Bayern "in allerbester Verfassung"
In einem mäßigen Spiel gelingt dem FC Bayern ein versöhnliches Heim-Finale. Gomez, Alaba und Kroos treffen gegen die schwachen Kölner. Doch das Feuerwerk gibt’s erst am Schluss
MÜNCHEN Statistik begradigt, Herbstmeisterschaft gesichert, Franck Ribéry verloren: Der FC Bayern hat die Vorrunde mit einer zufriedenstellenden Bilanz beendet. Ein Festabend ist das 3:0 gegen den 1. FC Köln allerdings nicht gewesen. Dennoch stellte Präsident Uli Hoeneß zufrieden fest: „Der FC Bayern ist in allerbester Verfassung.“
Über die bescheidene erste Halbzeit legte der Bayern-Boss damit den Mantel des Schweigens. Es konnte einem schon die Lust vergehen, in dieser faden, ja staaden Zeit von halb bis viertel nach neun. Wäre nicht der Aufreger um Franck Ribérys gelb-roten Doppel-Aussetzer (der dritte Platzverweis für Bayern in dieser Saison, nach Jerome Boateng und Anatoliy Tymoshchuk) in Minute 33 gewesen (siehe Text nächste Seite), wäre der lustige Van-Buyten-Freistoß schon als Höhepunkt des ersten Durchgangs durchgegangen. Als der Hüne aus 20 Metern abzog, platzte die Naht des Spielballs, so dass eine unförmige Doppel-Kugel übers Feld kreiselte, bevor Arjen Robben den Torso als Weihnachts-Souvenir in den Mittelrang drosch.
Was auch immer für ein Text Jupp Heynckes in der Halbzeit eingefallen war: Er fruchtete. Der Trainer schickte Robben nach links, Müller nach rechts – und schon stand es trotz Unterzahl 1:0. Drei Minuten nach Wiederanpfiff grätschte Tymoshchuk dem Kölner Geromel den Ball vom Fuß und in den Lauf den Thomas Müller, der seine 74 Kilo gegen Ammar Jemal einsetzte, im Strafraum den Ball behauptete, quer auf Gomez legte, der aus fünf Metern nur noch einzuschieben musste: Danke für Saisontor Nr. 16!
Vier Minuten später überraschte Heynckes mit dem Wechsel David Alaba für Müller. Prompt besorgte der junge Österreicher in der 63. Minute per Abstauber das 2:0. Ein Eckball von Toni Kroos war einmal komplett durch das Strafraum-Getümmel gerauscht und vor Alaba gelandet: Danke für Saisontor Nr. zwei! Und Toni Kroos gönnte sich in Minute 88 noch seinen ersten Saisontreffer zum 3:0. Dass Köln einen Mann mehr auf dem Feld hatte, war zu keinem Zeitpunkt der Partie zu merken. Mehr muss man über die Leistung der Gäste nicht sagen.
Gomez wollte schon etwas sagen: „Schade, dass es so was heutzutage noch gibt. Zehner-Kette: So was hab’ ich noch nie erlebt. Das hat mich schon gewundert, dass die selbst in Überzahl nicht nach vorne gespielt haben. Das war komisch, lustig auch, aber trotzdem ein verdammt schwieriges Spiel.“ Ex-Bayer Michael Rensing hatte die Partie im Kölner Tor so erlebt: „Wir sind hier vernünftig aufgetreten, haben alles versucht, was mit unseren Mitteln möglich ist.“ Und Lukas Podolski, der Torjäger der Stunde? Musste in der 69. Minute verletzt raus, ohne ein einziges Mal auffällig geworden zu sein. So kennt man ihn hier ja.
Das Spiel plätscherte so dahin, und am Ende war nicht nur Sky-Reporter Marcel Reif froh, als es vorbei war. „Das war kein Fußballfest“, sagte er am Schluss. Das vorweihnachtliche Feuerwerk, das nach dem Abpfiff in der Arena abgebrannt wurde, fehlte dem Spiel über weite Strecken. „Es war ein schwieriges Spiel“, meinte Bayern-Trainer Jupp Heynckes, „die Kölner hatten ja Beton angemischt. Die sind ja mit der ganzen Mannschaft in ihrer Hälfte gestanden. Wir haben das Spiel dominiert und Geduld gezeigt. Die wurde am Ende belohnt. Das haben wir klasse gemacht.“ Auch Uli Hoeneß klopfte sich noch ein bisschen auf die Schulter und lobte die Verpflichtung von Heynckes: „Er war genau der Richtige für die kranke Seele des Vereins. Mit Jupp Heynckes ist der FC Bayern vollkommen zur Ruhe gekommen.“