Bayern-Mittelfeld: Die zentrale Frage im Pep-System
München - Luxus-Probleme? Ein zu breiter Kader? Mögliche Animositäten, weil einer auf der Bank sitzt? Gar Zoff-Potenzial bei den Bayern-Stars? Wer Trainer Pep Guardiola aktuell mit so etwas kommen würde, dürfte nur schallendes Gelächter ernten. All zu lang ist seine Verletzten-Liste. Aufgestellt wird, wer da ist, wer fit ist.
Dennoch ist das Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr, sky) gegen Eintracht Frankfurt ein besonderes Spiel für einen der Bayern-Profis – auch wenn er nicht in der Startelf stehen dürfte: Thiago Alcántara (23). Den Spanier mit brasilianisch-italienischen Wurzeln konnten die Fans in der Allianz Arena zum letzten Mal Ende März 2014 gegen Hoffenheim spielen sehen.
Damals riss Thiago Innenband, später noch mal, dann noch einmal. Als läge ein Fluch über seinem rechten Knie. „Ich habe ihn vermisst“, sagte Guardiola. In Dortmund (1:0) konnte Thiago ein Kurz-Comeback feiern, beim Pokal-Krimi in Leverkusen spielte er „länger als geplant“. Guardiola: „In meinen Augen war er nur fit für 30 Minuten, aber durch die Verlängerung musste er viel länger auf dem Platz stehen.“ Wenigstens reichte die Kraft noch, um den entscheidenden Elfer zum 5:3 zu verwandeln.
Die Frage wird sein: Wann kehrt Thiago in die Startelf zurück? Schon nächsten Mittwoch im Viertelfinale der Champions League beim FC Porto? Wenn ja – wen verdrängt Thiago aus dem Zentrum, aus dem Maschinenraum Mittelfeld, der in Guardiolas System das A und O darstellt? Da die Flügelartisten Arjen Robben und Franck Ribéry verletzt fehlen, sind im 3-5-2-System von Guardiola neben den Spitzen Robert Lewandowski und Thomas Müller (Alternative Mario Götze) drei Positionen im Zentrum frei. Für wen? Der AZ-Vergleich:
Philipp Lahm: Der Kapitän verletzte sich Mitte November (Fußbruch) und kehrte in Dortmund in die Startelf zurück. Noch ist der 31-Jährige nicht bei 100 Prozent. „Die Mannschaft muss ihm helfen, nicht umgekehrt“, sagt Guardiola. Eine Lösung mit dem Dreiergespann Alonso-Schweinsteiger-Lahm konnte sich Lahm „nur schwer vorstellen“ – bis es beim BVB ganz gut funktionierte. Aber mit dem genesenen Thiago? Wahrscheinlichkeit, dass der Kapitän (1,70 m) neben dem nur unwesentlich größeren Thiago (1,72 m) künftig spielt: 100 Prozent.
Bastian Schweinsteiger: Der 30-Jährige fällt gegen Frankfurt aus, ihn dürfte Sebastian Rode vertreten oder gar Gianluca Gaudino. Dem Vize-Kapitän macht das Sprunggelenk zu schaffen. Ein Comeback in Porto? Unsicher. Auf lange Sicht ist Schweinsteiger – ein Riese im Vergleich zu Thiago/Lahm mit seinen 1,80 m – für Pep unverzichtbar. Weil er auf der Halb-Position rechts mit seiner aggressiven Spielweise wichtig für den Sturm und Drang ist, nach vorne agieren kann und in den Abschluss kommt. AZ-Prognose seiner Einsatz-Chancen, sollten alle fit sein: 80 Prozent.
Frankfurt: Torjäger Meier fällt aus
Xabi Alonso: Der spanische Weltmeister (33/1,83 m) bestreitet jede Partie, wenn er sich nicht wie im März durch eine Gelb-Rote Karte (Champions League) oder eine Gelbsperre (Bundesliga) selbst aus der Aufstellung nimmt. Beim Pokal-Fight in Leverkusen kam Alonso, dem oft fehlende Grundschnelligkeit vorgeworfen wird, auf Top-Werte: Er hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte (154), spielte die meisten erfolgreichen Pässe (104), gewann die meisten Zweikämpfe (20/29) und die meisten Kopfballduelle (9). Doch was passiert, wenn alle fit sind? Dann, so die AZ-Prognose, droht ihm die Bank. Einsatz-Chance: 20 Prozent
Allerdings: Sollten ihm alle diese vier Top-Spieler in dieser Saison einmal fit zur Verfügung stehen, dürfte Pep Guardiola spontan den Weg zum Kloster Andechs googeln.