verspielen beim 2:2 in Stuttgart in der Nachspielzeit den Sieg – und macht Schiedsrichter Kinhöfer, VfB-Keeper Jens Lehmann und die DFL als Schuldige aus.
von  Abendzeitung
Unschuldig? Massimo Oddo kann nicht verstehen, dass er nach seiner Kung-fu-Einlage von Schiedsrichter Kinhöfer die Rote Karte bekam.
Unschuldig? Massimo Oddo kann nicht verstehen, dass er nach seiner Kung-fu-Einlage von Schiedsrichter Kinhöfer die Rote Karte bekam. © Sampics/Augenklick

Die Klinsmänner verspielen beim 2:2 in Stuttgart in der Nachspielzeit den Sieg – und macht Schiedsrichter Kinhöfer, VfB-Keeper Jens Lehmann und die DFL als Schuldige aus.

STUTTGART Der Ball! Ja, um Himmels Willen, was war denn mit dem Ball? Unverschämt, dass diese Kugel, eben kein Fabrikat der Bayern-Hausmarke, so zielsicher den Weg zum 2:2 ins Tor gefunden hat. Den Ball hat keiner der Bayern beschuldigt, er blieb verschont. Das Wetter? Nichts auszusetzen? Der Rasen? Der war schon in Lyon recht tief. Der Wettergott in Frankreich hatte also was gegen die Bayern, doch den hatten sie ausgetrickst.

Nicht aber die DFL. Da kämpft der FC Bayern gegen die Übermächtigen in Europa, alleine gelassen von den bereits vorzeitig ausgeschiedenen Schalkern und den umherdümpelnden Bremern, und dann so was: Eine Verschwörung!

Was war passiert? Die Bayern mussten nach der Partie in Lyon am Mittwoch beim VfB am Samstag antreten, nicht am Sonntag. Die Spielplaner, die DFL, wollte es so. Und ausgerechnet Hoffenheim durfte erst gestern ran. „Ich habe nicht mitgekriegt, dass Hoffenheim und Schalke unter der Woche irgendwie tätig waren. Aber wir spielten in der Champions League und halten in Europa unsere Knochen hin“, schimpfte Hoeneß, „das finde ich total unfair. Das ist ein absoluter Witz.“ Er kürte die Ansetzung schließlich zum „Witz der Woche“. Sicher, am Sonntag, mit 25,5 Stunden verlängerter Pause, hätte man gewonnen. Glauben sie wohl. Oder mit einem anderen Schiedsrichter.

Der war doppelt schuld. Ach, alle und alles war gegen sie. Als schicke der Himmel zum Vorrundenschluss noch eine Verschwörung. Erst verpasste Thorsten Kinhöfer Massimo Oddo für seine Kung-fu-Einlage gegen Träsch die Rote Karte und den Bayern einen Schock. „Absolut unverständlich, das war gar keine Karte. Oddo geht zum Ball, sieht seinen Gegner nicht. Der Schiri hat die Wende heraufbeschworen“, schimpfte Trainer Jürgen Klinsmann wie selten und sah im Rot für Oddo gar eine „fatale Entscheidung“. Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell fand die Ahndung „absolut okay“, wie er der AZ sagte, „das war rücksichtsloses Spiel von Oddo, da war der Fuß einfach zu weit oben.“

Und weil Oddo fehlte, kassierten die Bayern noch den Ausgleich? Bei einer Standard-Situation? Es ging ihnen um Jens Lehmann, der im Tete-à- Tete der Torhüter Michael Rensing behindert haben soll. „Bei der Faustabwehr steht Jens im Weg, danach fällt er über ihn rüber“, mokierte sich Klinsmann. Rensing jammerte: „Spätestens nach der zweiten Aktion, als ich am Trikot gezogen werde, hätte man pfeifen müssen.“ Dazu Amerell: „Das war absolut okay, da lag keine Behinderung vor. Rensing sollte den Fehler bei sich suchen und den Ball richtig wegfausten, dann kommt es nicht zu so einer Situation.“ Klartext.

Die Bayern besannen sich schließlich auf sich, lobten die „sagenhafte Energieleistung“. Hoeneß weiter: „Die Moral stimmt. Die Fitness stimmt. Was will man mehr?" Vielleicht eine Prise Coolness.

Patrick Strasser

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