Bayern ohne Hoeneß: Das neue Machtgefüge

Es sind die wichtigsten Fragen nach der Verurteilung des Präsidenten: Wie füllt der Verein das Vakuum? Und wer übernimmt welche Eigenschaften von ihm? Die AZ beleuchtet die (neuen) Rollen der Macher  
von  Patrick Strasser
Wer kann mit wem? Wer muss mit wem? Die neue Machtstruktur des FC Bayern mit dem Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge an der Spitze der Hierarchie, unterstützt von Bald-Präsident Karl Hopfner (r.) und dem künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Herbert Hainer (l.). Die sportlichen Belange bestimmen Trainer Pep Guardiola (unten links) und Sportdirektor Matthias Sammer (r.). Legende: Je dicker der Pfeil, desto intensiver der Austausch der jeweiligen Personen.
Wer kann mit wem? Wer muss mit wem? Die neue Machtstruktur des FC Bayern mit dem Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge an der Spitze der Hierarchie, unterstützt von Bald-Präsident Karl Hopfner (r.) und dem künftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Herbert Hainer (l.). Die sportlichen Belange bestimmen Trainer Pep Guardiola (unten links) und Sportdirektor Matthias Sammer (r.). Legende: Je dicker der Pfeil, desto intensiver der Austausch der jeweiligen Personen. © dpa picture-alliance/Getty Images/firo/AK, GES/AK

Es sind die wichtigsten Fragen nach der Verurteilung des Präsidenten: Wie füllt der Verein das Vakuum? Und wer übernimmt welche Eigenschaften von ihm? Die AZ beleuchtet die (neuen) Rollen der Macher

München - Die Bayern müssen sich neu aufstellen, komplett neu ausrichten. Von einer One-Man-Show auf eine harmonierende Viererkette (Trainer Pep Guardiola mal ausgenommen) umstellen. Als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern hatte Uli Hoeneß beinahe alles an sich gezogen. Nichts lief ohne den Patriarchen. Kein Transfer, keine Trainerentscheidung, keine Sponsorenakquise, keine Stadionentscheidung, keinerlei Fanangelegenheiten. Nun ist Hoeneß verurteilt. Nach Ostern wird er seine Haft antreten müssen.

Doch wie füllt der Verein das Machtvakuum? Wer springt in die Lücke, die Hoeneß hinterlässt? Wer ersetzt dessen besondere Mischung aus Strahlkraft, Geschäftssinn (rein auf den Fußball bezogen) und Verhandlungsgeschick? Wer bildet die Abteilung Attacke, wer Herz und Bauch(-gefühl) des Vereins?

Formal ersetzen ihn zwei Protagonisten: Herbert Hainer, der „adidas“-Chef, als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender. Karl Hopfner hat nun auch „Ja“ gesagt zum Präsidentenamt, auch wenn er ursprünglich kürzer treten wollte. „Ich habe mir das nicht so vorgestellt“, sagte der 61-Jährige dem „kicker“: „Ich mache das nur für den FC Bayern, weil ich dem Verein so viel zu verdanken habe, da kann man in dieser nicht leichten Situation nicht Nein sagen.“ Damit dürfte einer Wahl Hopfners bei der außerordentlichen Versammlung am 2. Mai nichts mehr im Wege stehen. Wie verteilt Bayern das Hoeneß-Erbe? Wer übernimmt welche Rolle?

Karl-Heinz Rummenigge: Der Vorstandsvorsitzende gewinnt durch Hoeneß’ Abschied an Macht und Einfluss. Auch wenn beide nicht immer einer Meinung waren und vom Charakter gänzlich unterschiedlich sind, haben sie als Doppelspitze den Verein zu Rekordtiteln und Rekordzahlen geführt. Rummenigge ist nun gefordert, das Gesicht des Vereins nach außen abzugeben. Und den Beruhiger: „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass wir stabil bleiben“, sagte er. Von Hoeneß wird er die Rolle des Ansprechpartners für die Fans übernehmen müssen.

Karl Hopfner: Der Herr der Finanzen, seit 1983 im Verein, bekommt erstmals eine exponierte Stelle. Als Präsident wird er repräsentieren, sich als guter Mensch von der Säbener zeigen müssen. Mehr Aufmerksamkeit bedeutet mehr Medienpräsenz – nicht sein Ding. Intern wird erwartet, dass Hopfner sein Amt eher wie Franz Beckenbauer (1994-2009) interpretieren wird, repräsentativ – nicht so aktiv in alle Gremien hineinwirken wird wie Hoeneß.

Herbert Hainer: Als Vorstandsvorsitzender der „adidas AG“ ist der Terminkalender des 59-Jährigen proppevoll. Daher die Option, wieder ins 2. Glied zu rücken, sollte die Gelegenheit kommen. Eine Möglichkeit: Wie Hoeneß wird auch Hopfner zusätzlich Aufsichtsrat der AG in Personalunion – was er aber offen ließ. Hainer wird ausschließlich nach innen wirken, die Kontrollfunktion des Vorstands ausüben.

Matthias Sammer: Der Sportvorstand, 2012 von Uli Hoeneß geholt, muss nun noch mehr aus sich rausgehen, die Hoeneß’sche Abteilung Attacke gänzlich übernehmen. Der Ex-Profi hatte sich zuletzt schon mit Intimfeind Jürgen Klopp gefetzt und mit dem Rest der Liga angelegt. Künftig der Prellbock des FC Bayern.

Pep Guardiola: Für den Trainer ändert sich am wenigsten. Mit Rummenigge bespricht er Transfers und Kaderplanung, mit Sammer tauscht er sich im täglichen Trainingsbetrieb aus. Nur die intensiven Debatten mit Hoeneß auf den Mitternachtsbanketts der Champions League werden dem Spanier fehlen. Samt des üblichen Glas Rotweins.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.