Bayern-Kapitän van Bommel: Prügeln - warum nicht?
MÜNCHEN - Erst die Wolfsburger, jetzt die Löwen: Im Frühjahr sprudeln die Hormone und die Herren Profis werden immer aggressiver: Sie gehen im Training aufeinander los - nur bei den Bayern herrscht Harmonie. Mark van Bommel, der Kapitän, könnte sich das auch anders vorstellen.
Die Stimmung in der Mannschaft sei "überragend", sagte Kapitän Mark van Bommel (31) am Freitagmittag. Das sei schon "über die gesamte Saison" so. Der Holländer: "Wir haben eine tolle Truppe, kommen super miteinander klar." Also herrscht Ruhe, die Stammplätze sind auch so gut wie vergeben. Eine gefährliche Ruhe? Würde da nicht eine Prise Adrenalin gut tun - wie etwa bei den Wolfsburgern, dem Tabellenführer oder den Löwen?
In der Magath-Truppe war es unter der Woche zu folgendem Zwischenfall gekommen: Ein Foul von Verteidiger Rodrigo Alvim (25) an Zvjezdan Misimovic (26) war der Auslöser. Der Bosnier gar nicht begeistert, griff Alvim ins Gesicht. Giftete, was das Zeug hält. Es wurde getreten, geschlagen und gepöbelt. Erst als Barzagli und Dejagah dazwischen gehen, beruhigen sich die Pöbel-Profis. Man sah: Beim Tabellenführer ist Feuer drin. Ex-Bayer Misimovic meinte: „Besser so, als wenn überhaupt nichts los ist.“
Am Freitag wurde van Bommel dazu befragt, seine überraschende Antwort: „Ich finde es gar nicht so schlecht, wenn man sich mal prügelt auf dem Platz. Das zeigt, dass da was los ist, dass es da brennt, dass Leben in der Mannschaft ist.“ Ist es bei den Bayern etwa zu ruhig? Gefährdet die Ruhe und Harmonie die Chancen auf den Titel?
Die letzten Trainings-Prügeleien liegen eine Weile zurück. In der Saison 1999/2000 verpasste der Franzose Bixente Lizarazu Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus eine Watschn, 2002/2003 ging Sammy Kuffour auf Jens Jeremies los – am Saisonende waren die Bayern jeweils Meister.
Champion dank Adrenalin und Wut? Van Bommel wurde einst von Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld "agressive leader" getauft, am Freitag meinte er: „Wenn wir 18 Punkte holen, sind wir Meister! Wir müssen schauen, den Druck auf Wolfsburg noch größer zu machen.“