Bayern-Gegner Juve: Dame mit Angstmacher

Es ist das Giganten-Duell in der Champions League. Das Spiel der Bayern gegen Juve wird auch ein Wiedersehen mit Hasan Salihamidzic. Brazzo sagt, worauf die Münchner sich gefasst machen müssen.
von  Abendzeitung
Juve-Jubel: Ex-Bayer Hasan Salihamidzic (l.) und der Ex-Bremer Diego.
Juve-Jubel: Ex-Bayer Hasan Salihamidzic (l.) und der Ex-Bremer Diego. © Imago

Es ist das Giganten-Duell in der Champions League. Das Spiel der Bayern gegen Juve wird auch ein Wiedersehen mit Hasan Salihamidzic. Brazzo sagt, worauf die Münchner sich gefasst machen müssen.

MÜNCHEN Als Hasan Salihamidzic exakt zur ausgemachten Zeit anruft, ist er ganz stolz auf sich. „Schau, wie pünktlich ich bin“, sagt er und lacht sein breites Brazzo-Lachen, „ich bin eben Deutscher!“

Ein Scherz, klar. Salihamidzic, der frühere Bayern-Profi (1998 bis 2007), ist in Bosnien aufgewachsen und spielt jetzt bei Juventus Turin. „Hier kann es dir passieren, dass du mit dem Elektriker für Montag um 12 Uhr einen Termin hast, und er kommt Dienstag um drei“, sagt er. Privat hat er sich in Italien umstellen müssen.

Sportlich auch. Nicht zu seinem Nachteil, findet er. Am Mittwoch kommt Brazzo zurück nach München. Bayern gegen Juve (20.45 Uhr, Sat.1 live), das ist das Topspiel in dieser Champions-League-Woche. Und Salihamidzic ist auch hier pünktlich. Nach fünf Wochen Pause, in denen er eine Knöchelverletzung auskuriert hat, gehört er gegen seinen Ex-Klub wieder zum Kader der vecchia signora , der alten Dame, wie sie Juve in Italien nennen.

Salihamidzic sagt: „Angesichts unserer Mannschaft müsste es ,junge Dame’ heißen. Diese Truppe ist stark und hungrig.“ Den Bayern will diese junge Dame gefährlich werden. Salihamidzic stellt sein Team in der AZ vor.

DER ANTI–KLINSMANN

Ciro Ferrara, früher als Innenverteidiger der Kapitän bei Juve. „Ein Vollprofi“, sagt Brazzo. „Er ist jung, 42 erst. Er packt die Mannschaft genau richtig an, mit der nötigen Distanz. Er hat ja mit einigen noch zusammen gespielt.“

Juventus ist Ferraras erste Station im Klubfußball, zuvor war er Assistent im Nationalteam. Ein italienischer Jürgen Klinsmann? „Überhaupt nicht“, sagt Salihamidzic mit gespielter Empörung. „Bei uns geht es immer noch vor allem um Fußball, nichts anderes. Hier wird viel Wert auf Taktik gelegt, täglich eine halbe, oft eine ganze Stunde. Als Klinsmann bei Bayern war, hatte ich aus der Ferne den Eindruck, dass Übungen im Kraftraum und andere Dinge manchmal wichtiger waren als die Taktik. Bei uns hier ist das ganz anders. Bei Ferrara zählt, was auf dem Platz passiert. Und zwar sofort. Wir wollen sofort Erfolg – und nicht Konzepte entwickeln, was in zwei, drei Jahren ist.“

BRASILIANISCHES HERZ

Die Zeitung „Tuttosport“ hat Juve-Spielmacher Diego, den früheren Bremer, ehrfürchtig „Maradiego“ genannt. Salihamidzic: „Seine Fähigkeiten sind überragend. Als er im Sommer zu uns kam, hatte er anfangs leider Verletzungsprobleme. Das hing ihm noch nach. Aber jetzt wird er fit. Am Sonntag gegen Bologna (1:1) hat er schon eine Stunde gespielt. Es macht Riesenspaß mit ihm. Er macht den Unterschied.“

Deswegen, sagt Brazzo, würden alle in der Mannschaft Freude jene Defensivarbeit verrichten, die Diego (24), der Künstler, lieber meidet. Direkt hinter dem Brasilianer spielt sein Landsmann Felipe Melo (26). Italiens Rekordmeister hat ein brasilianisches Herz.

SCHMERZVERURSACHER

Vielleicht haben ja einige Bayern-Fans gehofft, Robbéry & Co. könnten am Mittwoch das nachlassende Tempo von Abwehr-Oldie Fabio Cannavaro (36) ausnutzen. Daraus wird nichts. Der ist angeschlagen, wird fehlen. Abwehrchef ist Giorgio Chiellini (25), Nationalverteidiger, 1,90 m lang. Ein Rustikalo wie einst Gentile. „Ein knochenharter Verteidiger. Einer, der dem Gegner Angst macht. Und der ihm weh tut“, sagt Brazzo fröhlich. Ihm bleibt es ja erspart gegen Chiellini spielen zu müssen.

EIN EWIGER UND EIN ELBER

Wer Juve hört, denkt: Alessandro del Piero. Seit 1993 gehört er zum Klub. Neben Ex-Bayer Brazzo ist er der einzige im Team, der die Champions League schon mal gewonnen hat. Am Mittwoch ist del Piero, inzwischen 34, wohl nur Juves Joker. Salihamidzic: „Nach sechs, sieben Wochen Verletzungspause hat er gegen Bologna wieder ein paar Minuten gespielt.“

Die Tore gegen Bayern soll Amauri schießen, der Brasilianer. Salihamidzic: „Er ist technisch gut und hat eine Sprungkraft, wie sie selten gesehen habe. Er hat Anlangen wie Giovane Elber früher. Der kam eher über die Technik, Amauri eher über die Kraft.“

WIE KAHN – NUR LOCKERER

Si, claro: Gianluigi Buffon (31) ist Italiens Nationaltorwart. Salihamidzic sagt: „Er hatte letztes Jahr gesundheitliche Probleme, da ist es schwer, an die Leistungsgrenze zu kommen. Dieses Jahr ist Gigi in Topform. Für mich ist er im Moment die absolute Nummer eins in der Welt – so wie Olli Kahn früher. Aber man kann die beiden nicht vergleichen: Olli war immer angespannt, Gigi ist lockerer.“

Und Salihamidzic selbst? Derzeit eher unlocker. Er arbeitet verbissen, damit er gegen Bayern spielen kann. „Es wird eng. Aber ich kämpfe bis zur letzten Minute.“ Etwas anderes hätten sie hier in München von ihm auch nicht erwartet.

Michael Schilling

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.