Bayern schlägt Mainz: Das Projekt Tabellenführung geht weiter

MÜNCHEN - Mit einem angesichts zahlloser Torchancen hochverdienten 3:0 gegen den selbsternannten Karnevalsverein FSV Mainz 05 legt der FC Bayern München im Zweikampf mit Bayer Leverkusen einen "Dreier" vor und übernimmt vor Bayers Heimspiel gegen Freiburg die Tabellenführung.
Schon vor der Partie ließ sich das nach zuletzt acht Pflichtspielsiegen in Folge zurückgewonnene Selbstbewusstsein schon nicht mehr verbergen. Selbst ein so stilles Wasser wie Thomas Müller tönte: "Natürlich wollen wir siegen gegen Mainz - und das mit mehreren Toren Unterschied." Grund zur Sorge war auch nirgends auszumachen: Alle Mann an Bord, niemand gesperrt, der Louis van Gaal zufolge noch nicht fitte Franck Ribery nur auf der Bank - Vollbeschäftigung beim Rekordmeister. Nur der Trainer hatte ein paar Wehwehchen mit sich rumzuschleppen. Nach dem exzessiven Jubelbauchplatscher nach Arjen Robbens Siegtreffer in der letzten Spielminute gegen Werder Bremen humpelte Louis van Gaal durch die Woche. "Der Oberschenkel schmerzt, die Finger sind nicht so schlimm. Ich bin ein alter Mann geworden, scheinbar. Künftig werde ich nicht mehr so explosiv jubeln, hoffe ich."
Zunächst führte ihn auch niemand in Versuchung. Der Tabellenzweite ging zwar mit ungemein viel Schwung in die Partie, doch an der Anzeigetafel wurden lediglich Treffer von Borussia Mönchengladbach angezeigt - drei in den ersten 18 Minuten. In der Münchner Arena entledigte sich Thomas Müller nach zehn Minuten seiner Handschuhe, Mainz-Keeper Heinz Müller behielt seine lieber an - was eine gute Idee war, denn Angriff auf Angriff brandete nun auf seine Fäuste.
Olic-Kopfball in der sechsten Minute nach schöner Lahm-Flanke, zwei kernige Fernschüsse von Bastian Schweinsteiger, noch ein Olic-Kopfball, diesmal nach Flanke von rechts, zwei fast identische Linksschüsse von Arjen Robben, noch ein Kopfball von Olic und auch noch ein Drehschuss des Kroaten - dies allein die Chancenausbeute der ersten 20 Minuten. Thomas Tuchel, der Mainzer Trainer, schüttelte ein ums andere Mal den Kopf oder fuchtelte wahlweise wild mit den Armen - ohne Wirkung, Mainz kam kaum einmal aus der eigenen Hälfte. Lediglich ein kleines Gerangel zwischen den Heißspornen Aristide Bance und Martin Demichelis spielt sich vor dem bemitleidenswert kurzbehosten Bayern-Torwart Jörg Butt ab.
Nach einer halben Stunde bekam er dann endlich etwas zu tun: Elfmeter - für Bayern. Thomas Müller war im Strafraum über ein Mainzer Bein gefallen, Schiedsrichter Babak Rafati deutete sofort auf den Punkt, und schon kam Butt angetrabt, getragen von tausenden "Butt, Butt"-Rufen. Doch anders als beim grandiosen 4:1 bei Juventus Turin gegen den großen Gianluigi Buffon scheiterte Butt diesmal für seine Verhältnisse recht kläglich. Seinen zwar verzögerten, aber reichlich unplatzierten Schuss konnte Heinz Müller parieren - die Null blieb stehen. Und als würde der Himmel ob dieses Fehlschusses zürnen, schickte er nur Sekunden später einen heftigen Schneeschauer auf Spieler und Zuschauer. Spielstand: 0:0, aber 21:1 nach Torchancen.
In der Pause lief sich der Mann mit den gelben Kickstiefeln warm: Franck Ribery. Und da das Bayern-Spiel im Schnee zu erstarrten drohte, schickte ihn van Gaal schon in der 58. Minute für Olic ins irgendwie erstarrte Geschehen. Sekunden zuvor hatte aber noch sein Kumpel Daniel van Buyten einen nicht ganz unwichtigen Auftritt: Ein Kopfball des Belgiers flutschte dem Mainzer Torwart durch Arme und Beine und zum 1:0 ins Tor - van Buytens fünftes Saisontor in der Liga. Der anschließende Jubel ging diesmal ohne Verletzte vonstatten, ebenso wie der nach dem 2:0 durch Mario Gomez in der 75. Minute und dem von Robben in der 86. Minute. Und der FSV Mainz vermochte diesmal nicht, den FC Bayern aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Thomas Becker