Bayern vs. Dortmund: Kampf der Kulturen
Für den FC Bayern geht es am Samstag im Finale von Berlin gegen Meister Dortmund um mehr als den DFB-Pokal. Hoeneß will dem schwarz-gelben Gute-Laune-Team zeigen, „wo der Hammer hängt”
BERLIN Die Botschaft war: Souveränität, Gelassenheit. Als Trainer Jupp Heynckes und Kapitän Philipp Lahm am Freitagmittag das Podium der Pressekonferenz in den Katakomben des Berliner Olympiastadions betraten, trugen sie den grauen Klubanzug mit weißem Hemd. Die Dortmunder, angeführt von Trainer Jürgen Klopp und Kapitän Sebastian Kehl, kamen ganz in schwarz. Sehr stylish - fehlte nur eine gelbe Krawatte. Und es war natürlich Klopp, der den locker-legèren Part übernahm. Der Meister-Coach scherzte, blies ins Mikrofon, schnippte, um den Ton zu testen. Die gute Laune – nur aufgesetzt oder Programm? In jedem Fall ein Teil der Vereins-Philosophie.
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Vier Mal hintereinander hat Dortmund zuletzt gegen die Bayern gewonnen, das Pokalfinale wäre die fünfte Pleite. „Es ist ein guter Maßstab, um zu sehen, wo der Hammer hängt", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß bei „Sky”. Es geht am Samstag in Berlin um mehr als einen Titel, es geht ums Prestige, um die Zukunft. Es ist ein Machtspiel, ein Kampf der Kulturen.
Die AZ vergleicht die beiden Vereine:
Die Ausstrahlung: Die Dortmunder wollen beim Fanvolk durch Lockerheit punkten, mit Trendsetter Klopp an der Spitze. Der betont stets, was für „ein geiler Klub” der BVB sei, das würde Heynckes nie über die Lippen kommen. Das Frische, Jugendliche – das beansprucht der BVB für sich. Doch im zweiten Jahr, nach der zweiten Meisterschaft, gibt es auch Risse im Team, noch hat der herausragende Japaner Kagawa seinen Vertrag nicht verlängert.
Die Trainer: Man sagt, eine Mannschaft präsentiere sich gemäß der Ausstrahlung ihres Trainers. Also treffen zwei Welten aufeinander, zwei Philosophien. Emotional auf bedächtig. Was die Lacher betrifft, konnte der 67-jährige Heynckes am Freitag punkten, er sagte über den 23 Jahre jüngeren Klopp: „Ich habe ihn an der Außenlinie beobachtet: Er ist sprintstark und sprunggewaltig.” Und weiter: „Jürgen hat Strukturen aufgebaut, viele junge Spieler eingebaut. Dazu gehört eine Philosophie und ein Konzept.” Auch Klopp verteilte artig Komplimente: „Jupp war ein extrem erfolgreicher Spieler und Trainer. Er lenkt alles mit Gelassenheit. Trotz aller Erfolge ist er ein sehr angenehmer Kollege geblieben, das können nicht alle von sich behaupten.”
Der Kader: Dortmund zieht seine Stärke aus dem Kollektiv, die Bayern vertrauen den Genie-Momenten ihrer Stars Robben oder Ribéry. Während der BVB stets die Top-Elf aufbieten konnte, musste Heynckes rotieren (am Samstag wird wohl Thomas Müller auf der Bank sitzen). „Bayern traf mit dem BVB auf einen Kontrahenten, der in den entscheidenden Momenten frischer und ausgeruhter erschien”, sagte Ex-Kapitän Oliver Kahn.
Die Zukunft: Der BVB hat den Vertrag mit Mario Götze verlängert und Marco Reus verpflichtet. Das reizt die Bayern - und Uli Hoeneß: „Wir werden unsere Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder alleine sind. Und: Wir haben das Geld dazu.” Er fügte hinzu, dass Sportdirektor Nerlinger nun viel zu tun hat. „Er weiß, was der Trainer und der Vorstand wollen. Der Aufsichtsratsvorsitzende hat die Kohle freigegeben – jetzt kann er sie ausgeben.” Damit Dortmund 2013 nicht das Meister-Triple holt.