Bayern schon Meister: im Trommeln
Der FC Bayern scheint in dieser Saison nur einen Gegner zu haben: sich selbst. Rummenigge: „Wir erwarten Titel!” Dortmund dagegen stapelt tief
MÜNCHEN Die Masche kauft Jürgen Klopp beim FC Bayern keiner ab. Borussia Dortmund, der Meister, macht sich klein und duckt sich weg. Wer ist das Kaninchen, wer die Schlange? Alles nur Taktik? „Vielleicht sind wir der erste Meister in der Geschichte des deutschen Fußballs, der als Herausforderer in die nächste Saison geht”, meinte BVB-Coach Klopp vor dem Liga-Eröffnungsspiel gegen den Hamburger SV am Freitag (20.30 Uhr/Sky und ARD live). Seine Prognose für den Titelkampf: „Alles andere als Bayern wäre doch Wahnsinn – wenn man sieht, wie viel investiert wurde.”
Klar, da setzt einer auf den Windschatten-Effekt. Den Bayern ist’s recht. Und völlig egal, wer hinten ihnen Zweiter wird. „Wir müssen von Anfang an oben stehen”, forderte Kapitän Philipp Lahm am Donnerstag, „wir haben letztes Jahr zu oft auf die Gegner geschaut, jetzt schauen wir auf uns.” Abgedroschen, aber mehr denn je Leitmotiv: Mia san mia. Sogar die Eintrittskarten für die neue Saison sind mit dem Grundgesetz des FC Bayern, Artikel eins, bedruckt.
Die Priorität vor dem eigenen Start am Sonntag (17.30 Uhr) in der Allianz Arena gegen Borussia Mönchengladbach heißt: am liebsten sofort auf die Pole Position! „Gladbach ist ein Gegner, den wir besiegen müssen”, stellt Sportdirektor Christian Nerlinger fest, „das ist ein klares Drei-Punkte-Spiel für uns.” Zumal Arjen Robben (Startelf) und Franck Ribéry (wohl zunächst auf der Bank) beim Donnerstagtraining schon wieder voll mitmachen konnten.
Die letzte Tabellenführung ist schon eine Ewigkeit her, am 8. Mai 2010 wurde feierte man in Berlin den Titel – letzte Saison war Platz drei das Maximum. „Wir sind in den letzten beiden Jahren zum Start immer hinterhergelaufen”, erinnert sich Lahm, „das ist sehr, sehr anstrengend, kostet zu viel Kraft. Jetzt hatten wir eine lange, perfekte Vorbereitung und starten gestärkt in die Saison. Es ist das Schönste, von Anfang an oben zu stehen.” Stark reden, stark kicken? Sprüche klopfen, Gegner verhauen? Im Trommeln sind die Bayern schon Meister. Abteilung Gernegroß. Gerne wieder Meister.
Sie haben den teuersten Kader (165 Millionen Euro Personalkosten), die höchsten Investitionen getätigt (44,1 Mio. Euro), die meisten Nationalspieler (17) mit den meisten Einsätzen (695). „Ich sehe das Riesen-Potenzial bei unserem Team”, meinte der neue, alte Trainer Jupp Heynckes und ist sich sicher: „Wir werden gemeinsam Erfolg haben.” Müssen sie auch. Der Druck kommt durch das titelfreie Jahr – und von ganz oben. „ Unser Ziel ist es, Meister zu werden, wir erwarten Titel”, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Neuer, Boateng, Rafinha, Petersen, Usami – auch ohne Vidal als Neuzugang sagt Nerlinger: „Ich kann keine Schwachstelle mehr im Kader erkennen.” Das sehen auch die Spieler so: „Die Mannschaft wurde da verstärkt, wo es im vorigen Jahr gehakt hatte. Wir sind gut gerüstet”, meinte Thomas Müller im „kicker”. Und dann fiel dem 21-Jährigen doch noch ein Gegner ein: „Unser Hauptkonkurrent sind wir selbst.” Müller weiß: „Wir werden gut reinkommen in die Saison.” Guten Rutsch!