Bayern Letzter? Pep: „Das kann passieren“
Trainer Pep Guardiola verteidigt sich und sein Wirken vor der Partie gegen Schalke 04: „Manchmal muss man verlieren, um etwas zu verbessern“, sagt Guardiola – und verweist auf Klopps abgestürzte Borussia.
München - Pep Guardiola hatte sich etwas zurechtgelegt, er wollte etwas loswerden am Tag vor dem ersten Heimspiel 2015 gegen den FC Schalke in der Allianz Arena (20 Uhr, Sky live). Allein schon, wie der Bayern-Trainer, diesmal im schwarzen Rollkragenpulli, gestern Mittag das Podium des Presseraums an der Säbener Straße enterte: Energisch. Der 44-Jährige sprang fast durch die Tür, mit ernster Miene, angespannt, konzentriert. Es konnte ihm nicht schnell genug gehen mit seiner Verlautbarung. Guardiola nutzte die erstbeste Frage, auch wenn sie mit dem 1:4 vom Freitag in Wolfsburg nur entfernt etwas zu tun hatte, um eine Erklärung abzugeben. Was folgte, war eine Rechtfertigung, aber auch eine Erklärung in eigener Sache.
Die Botschaft lautete: Siege sind nicht selbstverständlich. Die Meisterschaft kein Spaziergang. Seine Kernaussage: „Eine Niederlage ist nie gut. Aber manchmal verdient man, zu verlieren. Und manchmal muss man verlieren, um etwas zu verbessern.“ Was er damit vor allem meinte: Den Blick auf seine Mannschaft, die Erwartungshaltung. Denn: „Die Einschätzung der Leute ist falsch: Wir haben die Liga vor dem Wolfsburg-Spiel bereits gewonnen, hieß es. Oder: die zweite Mannschaft von uns könne auch Meister werden, das ist auch falsch. Vor Wolfsburg hieß es außerdem, unsere Spiele im Training seien schwieriger als unsere Liga-Spiele. Auch falsch.“ Drei Thesen, laut Pep drei große Irrtümer! Jedes Spiel sei „schwierig“, betonte der Spanier und meinte: „Wenn wir das schnell verstehen, werden wir unseren Meistertitel verteidigen.“ Nur dann? Trotz der acht Punkte Vorsprung auf Wolfsburg?
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Das 1:4 war erst die neunte Niederlage im 83. Pflichtspiel Guardiolas seit er Bayern-Trainer wurde. Aber eine mit Nachhall. Ähnlich wie das 0:4 gegen Real Madrid im Champions-League-Halbfinale 2014. Für den Perfektionisten bedeutet jede Pleite ein potenzielles Magengeschwür. Seine drei Maxime sind: Besessenheit, Spielvorbereitung, Leidenschaft. Genießen kann er Fußball nie. Aber er möchte besser verstanden werden. „Zwei Jahre hat Bayern alles gewonnen, okay. Super. Das stimmt“, erklärte Guardiola in richtig gutem Deutsch, „aber diese Rückrunde wird schwierig. Wenn wir denken, wir sind gut, dann passiert das, was in Wolfsburg passiert ist, nochmal. Ganz sicher.“ Diese Warnung hatte er der Mannschaft in einer Sitzung am Sonntag schon mitgeteilt. Nun nochmal für alle – zum Mitdenken. Der Pädagoge Pep: „Wenn du immer gewinnst, gewinnst, versteht niemand deine Worte. Aber wenn man verliert, heißt es: oh! Wenn wir verstehen, dass wir auch gegen Schalke verlieren können, sind wir auf dem richtigen Weg.“
Wenn nicht – geht’s abwärts. In den Keller der Liga, zu Borussia Dortmund. Wie bitte? Ja. Sagt Guardiola. „Ich schätze Jürgen Klopp, ich schätze den BVB. Sie haben super Spieler, eine Spitzenmannschaft. Aber heute sind sie Tabellenletzter. Und: Das kann uns auch passieren.“ Bayern Letzter? „Ja. Das müssen wir alle hier beim FC Bayern kapieren.“
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Schwer vorstellbar. Nach 18 Partien trennen beide Vereine 29 Punkte, vor eineinhalb Jahren stand man sich im Champions-League-Finale von Wembley gegenüber. Das 1:4 in Wolfsburg sollen allen die Augen öffnen. „Ich denke, die Mannschaft weiß spätestens jetzt, dass die Uhr am 1. Januar auf Null zurückgesprungen ist“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, „wir alle werden das überragende Fußballjahr 2014 nie vergessen, aber jetzt ist es Vergangenheit. Jetzt müssen wir wieder neue Erfolgsgeschichten schreiben.“ Mit Schalke 04 beginnt für Pep Bayerns sportliche Stunde null.