Bayern-Rechnung: Aus 108 mach 0
München - Jetzt haben sie sich auch noch lieb! Der Brasilianer und der Argentinier und der Uruguayer – Nationalitäten, die sich ansonsten nur bedingt grün sind, gerade wenn es um Fußball geht. Doch wer Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar in den letzten Monaten so bei der Arbeit zusah, kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Denen macht das Spaß! 108 Tore hat das „märchenhafte Trio“, wie man sie in Barcelona nennt, in dieser Saison schon gemeinsam erzielt. Für Bayern heißt das Erfolgsrezept: Aus 108 mach an dem Tag 0.
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Eine Torflut, eine so genannte „goleada“, nach der anderen. So auch am vergangenen Wochenende, als die bemitleidenswerte Truppe des FC Cordoba zuhause 0:8 unter die Räder kam. Selbst den Schiedsrichter überkam Mitleid: Er pfiff schon nach 89 Minuten ab. Logisch, dass die magischen Drei wieder die Torbeute unter sich aufteilten: Suarez drei, Messi zwei, Neymar eins. In der 87. Minute wurde es so richtig kuschelig: Standard-Elfmeterschütze Messi, der sich mit Cristiano Ronaldo wieder ein Wettschießen um die Torjägerkrone liefert (Zwischenstand nach Spieltag 35: 42:40 für Ronaldo), überließ dem an diesem Tag noch torlosen Neymar den Ball – eine Szene, wie man sie bei Ronaldo wohl wirklich nie sehen wird. Selbst die Alpha-Tiere des FC Bayern sind sich vor ein paar Jahren noch desöfteren deswegen in die Haare gekommen. Frag’ nach bei Arjen Robben!
Doch Messis Großmut endete nicht beim geschenkten Elfer: Nach dem Schlusspfiff organisierte er sich den Spielball und drückte ihm dem Kollegen Suárez in die Hand – als Andenken an dessen ersten Hattrick im Barça-Trikot.
Seit Monaten spielt das Trio durch, quer durch alle Wettbewerbe. Dennoch: keine Spur von Kraftverlust. Rotiert wurde bereits in der ersten Saisonhälfte. Barça-Coach Luis Enrique hat seine Monster-Offensive genau da, wo er sie haben will: torgeil bis zur letzten Minute. Gegen Cordoba fielen die letzten drei Treffer ab der 80. Minute. Wie Trainer Enrique so ein 8:0 empfindet? „Als positiv für die Moral und fürs Selbstvertrauen.“ Kein Widerspruch. Um sich klar zu machen, was da am Mittwochabend auf die Defensivabteilung der Bayern zukommt, hier ein paar Zahlen:
Lionel Messi: 475 Punktspiele für Barca, 405 Tore, 182 Vorlagen. In der Liga: 312 Spiele, 283 Tore, 130 Vorlagen. In der Champions League: 96 Spiele, 75 Tore, 31 Vorlagen.
Neymar: 85 Punktspiele, 48 Tore, 25 Vorlagen. In der Liga: 56 Spiele, 30 Tore, 18 Vorlagen. In der Champions League: 19 Spiele, 10 Tore, 6 Vorlagen.
Luis Suárez: 38 Punktspiele, 24 Tore, 20 Vorlagen. In der Liga: 26 Spiele, 16 Tore, 16 Vorlagen. In der Champions League: 7 Spiele, 6 Tore, 1 Vorlage.
„Mit Suárez hat Barça einen extra Killerinstinkt, er ist ein fantastischer Spieler und gibt ihnen sehr viel“, sagt Javi Martinéz. Und was sagt Abwehrchef Jérôme Boateng zu all den furchteinflößenden Zahlen? „Dass Barça eine Weltklasse-Mannschaft und der Sturm sehr beeindruckend ist, wissen alle – klar sind sie außergewöhnlich. Aber die Sturmreihe von Madrid oder die der spanischen Nationalelf ist auch nicht viel schlechter.“ Will sagen: Die haben wir auch schon das ein oder andere Mal in Schach gehalten. Gerade Messi wird nach dem WM-Finale von Rio sicher keine allzu guten Erinnerungen an Kontrahent Boateng haben.
Die Bayern-Taktik, um dem zu erwartenden Sturmlauf Barcelonas zu begegnen, steht jedenfalls. „Wir wollen verhindern, dass sie ins Rollen kommen“, sagte Boateng, „sonst wird es schwer. Dann können sie ganz schnell ganz viele Tore schießen. Für uns ist wichtig, dass wir unsere Aufgabe erfüllen: als gesamte Mannschaft.“