Bayern: Lewandowski und die Provokateure

Das Lewandowski-Theater: „Manche führen sich auf wie auf dem Viehmarkt” , sagt ein Berater über das Hickhack zwischen Bayern und Dortmund. Die AZ zeigt, welche Spieler sich erfolgreich wegmotzten
von  Filippo Cataldo

München -  Sauber wird der Wechsel von Robert Lewandowski zum FC Bayern, wenn er denn jemals stattfinden sollte, nicht mehr über die Bühne gehen, so viel scheint klar. Nachdem sich Robert Lewandowski und die Verantwortlichen von Borussia Dortmund im Wechseltheater zuletzt wechselseitig der Lüge bezichtigten, erwarten nicht wenige nun ein Schmierentheater. Besonders im Blickfeld: Lewandowskis Berater Maik Barthel und Cezary Kucharski – denen nun selbst aus dem eigenen Berufsstand Gegenwind entgegenbläst.
„Wenn erstmal die Berater im Mittelpunkt stehen und nicht mehr der Spieler, dann sage ich: Gute Nacht”, meint Michael Koppold. Der ist Gründungsmitglied der Deutschen-Fußballspieler-Vermittlervereinigung (DFVV), berät unter anderem Ur-Löwen Daniel Bierofka und gilt in der Branche als ehrlich und direkt. Offensiv agierende Berater wie Barthel und Kucharski, die seit Monaten öffentlich Druck aufbauen auf Dortmund, sind ihm suspekt. „Wenn ein Spieler zum FC Bayern will, dann muss man das verstehen. Das ist ein toller Klub”, sagt zwar auch Koppold, „aber Verträge sind grundsätzlich einzuhalten. Wenn ein Vertrag keine Ausstiegsklausel hat, dann müssen sich die Berater heraushalten. Das müssen die Klubs untereinander klären”, sagt er.

Im Fall Lewandowski scheint die Kommunikation über die Berater gelaufen zu sein. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellte klar, dass es vom FC Bayern kein schriftliches Angebot gegeben hätte. „Ich habe mit ihm (Lewandowski, die Red.) gesprochen und kann durchaus verstehen, dass er enttäuscht ist. Das wäre ich an seiner Stelle auch, wenn ich erfahren hätte, dass der FC Bayern gar kein Angebot abgegeben hat”, sagte er der „Welt”. Die Bayern hätten lediglich zweimal telefonisch durchgegeben, dass man den Stürmer haben wolle. Lewandowskis Hoffnung, dass sich die Dinge noch mal ändern könnten in den nächsten Wochen, erstickte Watzke im Keim. „Da sollte er mich eigentlich besser kennen”, so Watzke.

Das Ende vom Lied müsste das aber nicht sein. Zu oft haben in der Vergangenheit Spieler tund ihre Berater rotz des Vetos ihrer Klubs ihre Abgänge doch noch erzwungen. „Manche führen sich auf, als ob sie auf einem Viehmarkt wären“, sagt Koppold.

Die AZ zeigt einige Profis, die ein fragwürdiges Vorbild abgeben für Lewandowski. Einst nannten sie ihn Dortmund fast liebevoll „Lewy”, nun gilt er als Provokateur, der sich wegmotzen will, wie vor ihm schon diese Spieler.

WILLIAM GALLAS: Als Chelsea den Verteidiger 2006 nicht zu Arsenal wechseln lassen wollte, kündigte er Coach José Mourinho unverhohlen an, dass ihm dann eventuell ein paar Eigentore passieren könnten. Gallas durfte gehen.

NICOLAS ANELKA: 2000 trat der damals 21-Jährige in einen Trainingsstreik bei Real Madrid. Der Klub sperrte ihn für 45 Tage, Anelka floh vom Trainingsgelände – im Kofferraum eines Autos. Er durfte zu Paris St. Germain - und begann danach erst recht seine Wanderjahre durch die Lande.

DEMBA BA: Der Stürmer probte den Aufstand in Hoffenheim. Im Winter 2011 weigerte er sich, ins Trainingslager mitzufliegen. Eine Woche vor Transferschluss ging Ba zu West Ham. Jetzt bei Chelsea.

RAFAEL VAN DER VAART: 2007 wollte der HSV-Spielmacher zu Valencia – und ließ sich mit dem Trikot der Spanier fotografieren. Der HSV verweigerte den Transfer – ein Jahr später wechselte er zu Real Madrid.

KHALID BOULAHROUZ: Weil der Verteidiger 2006 zu Chelsea wollte, täuschte er beim Aufwärmen eines Champions-League-Quali-Spiels eine Verletzung vor, um für Chelsea spielberechtigt zu bleiben. Der HSV ließ ihn ziehen.

THOMAS HELMER: 1992 wollte der Verteidiger von Dortmund zu Bayern. Da er aber nur eine Ausstiegsklausel fürs Ausland in seinem Vertrag hatte, plante Bayern-Manager Uli Hoeneß, ihn in Auxerre zu parken und dann zu verpflichten. Die Idee flog auf, nach Protesten aus der ganzen Liga, drohte alles zu platzen. Doch Helmer machte Druck - und wechselte am Ende direkt – für acht Millionen statt drei Millionen Mark Ablöse.

RABAH MADJER: 1988 war sich der Algerier, der Bayern 1987 im Landesmeister-Finale per Hackentricktor abgeschossen hatte, mit Bayern einig. Es wurden schon Fotos in Lederhose und Vereinswimpel gemacht – am Strand von Porto. Der Transfer schien perfekt, doch Spieler und Bayern hatten die Rechnung ohne den FC Porto gemacht. Der Klub verweigerte den Wechsel.

Filippo Cataldo

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