Bayern-Siegesserie: Die Liga ist nicht genug

Bayern dominiert in der Bundesliga nach Belieben. Als Herausforderung bleibt nur die Champions League. Da kommt Manchester City gerade recht. Jupp Heynckes sieht „noch Luft nach oben“.
München - Sollte der FC Bayern in dieser Saison noch ein Bundesliga-Spiel verlieren, ist Mannschaft und Trainer des glücklichen Vereins die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Schloss Bellevue sicher, Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel wird gratulieren, keine Frage. Die ARD bereitet bereits heimlich einen Brennpunkt vor. Und für den Fall, dass der FC Bayern bis Weihnachten noch ein Gegentor bekommt – das soll die DFL auf einer Sondersitzung beschlossen haben – wird die Partie unterbrochen und der Schütze unmittelbar auf dem Rasen die Medaille des Tor des Monats verliehen.
Gegen diese Bayern ist kein Kraut, keine Mannschaft gewachsen. Die Liga kämpft an den nächsten 27 Spieltagen um Platz zwei bis 18. Der Begriff Herbstmeister bekommt eine völlig neue Bedeutung – wer soll das Team von Trainer Jupp Heynckes aufhalten, gar besiegen?
Borussia Dortmund, der Meister? Beweistermin 19. November. Der Vizemeister? Das, man mag es kaum glauben, waren diese Leverkusener. Mit dem 0:3 sind sie am Samstagabend noch glimpflich davon gekommen. Treffsicher und zielstrebig waren sie nur in der Analyse. „Wir hatten keine Chance. Die Bayern sind einfach eine Klasse für sich“, sagte Sportdirektor Rudi Völler und erklärte stellvertretend für die Liga eine Pauschal-Kapitulation: „Das ist das Niveau von Barcelona, von Real Madrid. Bayern spielt in der Bundesliga eine absolute Sonderrolle.“ Entrückt eben. Die Liga ist nicht genug.
Es warten andere Herausforderungen, in Europa: Am Dienstag kommt Manchester City zum ersten Champions-League-Heimspiel (20.45 Uhr, Sky live). Mit Dzeko. Agüero. Balotelli. Nasri. „Das wird“, sagt Bastian Schweinsteiger, „eine Herausforderung, ein Highlight“, in dem man endlich zeigen könne, „dass wir bestehen können“. Endlich! Ein Gegner! Für den Mittelfeld-Chef „das schwerste Spiel der Saison“. Die Bayern und die chronische Unterforderung – langweilig.
Denn was sind schon neun Zu-Null-Spiele hintereinander? 838 Pflichtspielminuten ohne Gegentor? Eine Torbilanz von 21:1 in der Bundesliga, insgesamt in dieser Saison 29:1. Beeindruckend wie beängstigend. Die Überlegenheit, die Zahlen: 12:4 Torschüsse, 13:4 Flanken, 61 Prozent Ballbesitz und 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Thomas Müller (5.) und Daniel van Buyten (19.) trafen früh, Rückkehrer Arjen Robben spät (90.). Deckel drauf. Die paar Unkonzentriertheiten hatten keine Folgen. Gegen City müsse „jeder wach sein, nicht so wie heute, nicht so nachlässig“, mahnte Kapitän Philipp Lahm, „das ist ein sehr, sehr schwieriger Gegner.“ Und kommt gerade recht. Schweinsteiger: „Sie sind in einer sehr guten Verfassung. Das wird keine einfache Sache, wenn man sich die Mannschaft anschaut. Da sind sehr gute Spieler dabei. Wir müssen schauen, dass wir sie über unsere mannschaftliche Geschlossenheit schlagen. Da müssen wir zeigen, dass wir auch in der Champions League gegen Top-Mannschaften so spielen können.“
Mit einem Sieg will man sich auch in der Champions League Ruhe verschaffen. „Das wären dann fünf Punkte Vorsprung“, rechnete Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge – das Erreichen des Achtelfinals wohl nur noch Formsache.
„Wir spielen sehr gut, ungewöhnlich gut“, sagte Heynckes, „wenn Robben und Gomez wirklich fit sind, ist da noch Luft nach oben.“ Lahm weiß: „In der Verfassung, in der wir sind, können wir uns nur selber schlagen.“ Das gibt aber dann kein Verdienstkreuz.