Bayern-Star Gnabry spielt die beste Saison seit Jahren – die Kritik ist trotzdem berechtigt

München - Es war zumindest ein kleiner Moment der Genugtuung, den Serge Gnabry am Mittwoch vergangener Woche erleben durfte. Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung im Achtelfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain – der wichtigsten Partie der bisherigen Saison – vollendete der Angreifer einen schnellen Konter des FC Bayern zum 2:0-Endstand.
Ein bisserl Balsam für die Seele des 27-Jährigen, der in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik stand. Sportlich konnte Gnabry zuletzt nur selten für Schlagzeilen sorgen, stattdessen machte er in einer Englischen Woche mit einem Abstecher zur Fashion Week nach Paris auf sich aufmerksam. Mangels Form verlor er zu allem Überfluss auch noch seinen Stammplatz.
Serge Gnabry ist beim FC Bayern alle 78 Minuten an einem Tor beteiligt
Keine leichte Situation für den gebürtigen Schwaben, der seit seiner Vertragsverlängerung im Sommer vergangenen Jahres zu den Spitzenverdienern zählt und von dem auch deshalb erwartet wird, ein Unterschiedsspieler zu sein. Dabei hat Gnabry mit Blick auf die Statistiken durchaus gute Argumente auf seiner Seite. Denn geht es nach den nackten Zahlen, spielt der 27-Jährige sogar seine beste Saison seit Jahren!
Wettbewerbsübergreifend kommt er in dieser Saison auf 23 Torbeteiligungen in 35 Spielen. Im Schnitt ist er alle 78 Minuten direkt an einem Treffer beteiligt – ein starker Wert! Zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatte er lediglich alle 105 Minuten bei einem Tor seine Füße im Spiel, in der Spielzeit zuvor brauchte es gar 132 Minuten.
Seine bis dato beste Saison hatte er 2019/20, als er knapp über 90 Minuten für eine Torbeteiligung brauchte. Auch dank Gnabry holten die Bayern seinerzeit das Triple, das später im legendären Sextuple gipfelte.
Wenn der FC Bayern gut spielt, dreht auch Serge Gnabry auf
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der 27-Jährige dem Status eines Unterschiedsspielers nur äußerst selten gerecht wird – trotz seiner starken Statistik. Ein genauerer Blick auf die Leistungsdaten des Angreifers offenbart nämlich, dass Gnabry meistens dann aufdreht, wenn die Mannschaft ohnehin gut spielt.
So erzielte der Nationalspieler in dieser Saison sieben seiner neun Bundesligatore in Spielen, in denen die Bayern fünf oder mehr Tore erzielt haben. Die anderen beiden Tore schoss er gegen die Abstiegskandidaten FC Schalke und VfL Bochum. Ähnlich sieht es bei den Vorlagen aus.
FC Bayern: Serge Gnabry ist kein Unterschiedsspieler
Heißt: Wenn der Offensivmotor der Bayern heiß läuft, performt auch Gnabry. In engen Partien macht er jedoch nur selten den Unterschied, in dieser Saison erzielte er noch keinen einzigen spielentscheidenden Treffer. Gemessen an seinem unbestrittenen Potenzial und dem Vertrauen, das ihm die Verantwortlichen mit der signifikanten Gehaltserhöhung entgegengebracht haben, ist das schlicht zu wenig.
Bayern-Star Gnabry wehrt sich gegen Kritik: "Manchmal ein bisschen zu krass"
Gnabry selbst wehrte sich zuletzt gegen die heftige Kritik gegen ihn und Teamkollege Leroy Sané, der in den vergangenen Wochen ebenfalls extrem in den Fokus gerückt war. "Manchmal finde ich es ein bisschen zu krass. Irgendwann ist es auch genug. Wenn zwei Leute für eine Serie verantwortlich gemacht werden, macht es für mich nicht den größten Sinn", sagte er am vergangenen Wochenende bei Sky.
Zwar müsse man als Sportler mit derlei Situationen umgehen, das sei "ein bisschen Part of the Deal", so der Nationalspieler weiter. Manchmal sei es aber "schwierig, um ehrlich zu sein. Es ist nicht schön zu hören, wenn es gegen einen selbst oder gegen einen Mitspieler geht".