Bayern-Star Kimmich geht Sonderweg: Worum kümmern sich Berater überhaupt?

Bemerkenswerter Schritt von Joshua Kimmich: Wie in der vergangenen Woche bekanntgeworden war, hat sich der Mittelfeld-Star des FC Bayern von seiner Berateragentur getrennt. Bei Uli Hoeneß dürfte die Entscheidung gut ankommen - doch welche Konsequenzen wird sie haben?
von  AZ
Mittelfeld-Star des FC Bayern: Joshua Kimmich
Mittelfeld-Star des FC Bayern: Joshua Kimmich © imago images / FC Bayern München

München - Joshua Kimmich geht neue Wege - zumindest abseits des Spielfelds. Wie der Mittelfeldspieler des FC Bayern in der vergangenen Woche bestätigt hat, hat er sich von seiner Berateragentur "fair-sport GmbH" getrennt. Die Verhandlungen über eine Verlängerung seines 2023 auslaufenden Vertrags beim Rekordmeister wird der 26-Jährige also alleine führen. Ein bemerkenswerter Schritt.

Insbesondere einem Mann dürfte die Entscheidung des Mittelfeld-Chefs gefallen: Uli Hoeneß. Der langjährige Macher des FC Bayern hat seinem Unmut gegenüber der Beraterbranche in den vergangenen Jahren mehrmals Luft gemacht. Unvergessen ist seine Verbal-Watschn gegenüber Pini Zahavi im Zuge der Verhandlungen mit David Alaba, als Hoeneß den Agenten ob dessen Forderungen als "geldgierigen Piranha" bezeichnete.

Hoeneß gegen Berater: Spieler sollen sich selbst vertreten

Ohnehin steht der Ehrenpräsident der kompletten Branche eher kritisch gegenüber. Im Buch "Für die Helden von morgen" des ehemaligen Ski-Stars Felix Neureuther prangerte er die Entwicklung von Vertragsverhandlungen sowie die Rolle von Beratern an und nahm dabei auch die Spieler in die Pflicht.

"Heute gibt es kaum mehr einen Spieler, der selbst verhandelt, der bei diesen Gesprächen überhaupt dabei ist. Es wäre doch angebracht, wenn auch die Spieler dabei sind. Damit sie selbst merken, was läuft", schreibt Hoeneß, der seine Verträge während seiner aktiven Zeit als Profi noch selbst ausgehandelt hatte: "Da haben wir uns gefetzt, aber wir haben uns das alles selbst ausgemacht."

Kimmich trennt sich von Berater: "Stärker für meine Werte einstehen"

Dasselbe hat nun offenbar auch Kimmich vor. Er habe für sich entschieden, "dass ich noch stärker für meine Werte und meine Ansichten einstehen und meiner Eigenverantwortung gerecht werden will", sagte Kimmich gegenüber der "Bild". Für ihn wird es nun darum gehen, seinen Marktwert als einer der besten Mittelfeldspieler der Welt und seine Bedeutung für die Mannschaft auch auf dem Gehaltszettel abzubilden.

Doch nicht nur diese Aufgaben wird Kimmich zukünftig in Eigenregie übernehmen. Während Spielerberater in der Öffentlichkeit gerne auf das Feilschen bei Transfer- und Vertragsverhandlungen reduziert werden, ist ihr komplettes Aufgabengebiet wesentlich größer.

Darum kümmern sich Berater

In erster Linie übernehmen Berater die Rolle des Managers für einen Spieler. Sie planen zusammen mit ihren Klienten deren Karriere, suchen geeignete Vereine, ziehen persönliche Sponsoren an Land und kümmern sich um die Vermarktung. In den vergangenen Jahren haben zudem die Social-Media-Auftritte der Stars mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, auch diese werden häufig von den Berateragenturen betreut.

Sofern der Spieler will, übernehmen die Agenten auch relativ schnöde Aufgaben im Alltag. Darunter fallen beispielsweise das Abschließen von Versicherungsverträgen, die Wohnungssuche oder die Finanzplanung. Alles mit dem Ziel, dass sich der Spieler bestmöglich auf seine sportlichen Leistungen fokussieren kann.

Auf dem Platz hatte Joshua Kimmich bislang bereits die Kontrolle über das Geschehen, nach seiner ungewöhnlichen Entscheidung ist das nun also auch abseits des Spielfelds der Fall. Uli Hoeneß dürfte nichts dagegen haben.

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