Bayern: Null-null-gsuffa

Ein Prosit der Genügsamkeit: Bayern bleibt beim 0:0 gegen Köln zum dritten Mal in Serie ohne Tor, verharrt auf Platz 8, mit acht Punkten Rückstand. Beim „Käfer“ spülen sie ihren Frust dann herunter.
MÜNCHEN Genau für solche Situationen wurde der Spruch „Schwoamas obe" schließlich ja erfunden. Also ließen es sich die Bayern am Sonntagmittag beim Wiesn-Kehraus im „Käfer“ richtig gut gehen.
Ein Prosit der Genügsamkeit! Kein Tor gegen Köln, überhaupt: seit 278 Minuten kein Tor mehr. Ein 0:0, das die Bayern auf Platz 8 der Tabelle verharren lässt, mit acht Punkten Rückstand auf Leverkusen. Kleiner Trost: Nach dem achten Spieltag der vergangenen Saison waren die Bayern unter Trainer Klinsmann Elfter.
Also hieß es: Null, null, gsuffa! Da kann man schon mal ins Straucheln kommen. Allerdings war es auf dem Weg ins Zelt, als Louis van Gaal am Sonntag die Treppe hinaufstolperte.
Seit Dezember 2007 haben die Fans in der Allianz Arena kein 0:0 mehr erleben müssen, damals gegen Duisburg. Köln wollte kein Tor schießen, die Bayern konnten nicht. Der Frust potenziert sich. 0:1 in Hamburg, 0:0 gegen Juventus Turin, nun die erneute Minimalleistung. Natürlich hatten die Bayern das Spiel unter Kontrolle, das stellte Trainer Louis van Gaal auch zufrieden. „Aber“, sagte er, „das sieht das Publikum nicht.“ Denn die Zuschauer würden Tore sehen wollen. „Und die Zuschauer haben Recht.“
Philipp Lahm hatte als Rechtsverteidiger mit 123 die meisten Ballkontakte, Verteidiger Daniel van Buyten war mit 87 Prozent gewonnener Zweikämpfe der Durchsetzungsfähigste – da konnte nur ein 0:0 herauskommen. Bastian Scheinsteiger schimpfte: „Zum Kotzen! Man muss einfach zu Hause ein Tor machen! Und wenn wir eins machen, dann meist zwei, drei.“
Eben – wenn. Liegt es an den Vorlagen? Von 51 Bayern-Flanken (van Gaal: „Auch eine Unterart von Fußball“) kamen laut bundesliga.de 41 beim Gegner an. Oder doch an den Stürmern? Mario Gomez und Miroslav Klose kriseln vor sich hin, Torgefahr strahlen sie nicht aus. Auf Luca Toni hatte der Coach selbst nach Arjen Robbens Ausfall verzichtet. Franck Ribéry wurde nach schwacher erster Halbzeit ausgewechselt und war am Sonntag beim Wiesn-Hallali wegen Knieproblemen nicht dabei. Joker Ivica Olic bewirkte auch nichts. „Vielleicht macht es die Stürmer nervös, wenn sie nicht treffen und auf der Bank landen“, meinte der Kroate und sagte zur AZ: „Natürlich will jeder spielen. Wenn man einmal von Anfang an spielt, hat man einen unglaublichen Druck, alles richtig zu machen. Vielleicht ist es für mich momentan besser, eingewechselt zu werden.“ Übt da einer bald freiwilligen Verzicht?
Ein Titelverzicht wie in der letzten Saison ist nicht eingeplant. Philipp Lahm mahnte: „Langsam wird es kritisch. Der Rückstand in der Tabelle ist schon gewaltig und es wird immer schwieriger.“ Bei aller Gaudi. Oder um es mit Liga-Total-Reporter Thomas Herrmann zu sagen: „Die Gegner sind bald so weit weg, dass der Uli Hoeneß ein Fernglas braucht.“
Patrick Strasser