„Bayern macht auf Understatement“

Wie der Psychologe Werner Mickler die Sprüche im Titelkampf einschätzt – und was ihm an Felix Magath gefällt.
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Platz eins? Muss nicht sein. Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß werden bescheiden.
dpa Platz eins? Muss nicht sein. Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß werden bescheiden.

Wie der Psychologe Werner Mickler die Sprüche im Titelkampf einschätzt – und was ihm an Felix Magath gefällt.

Herr Mickler, zwei Spieltage vor Saisonende haben noch vier Mannschaften die Chance auf den Titel. Nun ist es neben aller fußballerischen Qualität auch eine Frage der Psyche. Welcher Verein aber verkauft sein individuelles Saisonziel nach außen am glaubwürdigsten?

WERNER MICKLER: Die Bayern machen ja mittlerweile auf Understatement, fahren eine ganz andere Strategie als ihre Vereinsmaxime das vorgibt. Der FC Bayern will immer Erster sein – und nun plötzlich nur Zweiter? Das Überraschende ist, dass es tatsächlich plausibel rüberkommt. Der Grund dafür: Das ganze Projekt mit Jürgen Klinsmann verlief ja völlig anders als erhofft, jetzt können die Bosse und der neue Trainer Heynckes die Dinge ja nicht überdrehen. Sie wollten erstmal Ruhe in den Verein bringen. Dass sie den Titel am Ende nicht doch liebend gerne holen würden, kaufen ihnen die Konkurrenten aber auch nicht ab.

Stichwort Konkurrenz: Am offensivsten, am lautesten bekennt sich Wolfsburgs Coach Felix Magath: Er will unbedingt Meister werden.

Er hat erkannt, dass seine Mannschaft nun stabil genug ist, sein Vorpreschen zu verkraften. Magath macht das sehr geschickt. Zuvor lenkte er ab, sagte, er würde auf den FC Bayern wetten. Nun hat er als erster die Initiative übernommen, die Mannschaft folgt ihm. Da ist sehr viel Kalkül dahinter.

Anders sieht es bei den weiteren Meisterschaftskandidaten, bei Hertha BSC und beim VfB Stuttgart aus – ist es leichter aus der Verfolgerrolle zu kommen?

Was sie vereint ist: Beide spielen eine ausgezeichnete Saison, haben jetzt schon mehr erreicht als sie sich vorgenommen haben. Psychologisch interessant ist doch immer der Punkt, an dem ein Trainer sagt: So, Leute, es ist soweit, wir verändern unsere Zielsetzung. Denn damit beginnt man, sich selbst unter Druck zu setzen, zuvor hat man befreit aufspielen können – ein psychologisch schwieriges Unterfangen. Bei Hertha ist mir aber noch etwas Spezielles aufgefallen.

So? Was denn?

Die Berliner sind nach ihren letzten Siegen sehr mutig und vorlaut geworden – anders als etwa der VfB. Als sie im Frühjahr nach Siegen ihre Tänze aufgeführt hatten, war das für meinen Geschmack arg früh. Andererseits: Sie haben eine historische Chance, dafür muss man Spieler sensibilisieren. Das setzt Kräfte frei.

Interview: Patrick Strasser

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