Bayern-Sieg in Lille: „Nicht gut, aber verdient“

Der FC Bayern gewinnt nach einem mühevollen Auftritt in Lille mit 1:0. Müller trifft per Elfmeter. Heynckes ist froh über die drei Punkte: „Damit muss man sich auch mal zufrieden geben.“
von  ps/tbc

 

LILLE Schön war das nicht, aber am Ende doch zielführend: Vor 48000 Zuschauern hat der FC Bayern das Auswärtsspiel in der Champions League bei OSC Lille mit viel Mühe 1:0 gewonnen. Trotz des knappen Sieges liegt der Vorjahresfinalist nur auf Rang drei in Gruppe F. „Die Mannschaft hat nicht gut gespielt, aber wir haben verdient gewonnen“, meinte Jupp Heynckes bei Sky.

Und weiter: „Damit muss man sich auch mal zufrieden geben. Wichtig ist, dass man auch mal solche Spiele gewinnt.“ Die Zahlen sprachen vorab eine deutliche Sprache. Der OSC Lille, französischer Double-Gewinner von 2011: Elfter in der Liga, nur drei von 13 Pflichtspielen gewonnen. Dagegen der FC Bayern: acht Siege in acht Ligaspielen, vier der fünf letzten Champions-League-Auswärtsspiele verloren, aber dennoch in blendender Verfassung. Selbst der Ehrenpräsident schwärmte: „In Düsseldorf haben sie schon verdammt gut gespielt“, sagte Franz Beckenbauer, „Ein Genuss, eine Schau!“ Bayern-Coach Jupp Heynckes hatte in Frankreichs Norden an die Bedeutung der Partie erinnert: „Nach dem Verlustspiel in Borissow sind wir nun gefordert, müssen international eine Duftmarke setzen.“

Statt Luiz Gustavo schickte er Javi Martinez an die Seite von Bastian Schweinsteiger; Comebacker David Alaba musste zunächst wieder auf der Bank schmoren. Das Spiel im neuen, 282 Millionen Euro teuren Grande Stade Metropole sollte Beckenbauer in der Halbzeit so skizzieren: „Recht lebhaft, mit viel Disziplin beiderseits und leichter Überlegenheit für Bayern.“ Recht hat er. Erschreckend wenig tat sich in den Strafräumen, und wäre da nicht Lucas Digne gewesen, hätte die Fußballwelt noch länger gerätselt, wie Thomas Müller denn so seine Elfmeter schießt.

Kollege Bastian Schweinsteiger sprach unlängst ja von Müllers ungewöhnlicher Art, Strafstöße zu schießen. Wie, wollte Schweinsteiger nicht verraten. Jetzt wissen wir’s - dank Digne. In Minute 20 vertändelte der 19-jährige Jugendnationalspieler auf der linken Abwehrseite den Ball, Kontrahent Philipp Lahm marschierte mit der Kugel Richtung Tor und wurde vom hinterher eilenden Digne ungeschickt angerempelt. Lahm sank bäuchlings zu Boden (Beckenbauer: „Er ist ja körperlich nicht der Stabilste“), der Schiedsrichter pfiff (Beckenbauer: „Hätte er nicht tun müssen“), und Müller schoss seinen ersten Elfmeter für den FC Bayern: gerader Anlauf, warten, bis sich der Torwart für eine Ecke entscheidet, locker flach rechts reinschieben - 1:0.

Erster Gratulant: Lokalmatador Franck Ribéry, der nach der Halbzeitpause dann mit einer Muskelverhärtung in der Kabine bleiben; Xherdan Shaqiri kam für ihn ins Team. Besser wurde die Partie durch den Bayern-Treffer nicht, dafür aber farbiger: Ausgelöst durch die größtenteils ungesunde Härte der Gastgeber entwickelte sich ein zuweilen recht ruppiges, in Teilen auch unfair geführtes Spiel mit vielen acht gelben Karten - allerdings auf beiden Seiten.

Nach der Pause büßten die Bayern ihre Überlegenheit etwas ein; die Franzosen fassten Mut und versuchten sich zumindest an ein paar Distanzschüssen Richtung Manuel Neuer. Immer unsicherer agierten die Gäste nun, verloren vorne die Bälle viel zu schnell, ließen sich immer stärker in die eigene Hälfte drängen. Coach Heynckes brachte noch Gustavo für Kroos sowie Alaba für Müller - und der Rest der Truppe den Zittersieg ins Ziel.

 

 

 

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