Bayern: Wiedersehen mit einem Unterschätzten
Bordeaux-Kapitän Diarra scheiterte einst beim FC Bayern – an Owen Hargreaves und Manager Uli Hoeneß.
MÜNCHEN Die Ahnenreihe kann sich sehen lassen: Klaus Allofs, Manni Kaltz, Dieter Müller, Patrick Battiston, Eric Cantona, Bixente Lizarazu, Johan Micoud, Jean-Pierre Papin, Jean Tigana, Marius Trésor, Alain Giresse, Sylvain Wiltord, Didier Deschamps und ein gewisser Zinédine Zidane - sie alle trugen einst das Trikot von Girondins Bordeaux.
Der aktuelle Kader des französischen Meisters glitzert nicht ganz so hell. Nur Yoann Gourcuff sticht mit dem Champions-League-Sieg 2007 mit dem AC Mailand heraus. Und sonst? Ach ja, der Kapitän: Alou Diarra. Wurde irgendwie immer unterschätzt. Selbst von Uli Hoeneß.
Im Jahr 2000 wechselte der 19-jährige Franzose mit senegalesischen Vorfahren vom Zweitligisten CS Louhans-Cuiseaux zum FC Bayern, landet im Regionalliga-Team – und bleibt da. Fünf Tore in 41 Spielen; für die Bundesliga hat es nie gereicht. Philipp Lahm, der im selben Team spielte, weiß warum: „Er hat mit Hargreaves auf der selben Position gespielt, und Owen hat die Chance genutzt, als er sie bei den Profis bekam.“
Lahm beschreibt den mittlerweile 28-jährigen Diarra so: „Ich habe noch nie so einen kopfballstarken Spieler gesehen.“ Hermann Gerland, damals sein Trainer, sagt über den 1,90 Meter großen Defensivspieler: „Er war in der Luft kaum zu bezwingen und mit seinen langen Beinen sehr zweikampfstark, aber damals auch sehr verletzungsanfällig.“ Die Bayern ließen ihn ziehen. Hoeneß sagt heute über die Entwicklung des Franzosen: „Das ist das siebte Weltwunder. Ich hätte ein Vermögen dagegen gewettet.”
Diarra wechselte 2002 nach Liverpool, wurde aber gleich nach Le Havre ausgeliehen. SC Bastia (2003/04), RC Lens (2004-06) und Olympique Lyon (2006/07) hießen die nächsten Stationen, ehe er 2007 nach Bordeaux wechselte. Im Oktober 2004 feierte er sein Debüt in der Nationalmannschaft, gehörte bei der WM 2006 und der EM 2008 zum Kader. Sein Marktwert beträgt mittlerweile 13 Millionen Euro. Ein Plätzchen in der Ahnengalerie dürfte ihm bald sicher sein.tbc