Bayern und die Frage nach Max Eberl
Gladbach-Macher Eberl soll neuer Sportchef beim FC Bayern werden – am Sonntag treffen sich die Bosse. Ancelotti sagt: "Ich bin glücklich mit Sportdirektor und glücklich ohne Sportdirektor."
München - Das Spiel vor dem Spiel ist an diesem Sonntag vielleicht sogar das interessantere. Ehe der FC Bayern zur Partie bei Angstgegner Borussia Mönchengladbach antritt (17.30 Uhr/live bei Sky, siehe Story unten), treffen sich die Bosse beider Klubs zum gemeinsamen Essen. Eigentlich ein üblicher und normaler Vorgang – doch diesmal birgt die Zusammenkunft mehr Brisanz als sonst. Verantwortlich dafür ist der Mann, der seit Wochen zwischen Bayern und Gladbach steht: Max Eberl.
Es gibt kein Angebot
Der Manager der Fohlen ist nach AZ-Informationen weiter Top-Kandidat auf den Sportdirektor-Posten bei den Bayern, der seit dem Abschied von Matthias Sammer im vergangenen Sommer unbesetzt ist. Daran änderten auch Eberls Aussage vom Freitag nichts. "Es gibt kein Angebot", erklärte er. "Stand ist jetzt, dass ich im Sommer in Mönchengladbach bin." Eberl sagte es: Stand jetzt.
Bis zum 1. Juli wollen die Bayern laut Präsident Uli Hoeneß einen neuen Sporchef präsentieren, doch es gibt in dieser Personalie noch Hürden zu überwinden. Das liegt vor allem an den Gladbachern, die Eberl nicht ziehen lassen wollen. "Das Thema nervt alle bei uns, und wir haben keinen Bock mehr, das ewig und drei Tage vor uns herzuschieben", hatte Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof zuletzt bei Sky erklärt.
Gibt es eine Ablösesumme?
Eberl, 43-jähriger Niederbayer, der in der Bayern-Jugend groß wurde und insgesamt 15 Jahre für die Roten gespielt hat, besitzt noch einen Vertrag bis 2020 – und laut eigener Aussage "keine Ausstiegsklausel für den FC Bayern". Der Gladbach-Plan: Falls Eberl tatsächlich geht, dann bitteschön nur gegen eine saftige Ablöse. Doch damit haben die Bayern ein Problem.
Karl-Heinz Rummenigge schloss zuletzt aus, eine Millionensumme für einen Sportdirektor auszugeben. Würde er mit einem entsprechenden Vorschlag an den Aufsichtsrat herantreten, "würde der mich für verrückt erklären", sagte der Bayern-Boss. Interessant übrigens, was Trainer Carlo Ancelotti zu dieser Thematik zu sagen hat. "Das ist die Entscheidung der Klubführung", erklärte er am Freitag auf AZ-Nachfrage: "Ich bin glücklich mit Sportdirektor, ich bin auch glücklich ohne Sportdirektor." So wie jetzt also.
Reschke soll gehen
Eberl hat bei Bayern jedoch einen prominenten Fan: Hoeneß. Doch das genügt dem Gladbach-Macher angeblich nicht. Laut "Bild" knüpft Eberl an einen Wechsel nach München an zwei Bedingungen. Erstens: Hoeneß und Rummenigge müssten geschlossen hinter seiner Verpflichtung stehen. Zweitens: Der bisherige Kaderplaner Michael Reschke, der bei den Bayern hervorragende Arbeit leistet und Top-Transfers tätigt (Kimmich, Costa, Coman), soll seinen Platz räumen.
Während Wunsch eins erfüllt werden dürfte, erscheint Anliegen zwei utopisch. Allerdings könnten Reschke und Eberl problemlos zusammenarbeiten: Der eine mit dem Schwerpunkt auf Scouting (Reschke), der andere als Vollender der Spielerverpflichtungen (Eberl), der zudem nahe am Team steht und das Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand darstellt. Und der sich im Laufe der Jahre so weiterentwickelt, dass er irgendwann in die Liga Rummenigge/Hoeneß aufsteigt.
Gladbach hofft auf Verbleib
In Gladbach ist man trotz der Abwerbegefahr überzeugt, dass Eberl seinem Ex-Klub widerstehen wird. "Wir rechnen damit, dass er bei uns bleibt. Das muss jetzt auch mal jeder verstehen", sagte Bonhof dem "Kicker" und betonte, "dass es kein Ultimatum oder sonst etwas" gebe. Darüber hatte die "Bild" berichtet. Das Ultimatum soll angeblich am Sonntag auslaufen. Aber das können die Bosse beim gemeinsamen Essen ja in aller Ruhe besprechen.