Bayern-Star Franck Ribéry: Entfesselt!

Franck Ribéry genießt auf dem Platz seine Freiheiten – und hat wieder Spaß. Schon träumt der Franzose vom Triple mit Bayern.
von  Patrick Strasser

Valencia - Ein wenig Nicht-Beachtung kann auch mal ganz angenehm sein im Leben eines Fußball-Profis. Und so wurde Franck Ribéry am Tag der Ankunft der Bayern-Profis in Valencia kaum behelligt, ob von Fans oder Journalisten. Die spanische Presse stürzte sich eher auf Thomas Müller und „Supermario”, den Gomez eben. Spanischer Name, spanischer Vater, spanischer Teint.

Während der Torjäger eine Pressekonferenz gab im Mannschaftshotel „The Westin” vor der Partie zum Auftakt der Gruppenphase in der Champions League beim FC Villarreal schlich Ribéry an der offenen Tür des Konferenzsaals vorbei und brüllte wie ein Fan: „Gooooo-mez!” Keine Frage, der Mann hat seinen Spaß wiedergefunden. Was der Franzose sich nicht getraut hat, aber für seine Situation passender gewesen wäre? „Heyn-ckes!” Denn der Trainer lässt Franck Ribéry eben Franck Ribéry sein. Er lässt ihn einfach spielen. Wie einst Ottmar Hitzfeld.

Das Rezept für Ribéry scheint einfach. Liberté toujours – der Linksaußen soll sorgenfrei seine Stärken ausleben, man darf ihn nur nicht unter Druck setzen. Hitzfeld hatte einst den Schlüssel gefunden, Louis van Gaal warf ihn weg. Der Holländer wollte aus Ribéry eine Flachpassmaschine machen, die im penibelst ausgetüftelten Positionsspiel verankert wird. Im übertragenen Sinne: Ribéry agierte in Fußfesseln – nun ist er frei.

Jupp Heynckes habe „die gleichen Stärken” wie Hitzfeld, betont Ribéry. „Er spricht viel mit den Spielern und lässt ihnen auf dem Platz ihre Freiheiten. Das ist es, was ich brauche.” Knapp zwei Jahre – die Zeit unter van Gaal – habe der 28-Jährige den Spaß vermisst, „und das geht nicht bei mir”. Heynckes sagt nüchtern: „Ich glaube, ich weiß, wie man mit ihm umgehen muss.”

 


Und Ribéry dankt es ihm. Nicht nur mit Toren und Vorlagen – die drei Treffer und zwei Assists nach fünf Ligaspielen sind persönliche Rekordwerte – sondern auch mit Sprints bis an den eigenen Strafraum, um Bälle zurückzuerobern. „Früher drehte er nach vorne auf und nach hinten ab”, sagt Heynckes. Jetzt hat Ribéry wieder Philipp Lahm hinter sich, die Lebensversicherung in Sachen Abwehrarbeit.

Seit das so sei, „spüre ich wieder dieses Sensationsgefühl, das mich in meiner ersten Saison beflügelt hat”. Außerdem ist Ribéry topfit, nach langer Zeit hat er im Sommer endlich mal wieder (fast) die komplette Vorbereitung absolviert.

Heynckes plus Fitness ist gleich Ribéry in Top-Form. „Das ist das A und O, dass er endlich verletzungsfrei aufspielen kann”, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, „in den letzten Jahren haben ihn teils größere Blessuren oft zurückgeworfen, jetzt ist er topfit, er arbeitet auch nach hinten und macht wieder Dinge, die nicht viele Spieler auf der Welt können. So wird er ein sehr wichtiges Element, wenn es gegen Top-Teams geht.”

Ein Baustein im Kampf um das ewige Ziel des FC Bayern, das bis dato nie erreichte Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph. „Das Triple ist natürlich unser aller Traum”, sagte Ribéry der „Sport-Bild”. Der Franzose erinnert sich: „2010 waren wir nahe dran und haben gezeigt, dass es möglich ist.” Und das sogar ohne 100 Prozent Spaß, der Trainer hieß van Gaal. Ribéry weiter: „Das Schöne beim FC Bayern ist, dass wir in jede Saison mit dem Ziel gehen, alles gewinnen zu wollen.”

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