Bayern: Klinsmann zieht aus
Die roten Spinde sind zurück in der Bayern-Kabine in der Allianz Arena. Der Ex-Trainer hatte im Herbst 2008 einen grauen „Strategie- und Besprechungsraum“ daraus gemacht
MÜNCHEN Vor zehn Tagen ist Jürgen Klinsmann entlassen worden beim FC Bayern. Die Bosse hatten ihm die Kündigung im Büro des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge mitgeteilt, danach packte er seine Sachen und verschwand. Bye, bye, Säbener Straße. Nun verschwindet sein Geist auch aus der Allianz Arena. Klinsmann zieht aus.
Besucher, die den Arena-Rundgang in Fröttmaning gebucht hatten, wurden am Mittwoch vertröstet, dass man ihnen momentan leider nicht die Bayern-Kabine zeigen könne. Der Grund: Drinnen wurde gewerkelt und gebastelt, Spinde wurden auf Rollwagen hin- und hergeschoben. Raus mit den grauen, rein mit den roten Spinden, die aus dem Lager geholt wurden.
Das heißt: Die Prä-Klinsmann-Zeit wird wieder hergestellt. Alles auf Anfang.
Ende Oktober hatte es den letzten Kabinen-Umbau gegeben, damals angeregt von Klinsmann: Aus der 65,5 Quadratmeter großen Kabine des FC Bayern, natürlich in der Vereinsfarbe Rot gehalten, wurde ein grau-weißer „Strategie- und Besprechungsraum“, wie es im Klinsmann-Deutsch hieß. Zum Umziehen musste die Mannschaft nach nebenan, in die graue Kabine, die sonst für die Gästeteams des TSV 1860 vorgesehen war.
Klinsmanns Begründung: „Dass unsere Kabine jetzt grau ist, hat den Hintergrund, dass es auch die Kabine der 1860-Gegner ist und dadurch neutral gehalten werden soll. Wer zieht sich denn gern in einer roten Kabine um? Es ist eine Änderung, die Zeit zur Gewöhnung braucht – ähnlich wie beim Leistungszentrum.“
Die Spieler fanden die karge Version mit den zwei Bereichen nicht lustig. In dem kleineren Raum standen keine Spinde, sondern schmale Regale aus grauem Kunststoff. Klinsmann ließ aus dem Raum eine Kopie des Casinos, der Spielerkantine im Leistungszentrum, errichten: eine Lounge mit funktionalen Holzmöbeln plus einem Plasma-Bildschirm und einem Smart-Board für Taktik-Vorträge.
Alles Geschichte. Trainer Jupp Heynckes mag’s wohl lieber klassisch. Und auch Uli Hoeneß dürfte der Rückbau freuen.
Schließlich war es der Manager, der beim Amerika-Gastspiel der Bayern im Juli 2004 im Soldier Field von Chicago Spinde der Luxusklasse (jeweils ein Meter breite Schränke samt abschließbarem Fach für Wertsachen) entdeckt hatte: Die gefielen ihm so gut, dass sie für die Kabinen an der Säbener und in der Allianz Arena bestellt wurden.
Nun hat Bayern seine alte Heimat wieder. Erstmals dürfen sich die Profis am Dienstag beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (20 Uhr) wieder in der vertrauten Umgebung umziehen. Und womöglich am 23. Mai dann dort auch den Meistertitel nach dem Saisonfinale gegen den VfB Stuttgart feiern. Das Entmüdungsbecken steht ja immer noch dort, wo es hingebaut wurde. Nur Klinsmann würde bei der Plansch-Party fehlen.
P. Strasser, R. Franke