Bayern-Star in Topform: Frühstarter Franck Ribéry
München - Seit nicht mal zwei Wochen trainiert Carlo Ancelotti den FC Bayern, doch schon jetzt scheint klar, dass sich Taktik und System von den Vorstellungen Pep Guardiolas unterscheiden werden.
„Man hat, glaube ich, auch gesehen, dass wir etwas anders spielen als zuletzt, dass wir auch etwas umstellen“, sagte Kapitän Philipp Lahm am Mittwochabend, „dass wir auch teilweise so einen Mix haben aus Abwarten und Pressing.“
Offensiv – auch das ist bereits gut zu erkennen – werden die Bayern-Stars mehr Freiheiten bekommen. Ein Spieler dürfte davon besonders profitieren: Franck Ribéry.
Ribéry glänzt durch Trickreichtum
Der Franzose war beim 1:0 gegen Manchester City bester Bayern-Akteur, in der ersten Halbzeit bereitete er mehrere Großchancen vor, seine Dribblings und Finten verwirrten die City-Abwehr ein ums andere Mal. „Er hat sehr gut gespielt“, sagte Ancelotti nach der Partie: „Er wird sehr wichtig sein in dieser Saison.“ Ribéry und Ancelotti – das passt offenbar prima zusammen. Der italienische Coach ist bekannt dafür, ein feines Gespür für die Launen seiner Topstars zu haben.
Ribéry, der 33-jährige Topstar und König der Bayern, ist ein genau solcher Typ: manchmal launisch, immer liebesbedürftig und auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Seine beste Zeit hatte der Franzose unter Jupp Heynckes, einem Spielerversteher wie nun Ancelotti.
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„Ich mag Ribérys Stil, ich mag es, wie fokussiert er ist“, sagte der Coach, der den Franzosen 2009 einst zum FC Chelsea holen wollte, schwärmerisch: „Es ist eine tolle Erfahrung für mich, ich bin ein glücklicher Trainer.“
Doch Ancelotti weiß um die gesundheitlichen Probleme Ribérys. In der vergangenen Saison kam der Offensivstar nur auf 13 Bundesliga-Spiele, in allen Wettbewerben spielte er insgesamt nur 22 Mal. „Er hatte Probleme, aber jetzt ist er schon in einer guten Verfassung“, sagte Ancelotti. Ribéry hatte schon im ersten Testspiel in Lippstadt (4:3) auf seiner linken Seite gewirbelt und den Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 erzielt. Frühstarter Franck!
Ancelotti braucht fitten Ribéry
Wenn es bei den Bayern bislang einen Vorbereitungsgewinner gibt, dann ist es Ribéry. Ancelotti kommt die prächtige Frühform des Dribblers natürlich äußerst gelegen. Nach den Verletzungen von Arjen Robben und Douglas Costa (beide Oberschenkelprobleme), dem Wechsel von Mario Götze zu Borussia Dortmund sowie der urlaubsbedingten Abwesenheit der EM-Teilnehmer Thomas Müller und Kingsley Coman ist Ribéry aktuell der einzige Außenstürmer im Kader.
Bleibt der Franzose gesund, dürfte er zum Saisonstart gesetzt sein. Er hat nun ausreichend Gelegenheit, bei Ancelotti für sich zu werben. Und nicht nur dort: Nach dieser Saison läuft Ribérys Vertrag aus. Er spielt auch um seine Zukunft beim FC Bayern.
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In welchem System Ribéry und seine Kollegen künftig spielen werden, ist nach den Eindrücken der ersten Carlo-Tage indes noch nicht ganz genau abzusehen. Aus dem einfachen Grund, dass bis auf Ribéry die gesamte Offensivabteilung fehlt.
Anstelle des gesetzten Mittelstürmers Robert Lewandowski spielt aktuell Julian Green in der Spitze, mit mäßigem Erfolg und viel zu wenig Durchschlagskraft. Am Mittwochabend besetzten Ribéry und der erst 18-jährige Fabian Benko die offensiven Flügel im 4-3-2-1-System, ließen sich allerdings immer wieder ins Zentrum fallen.
Ausrichtung erinnert an Real-Zeit von Ancelotti
In seiner Zeit bei Real Madrid hatte Ancelotti ähnlich angreifen lassen, die Angreifer wie Ribéry oder damals Cristiano Ronaldo und Gareth Bale müssen nicht jeden Weg mit nach hinten machen, dürfen sich auch mal Pausen gönnen. Ribéry dürfte diese Ausrichtung entgegenkommen.
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„Wir haben gut gespielt und unsere Kondition bewiesen“, befand Ancelotti nach dem City-Test. „Der Start der Vorbereitung war insgesamt gut, und wir haben ja noch Zeit, um besser zu werden.“ Ribéry ist auf dem besten Weg, seine Topform pünktlich zum Bundesliga-Start am 26. August gegen Werder Bremen zu erreichen. Er will, dass es noch einmal seine Saison wird.