Bayern gibt auf: Hoeneß zeigt die grüne Karte

Glückwunsch, Wolfsburg! Eine Runde vor Schluss sieht Bayern-Manager Uli Hoeneß die Titelchance für den Rekordmeister nur noch bei „drei bis fünf Prozent“
von  Abendzeitung
Alles auf grün, alles auf Wolfsburg: Bayern-Manager Uli Hoeneß bei einer Publikumsabstimmung während des ZDF-Sportstudios.
Alles auf grün, alles auf Wolfsburg: Bayern-Manager Uli Hoeneß bei einer Publikumsabstimmung während des ZDF-Sportstudios. © imago

HOFFENHEIM - Glückwunsch, Wolfsburg! Eine Runde vor Schluss sieht Bayern-Manager Uli Hoeneß die Titelchance für den Rekordmeister nur noch bei „drei bis fünf Prozent“

Jupp Heynckes hat sich erstmal bedankt nach Abpfiff, er hat gelacht, er war bester Laune. Er lobte Bayerns Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt, weil der den angeschlagenen Franck Ribéry von Freitag auf Samstag wieder hinbekommen habe. Er sprach davon, dass das Spiel in Hoffenheim „Werbung für den Fußball“ gewesen sei und dass er persönlich mit seinen 64 Jahren „sich langsam Gedanken um seinen Vorruhestand machen“ müsse. Ach ja, noch was: „Schade, dass die Saison nächste Woche beendet ist.“

Auch schade: Der FC Bayern hatte gerade die Meisterschaft verspielt, zumindest die Chance, Wolfsburg mit einem Sieg in Hoffenheim noch einmal unter Druck zu setzen. Mehr als ein 2:2 war nicht drin. Das war’s. Doch niemand der Verantwortlichen und Spieler war so richtig gram oder enttäuscht. Man nahm es hin, als wüsste man: Es wäre eh so gekommen. Und so, als würde man sich doch ein bisserl schämen, sollte es – einem bösen Patzer des Tabellenführers – am 34. Spieltag doch noch klappen. Der Spitzenreiter ist auf der Ziellinie enteilt, einen Sturz wünscht man keinem, nun folgt der Sprint um Platz zwei.

Nicht ohne vorher dem Sieger schon mal zu gratulieren. Indirekt. „Wolfsburg wird sich das nicht mehr nehmen lassen“, sagte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Präsident Franz Beckenbauer drückte es klarer aus: „Es ist gelaufen!“ Und Uli Hoeneß rechnete vor: „Unsere Chance liegt bei drei bis fünf Prozent.“ Am Abend im ZDF wurde das Publikum im Sportstudio zur Akklamation per Karte aufgerufen. Wer wird Meister? Grün für Wolfsburg, Rot für Bayern. Weiß für den VfB Stuttgart. Und selbst Hoeneß zeigte Grün. Als wäre es die weiße Flagge – Aufgabe. Und das ausgerechnet gegen den Ex-Trainer Felix Magath, der 2005 und 2006 das Double geholt hatte. Es gilt nun, das Minimum zu sichern, den zweiten Platz. „Wir müssen“, sagte Hoeneß. Nächsten Samstag gibt es in der Allianz Arena das Endspiel um Rang zwei – gegen den VfB Stuttgart. Feiert da nicht am Ende doch der Sieger dieses Duells?

„Es ist von der Konstellation ähnlich wie 2000, aber ich glaube nicht, dass der VfL Wolfsburg sich das noch nehmen lässt“, sagte Rummenigge und begründete dies so: „ Ich habe nicht viel Hoffnung, weil Wolfsburg das Glück hat, dass Werder Bremen am Mittwoch das Uefa-Cup-Finale spielt. Das ist für die das wichtigere Spiel, deshalb werden sie wohl nicht ganz taufrisch in Wolfsburg auftreten. Wir werden den Rathaus-Balkon nicht mieten, das haben wir auch 2000 nicht gemacht.“ Unverhofft ist ja viel schöner.

Abgesehen davon: Was ist schon ein Titel, der erste Titel für den Emporkömmling? Rummenigge: „An unserem Selbstverständnis als Branchenführer in Deutschland wird auch eine Meisterschaft des VfL nichts ändern. Das Selbstvertrauen haben wir.“

Patrick Strasser

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