Bayern-Vorbereitung: "Fitter Körper braucht fitten Geist"
Nach der Mini-Vorbereitung legen Bayerns WM-Fahrer einen Kaltstart in die neue Saison hin. „Wenn die Beine nicht wollen, dann mit dem Kopf, mit dem Herz – egal wie“, sagt Dante.
München - Ob Braunschweig, Regensburg, letztes Jahr Osnabrück oder dieses Mal Münster. Bayerns Pokalausflüge in der 1. Runde gehören irgendwie noch zur Vorbereitung. Kleinere Stadien, unterklassige Gegner – dazu kommt die ungewohnte Sympathiewelle. Als die Bayern am Sonntagabend nach dem 4:1 vom Flughafen Münster-Osnabrück aus den Heimweg antraten, herrschte Ausnahmezustand auf dem Mini-Airport, die Rolltreppen waren komplett belagert. Absperrgitter und Ordner mussten her. Tumulte wegen ein paar Autogrammen und Fotos.
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Alles gut gegangen. Auch im Preußen-Stadion. Keine weiteren Verletzten, keine Verlängerung, kein Stress. „Es war das erste richtige Spiel der Saison“, sagte Kapitän Philipp Lahm über den Startschuss in der Provinz. Denn es ist ja so: Wenn die Bayern, wie letzten Mittwoch geschehen, den Supercup verlieren (0:2 in Dortmund), gehörte die Partie nicht so wirklich zum festen Saisonprogramm.
Münster war das erste Fettnäpfchen – und wurde souverän übersprungen. „Man weiß, wie schwierig die erste Pokalrunde oft ist – das hat man auch an anderen Ergebnissen gesehen“, erklärte Lahm, „die Drittligisten sind schon mitten in der Saison, haben ein paar Spiele gemacht, wir aber gerade erst eine Woche Training hinter uns – keine leichte Aufgabe.“
„Es ist natürlich keine ideale Vorbereitung“
Wir? Das „WM-Spieler-Wir“ betrifft die sechs deutschen Rio-Champions plus die Halbfinalisten Dante und Arjen Robben. Der Holländer hat seit der WM in Brasilien lediglich fünf Minütchen vom Promotion-Kick in Portland in den Beinen. Er weiß: „Es ist natürlich keine ideale Vorbereitung, das Wort Rhythmus wird noch oft fallen.“ Sowieso. Und es wird von Gefahr die Rede sein. „Wir sind in unserer gefährlichsten Periode“, meinte Trainer Pep Guardiola in Münster und wiederholte seinen Satz des Sommers: „Wir brauchen noch Zeit.“ Zeit, die sie nicht haben.
Am Montag absolvierte man an der Säbener Straße ein Reha-Training inklusive Beachvolleyball. Dienstag ist frei, Mittwoch Training, Donnerstag dann das Abschlusstraining. Und am Freitag Bundesliga. Ein heftiger Start. Zum Auftakt fordert der VfL Wolfsburg, immerhin Champions-League-Anwärter, die Bayern in der Allianz Arena (20.30 Uhr, ARD und Sky live). Bis dahin bleibt nicht viel: Zeit. Und wenige? Genau: Spieler. Thiago, Schweinsteiger, Martínez, Ribéry (gestern im Einzeltraining) und Rafinha fallen aus – dazu kommt die Sperre von Jérome Boateng (sah Rot am vorletzten Spieltag der letzten Saison in Hamburg). Wer ersetzt ihn am Freitag, rechts in der Dreierkette? Lahm? Höjbjerg? Rode? Zeit zum Einspielen? Begrenzt.
„Es geht alles so schnell“, sagte der neue Abwehrchef Dante, „wir können nicht nur bei 75 Prozent sein. Nein, wir müssen schon wieder im Kopf frei sein, bereit sein, die Aggressivität muss da sein.“ Von null auf hundert.
„Wir Nationalspieler sind immer noch am Anfang“, meinte Lahm und warnt: „Wir brauchen Spiele, um wirklich spielfit zu werden und den Rhythmus zu erhalten. Dazu kommen die vielen Ausfälle, das verkraftet man nicht einfach so. Wir haben einen Kader von 24 Spielern, in Münster waren genau 18 dabei. Da darf nichts mehr passieren, sonst stehen wir nächste Woche ganz anders da.“
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Also funktionieren die WM-Kandidaten im Autopiloten-Modus, Trainer Guardiola kann nicht wirklich taktisch mit der Mannschaft arbeiten, er reagiert nur auf Probleme.
„Ein fitter Körper hat auch mit einem fitten Geist zu tun“
Gut, wer einen Dante im Kader hat, den Mister Positiv. „Es gibt keine Ausreden. Wir müssen jetzt Gas geben“, sagt der 30-jährige Brasilianer, „ein fitter Körper hat auch mit einem fitten Geist zu tun. Ich bin schon heiß auf diese Saison. Es muss gehen. Wenn die Beine nicht wollen, dann mit dem Kopf, mit dem Herz – egal wie. Wir wollen im ersten Spiel alles geben und gleich gewinnen.“