Interview

Bayern-Legende Elber sicher: "Es wird mit Lewandowski weitergehen"

Der Brasilianer Giovane Elber spricht im AZ-Interview über den Vertragspoker des FC Bayern mit Weltfußballer Robert Lewandowski. "Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Er kann noch fünf Jahre auf diesem Level spielen."
von  Julian Buhl
Zuversichtlich in der Causa Lewandowski: Giovane Elber.
Zuversichtlich in der Causa Lewandowski: Giovane Elber. © firo/Augenklick

AZ-Interview mit Giovane Elber: Der 49-Jährige spielte von 1997 bis 2003 beim FC Bayern und gewann 2001 mit den Münchnern die Champions League. Aktuell arbeitet er wieder als Markenbotschafter für den Klub.

AZ: Herr Elber, auf die 7:1-Gala in der Champions League gegen Salzburg folgte am Samstag in der Bundesliga ein 1:1 in Hoffenheim. Wie haben Sie die vergangene Woche beim FC Bayern erlebt?
GIOVANE ELBER: 7:1 - dieses Ergebnis kenne ich sehr gut. Da kommt mir sofort das 7:1 von Deutschland gegen Brasilien bei der WM in meinen Kopf (lacht). Es war schön, dass Bayern so viele Tore geschossen hat. Was die Spieler vor allem in der ersten Halbzeit geleistet haben, war hervorragend.

Bayern und Lewandowski: "Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben"

Das gilt besonders für Robert Lewandowski, der mit drei Toren nach 23 Minuten für einen Rekord sorgte, oder? Am Wochenende ließ er mit seinem 17. Auswärtstreffer in der Bundesliga gleich die nächste Bestmarke folgen.
In den zwei Spielen davor hat er nicht getroffen. Vielleicht hat er seine Kräfte dafür gespart (lacht). In wenigen Minuten drei Treffer in einem Champions-League-Achtelfinale zu erzielen, das schaffen nicht viele. Das zeichnet Lewandowski aus, dass er nach wie vor bereit ist, gute Leistungen zu bringen und Tore zu schießen.

War das auch noch mal ein Zeichen von ihm Richtung Bosse, zu welchen Weltklasse-Leistungen er auch mit 33 Jahren nach wie vor fähig ist?
Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Der FC Bayern weiß, das Lewy der beste Mittelstürmer der Welt ist. Und Lewy weiß, was er am FC Bayern hat. Ich glaube, sie brauchen noch etwas Zeit, aber am Ende wird es schon gemeinsam mit Lewandowski weitergehen.

Elber: "Hoffe, dass er seine Karriere hier beendet"

Lewandowski sagte kürzlich, dass noch keiner der Verantwortlichen konkret mit ihm über eine mögliche Verlängerung seines noch bis 2023 gültigen Vertrags gesprochen hat. Wird das nicht höchste Zeit?
Ich habe gehört, dass er das gesagt hat, bin da aber zu weit weg, um das im Detail beurteilen zu können. Als Fan des FC Bayern hoffe und wünsche ich mir nur, dass er noch ganz lange bei uns bleibt und seine Karriere hier beendet.

Wie lange trauen Sie Lewandowski noch zu, auf diesem Niveau weiterzuspielen?
Er kann mit Sicherheit noch drei, vier oder fünf Jahre auf diesem Level spielen. Er ist niemals verletzt und will in jedem Spiel immer spielen. Er ist körperlich in einer guten Verfassung. Es ist nicht so, dass er älter geworden und schlechter geworden ist. Im Gegenteil: Von Jahr zu Jahr ist er immer noch besser geworden.

Coach und Torjäger: Nagelsmann (l.) und Lewandowski.
Coach und Torjäger: Nagelsmann (l.) und Lewandowski. © firo/Augenklick

Elber: "Lewandowski ist einfach komplett"

Worin genau?
Lewandowski ist einfach komplett. Erfahrung ist sehr entscheidend. Und er ist jetzt an einen Punkt gekommen, an dem er alles hat: Er hat noch die Kraft und eben auch die Erfahrung. Er weiß, wo es langgeht und wo das Tor steht.

Sie sagen, auch Lewandowski wisse, was er am FC Bayern hat. Was genau ist das?
Wenn man so lange bei einem Verein spielt, kennt man die ganzen Abläufe. Man hat bei Messi, der davor lange Zeit beim FC Barcelona war und jetzt nach Paris gegangen ist, gesehen, was passieren kann. Die erste Saison bei PSG ist unheimlich schwierig für ihn. Beim FC Bayern sind alle Spieler für Lewandowski da. Das ist schon anders. Wenn du zu einem anderen Verein gehst, musst du vieles neu lernen. Es gibt es neue Abläufe, ein neues Spielsystem, an das du dich erst mal anpassen musst. Das ganze Leben dort ist anders.

Sind die Vergleiche mit Gerd Müller ein Ansporn für Lewandowski, einen ähnlichen Legendenstatus bei Bayern zu erreichen?
Total. Er hat den Rekord von Gerd (40 Tore in einer Bundesligasaison; d. Red.) schon letztes Jahr geknackt (mit 41 Toren; d. Red.). Ich glaube, er kann diese Saison sogar noch eine Schippe drauflegen. Lewandowski ist schon eine wahre Legende. Das kann ihm auch keiner mehr nehmen.

Neuer und Müller? Elber hofft auf Vertragsverlängerungen

Auch bei Thomas Müller (32) und Manuel Neuer (35) laufen die Verträge nur noch bis 2023. Wie sehen Sie ihre Situation?
Bei den beiden wünsche ich mir genauso, dass sie noch lange bei Bayern spielen werden. Thomas ist halt ein Münchner, so wie Manuel Neuer mittlerweile auch. Man hat gegen Salzburg mal wieder gesehen, was das für eine Ausstrahlung ist, wenn die beide an Bord sind. Das ist einfach etwas anderes. Und das weiß man beim FC Bayern auch, was man an solchen Spielern hat.

Können Lewandowski, Neuer und Müller auch in Zukunft weiterhin den Unterschied für Bayern ausmachen?
Ich traue ihnen das auf jeden Fall zu. Das sind gestandene Profis beim FC Bayern. Die junge Generation, die jetzt nachkommt, kann zu diesen Spielern aufschauen, was sie schon geleistet haben und immer noch leisten. Sie sind Vorbilder für alle jüngeren Spieler.

Was trauen Sie Bayern in dieser Champions-League-Saison nun noch zu?
Da ist alles offen. Mit dem Sieg gegen Salzburg hat Bayern einen ersten Schritt gemacht. Nachdem wir im Hinspiel nicht gut gespielt haben, haben wir wieder das gezeigt, was uns schon in der Gruppenphase gelungen war: schönes Spiel, viele Tore, wenig Chancen zugelassen. Jetzt freuen wir uns aufs Viertelfinale. Dann muss man sehen, wen man als Gegner bekommt.

Für Julian Nagelsmann war es das bisher bedeutendste Spiel als Bayern-Coach. Das 7:1 ist also auch ein wichtiges Statement für ihn, oder?
Für den Trainer ist jetzt in der entscheidenden Saisonphase jedes Spiel wichtig. Auch für ihn war es wichtig, dass wir weitergekommen sind. Das Schlimmste wäre gewesen, gegen Salzburg auszuscheiden. Jetzt haben wir diesen Schritt aber gemacht und warten auf die nächste Aufgabe.

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