Bayern gegen Holland: Käse-Kick

Das Show-Spiel der Bayern gegen Holland droht zur Farce zu werden: Arjen Robben, der gegen Chelsea den Sieg verballerte, wird wohl nur kurz auflaufen. Dabei steigt die Partie nur seinetwegen.
Patrick Strasser |
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Es hätte so schön werden können. Ein Kater-Kick nach zwei Tagen durchfeiern, den gerade gewonnenen Champions-League-Pott vor dem Anpfiff wie ein Götzenbild auf dem Altar in den Mittelkreis gestellt und dann ein bisschen Hacke, Spitze, Trallala. Die Fans hätten die müden Helden selbst bei jedem Fehlpass gefeiert. Und, ach, der Robben! Als Fremdgänger im Holland-Trikot gegen die Bayern-Kollegen, völlig egal.

Schnitt. Alles nur geträumt. Die Realität heißt: Braucht’s des? Muss dieses Saisonabschluss-Spiel zwischen dem FC Bayern und der Nationalelf der Niederlande denn wirklich sein? Ja, ausgemacht ist ausgemacht. Und es geht um Geld. Eine niedrige Millionensumme hat das ARD (ab 20.30 Uhr) gezahlt, um die Partie live übertragen zu dürfen. Der Sinn und Zweck? Das Show-Spiel soll in etwa jene Summe erbringen, die den Streitwert bildete, den der FC Bayern nach Robbens Muskelverletzung bei der WM 2010 in Südafrika vom holländischen Verband einklagen wollte.

Der Termin steht. Und wirkt wie die ironische Pointe dieser ganz speziellen Robben-Saison, in der sich so viel Ballast ansammelte, dass die Gefahr besteht, dass einige Bayern-Fans den Protagonisten auspfeifen könnten. In vielen Internet-Foren wird der Mann, dessen Vertrag jüngst bis 2015 verlängert wurde, als Hauptschuldiger für die schrittweise Reduzierung des Traumes vom Triple zum Double zum Single zum großen Nixle. Es droht böses Blut. Dabei könnte doch der einzige, nicht pekuniäre Zweck sein, die trauernden Bayern-Profis nur 68 Stunden nach dem Tiefschlag gegen den FC Chelsea mit trotzigem Applaus Richtung EM oder in die Sommerpause zu verabschieden.

Doch nun kommt der Witz: Robben soll beim Robben-Spiel gar nicht spielen. „Es ist vertraglich festgelegt, dass er spielen muss. Aber es steht nirgendwo, wie lange“, verkündete Bert van Marwijk im EM-Vorbereitungscamp der Holländer in Lausanne. „Ich bin der einzige, der bestimmt, wann er reinkommt“, betonte der Bondscoach. Ein paar Minuten nur, um alle Beteiligten zu (ver-)schonen? „Er ist natürlich total fertig. Aber das ist ja auch verständlich“, sagte van Marwijk. Der Trainer wird Robben nach der Partie noch ein paar freie Tage gönnen.

Während die Bayern hauptsächlich die zweite Reihe zum Einsatz kommen lassen, reisen die Niederländer mit ganz viel Unlust im Gepäck an. Am Montag waren zwei Trainingeinheiten in Lausanne angesetzt, die Aufenthaltszeit in München reduzieren sie auf ein Minimum: Dienstagmittag hin, Mittwochvormittag zurück. Bloß keine Zeit verlieren, so das Motto beim zweiten deutschen Gruppengegner (am 13. Juni in Charkow).

„Niemand braucht dieses Spiel. Die Bayern nicht und wir auch nicht. Ich freue mich auf meine Rückkehr nach München, aber diesePartie ist überflüssig“, sagte Hollands Kapitän Mark van Bommel. Im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft in Südfrankreich kritisierte Manager Oliver Bierhoff die Partie am Dienstag: „Der sportliche Stellenwert ist gleich null.“

Daher hat der Kartenvorverkauf bisher auch kaum angezogen. Der FC Bayern musste – ein noch nie in dieser Saison nötiger Vorgang, da alle Spiele weit im Voraus ausverkauft waren – per Mail Werbung machen für den Kick. Bei der Sonderaktion gibt es auf alle Eintrittskarten 50 Prozent Ermäßigung. Zusätzlich erhalten alle, die bislang schon ein Ticket (ermäßigt von 12.50 bis 27.50 Euro) für dieses Spiel gekauft haben, gegen Vorlage der Karte ein zweites Ticket gratis. Robben zum halben Preis. Wahrlich ein Käse-Kick.

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