Bayern: Hartes Neues!

MÜNCHEN - Rechtzeitig vor der Abreise ins Trainingslager nach Dubai haben die Bayern ihren Kader ausgedünnt.Im Gepäck haben sie dennoch etliche Probleme, die es in Vorbereitung und Rückrunde zu lösen gilt.
„Ein frohes Neues!“ rief Louis van Gaal den Fans zu als der Bayern-Coach am Sonntagnachmittag um kurz vor 17 Uhr den Trainingsplatz an der Säbener Straße betrat. Die erste Schicht des Jahres fand in der Dämmerung statt, eine knackige 90-Minuten-Einheit bei Minusgraden. Der Kader war komplett angetreten. In der Dunkelheit glänzte Arjen Robben mit grünen Schuhen, Franck Ribéry mit gelben. Verletzt fehlte keiner.
Einige aber waren weg. Auf der Homepage des FC Bayern kam man fast gar nicht mehr damit nach, einen nach dem anderen zu verabschieden. „FCB leiht Luca Toni aus“ war bald runtergerutscht, nur noch eine kleine News wert. Oben hießen die Storys am Sonntag: „Ausleihgeschäft: Breno und Ottl wechseln zum Club“ und, ganz aktuell: „Zurück zu den Wurzeln: Baumjohann wechselt zu Schalke“.
Um vier Mann hat Louis van Gaal seinen Kader also zwischen Weihnachten und dem Trainingsauftakt nach den Ferien am Sonntagnachmittag ausgedünnt – somit also schon zwei Probleme in der Winterpause gelöst. Erstens ist Luca Toni nun im fernen Rom, zweitens hat der Kader nun die Größe, die sich der Holländer vorstellt. „Ich habe oft genug gesagt, dass ich nicht 25, 26 Spieler haben will. Weil dann die Perspektive für Nummer für Nummer 18 bis 26 nicht befriedigend ist und die Motivation immer geringer wird. Ich will jedem Spieler Perspektiven bieten“, so van Gaal. 22 plus 3 – das ist seine Formel für einen idealen Trainingsbetrieb, 22 Profis und drei Nachwuchsspieler. Nach den Leihgeschäften mit Toni, Breno und Ottl sowie dem Verkauf von Baumjohann sind es derzeit gar nur 21 Profis (inklusive des dritten Keeper Thomas Kraft). Andreas Görlitz und Christian Lell dürften bei einem Angebot auch sofort weg. Das Motto van Gaals für seine Bayern 2010: Hartes Neues!
Im eigenen Nachwuchs, in der zweiten Mannschaft von Mehmet Scholl gäbe es, „sehr gute Spieler“. Daher reisten David Alaba (17), Mehmet Ekici (19) und Diego Contento (19) am Abend mit ins Trainingslager nach Dubai (bis 10. Januar). Den Kader ausgedünnt, der Zoff zwischen van Gaal und Toni ist Geschichte, nun müssen die Bayern für eine erfolgreiche Rückrunde noch ein paar andere Probleme lösen – damit es klappt mit mindestens einem Titel. Die AZ zeigt die Probleme auf:
Das Verhältnis zwischen Franck Ribéry und van Gaal: In der Vorrunde war der Franzose wegen einer hartnäckigen Entzündung an der Patellasehne monatelang ausgefallen. Hartnäckig stabil waren auch die Meinungsverschiedenheiten mit dem Trainer. Es scheint klar, dass Ribéry die Bayern trotz seines Vertrages bis 2011 im WM-Sommer verlässt. Sein Berater Alain Migliaccio sagte in der spanischen Sporttageszeitung Marca: „Franck Ribéry wird bei Bayern nicht verlängern. Entweder er verlässt die Bayern nach dem Ende seines Vertrages, oder er verlässt sie am Ende dieser Saison.“ Könnte eine spannende Abschieds-Rückrunde werden.
Die Launen der Bankdrücker Klose & Timoschtschuk: Am Ende der Vorrunde hatten sich Gomez und Olic als Traumpaar im Sturm etabliert, für Miroslav Klose blieb die Jokerrolle. Doch der 31-Jährige ist bei Bundestrainer Joachim Löw für die WM als Stürmer Nummer eins gesetzt. Jokereinsätze sind dafür aber nicht hilfreich. Der Ukrainer Anatolij Timoschtschuk hat gegen Kapitän Mark van Bommel auf der Position vor der Abwehr keine Chance.
Das Erbe von Uli Hoeneß: Schon in Dubai ist der Ex-Manager nicht dabei, sein Nachfolger Christian Nerlinger muss sich erstmals ganz alleine beweisen (siehe nächste Seite). Bleibt es dabei, dass Hoeneß sich in Zukunft tatsächlich zurückhält oder springt er Nerlinger in Vertrags- oder Transferfragen zur Seite? Wie wird Nerlinger das Bild des FC Bayern nach außen repräsentieren oder gar prägen? Wie harmoniert er weiterhin mit Trainer Louis van Gaal? Wie schafft es Nerlinger, die Spieler, deren Verträge im Sommer auslaufen (Butt, Rensing, van Buyten, van Bommel, Altintop), bei Laune zu halten, ?
Alles Faktoren, die darüber entscheiden, ob die Bayern am 8. Mai am Rathausbalkon feiern dürfen.
Patrick Strasser