»Bayern, schenkt dem Club einen Punkt«
MÜNCHEN - Schwabl, Dorfner & Co.: Ex-Münchner halten im Derby zum abstiegsbedrohten 1. FC Nürnberg. Und Bayern-Manager Uli Hoeneß wäre "der traurigste Mensch", wenn der Club abstiege.
Beim Club geht die Angst um. Vor einem Gespenst, das Abstieg heißt. Und das den 1. FC Nürnberg als Tabellenvorletzten, punktgleich mit Schlusslicht Duisburg (19) und zwei Zähler weg vom rettenden Rang 15, massiv bedroht. „Ich wäre der traurigste Mensch, wenn der Club absteigt“, sagt sogar Bayern-Manager Uli Hoeneß vor dem Derby am Samstag (15.30 Uhr).
Der hat ja nicht nur nach seiner Profi-Zeit bei Bayern (1970 bis ’78) beim Club gespielt (1978/79), sondern besitzt in Nürnberg auch eine Bratwurstfabrik, die sein Sohn Florian leitet. Dennoch will Hoeneß nichts wissen von einer Nachbarschaftshilfe. „Das können wir uns nicht leisten, wir müssen Meister werden und deshalb versuchen, überall zu punkten“, sagt er.
"Ein Unentschieden würde den Bayern nicht wehtun"
Das sehen Ex-Profis, die zwischen München und Nürnberg pendelten, anders. „Schenkt doch dem Club einen Punkt“, meint Roland Grahammer (44), der von 1983 bis ’88 beim Club, danach bis 1994 beim FC Bayern aktiv war. „Schon ein Unentschieden würde den Nürnbergern helfen – und den Bayern nicht weh tun. Sie haben sieben Punkte Vorsprung und mit Abstand das beste Torverhältnis. Die lassen sich mit der Startruppe die Meisterschaft ohnehin nicht mehr nehmen.“
Grahammer, heute Spielerberater, erinnert sich an die Saison 1988/89: „Da waren wir am vorletzten Spieltag in Nürnberg und haben, nachdem wir schon Meister waren, die Vorbereitung nicht mehr so ernst genommen, haben im Hotel am Abend vor dem Spiel schon gefeiert.“ Und 1:2 verloren. Was den Club wegen des besseren Torverhältnisses vor dem Abstieg gerettet hat.
Damals war auch Hans Dorfner (1984 bis ’86 beim Club, dann bis 1990 bei Bayern, nochmal bis 1994 in Nürnberg) im Bayern-Team. Der 42-Jährige leitet heute eine Fußballschule in Regensburg, er sagte der AZ: „Eigentlich bin ich mehr Bayern-Fan, aber dieses Wochenende würde ich dem Club die drei Punkte gönnen. Der braucht sie nötiger.“ Doch Dorfner fürchtet: „Einem Ribéry oder Toni ist eine bayerische Nachbarschaftshilfe wurscht.“ Bingo! Toni meinte: „Es gibt keine Hilfe. Vielleicht machen wir mal ein Freundschaftsspiel gegen sie. Damit könnten wir ihnen helfen.“
Schwabl, der Doppelpendler
Manni Schwabl (41), Doppelpendler von 1984 bis 1994 zwischen München und Nürnberg, hofft auf unbewusste Hilfe, „dass Nürnberg einen Vorteil daraus zieht, dass Bayern die Liga mit sieben Punkten anführt und deshalb vielleicht zu lässig ins Spiel geht.“ Der Betreiber eines Sportparks in Holzkirchen meint: „Bayern würde selbst eine Niederlage nicht wehtun.“ In die sie sich aber nicht freiwillig ergeben werden, glaubt Stefan Reuter (41, 1984 bis ’88 in Nürnberg, danach bis 1991 in München). „Natürlich will ich, dass der Club nicht absteigt, aber die Bayern werden leider ihren Vorsprung ausbauen wollen.“
F.M., chp, fil.