Bayern gegen Dortmund: Spitzen-Spiel
Die über 80 000 Tickets für den Tempel sind auch dieses Mal wieder schneller weggegangen als tausende Liter Freibier es je könnten. Ausverkauft, klar, wie fast immer. Und das obwohl dieses Spitzenspiel zwischen Dortmund und Bayern so wenig mit Spitze zu tun hat, wie die Dortmunder Borussia aktuell mit der Champions League.
In den letzten Jahren war es der Fight um die Vorherrschaft in der Liga: Stichelein, Provokationen und Ärger zwischen Sammer, Watze, Rummenigge, Klopp oder Hoeneß. Aktuell ist ein bisschen Frieden. Nein, Mitleid empfinde er ganz und gar nicht mit dem BVB, sagte Karl-Heinz Rummenigge in dieser Woche, aber ein bisschen Mitgefühl. Aha, also doch, eine dezent, kaum wahrnehmbare Spitze.
Der Sieg im nationalen Supercup war die vorerst letzte Dortmunder Spitze gegen die Bayern. Darauf folgte Abstiegsangst, seit neustem Aufholjagd. Klopps Heißdüsen waren und sind sehr mit sich selbst beschäftigt. Der aktuelle Tabellenplatz zehn bildet die sportliche Gemengelage bei der Borussia sehr gut ab.
Trotzdem versuchten die Gäste aus Bayern auf der Pressekonferenz von einem Spiel auf Augenhöhe zu sprechen oder einer Partie mit finalem Charakter. So, so. Der Spitzenreiter zu Besuch beim Tabellenzehnten. Die Meisterschale fast schon sicher auf dem Münchner Rathausbalkon, hier. Die Königsklasse in weiter Ferne, dort. Dortmund hat bestenfalls noch Chancen auf die Europa League. Von gleicher Höhe kann da aktuell überhaupt keine Rede sein. Das sei auch noch nie so gewesen, tönt es in Schwarz-Gelb. Aha. Wieder ein nebulöser Pfeil, diesmal in die entgegengesetzte Richtung. Als das kleine Dortmund den großen Bayern dauerhaft Paroli bieten konnte.
Sie wissen in Dortmund sehr genau, dass die Außenseiterrolle für sie nicht zwangsläufig eine Position der Schwäche ist. Ganz im Gegenteil. Genau mit diesem Stil haben sie die Liga überrannt und erobert. Der BVB weiß, dass er noch immer in der Lage ist, dem Rekordmeister ein Bein zu stellen. Zumal der ohne die Flügelartisten und den österreichischen Allrounder auflaufen muss.
Der Chef-Pöhler Jürgen K. formuliert: „Nein, wir sehen uns nicht auf Augenhöhe mit Bayern München, aber wir wollen auch nicht zu viel quatschen, sondern versuchen, ein ordentliches Spiel zu machen!“ Na dann. Es gilt demzufolge: Ein gelerntes Spitzenspiel, mit minimalsten Spitzen. Aber für ein ,normales’ Fußballspiel gab es in der Vergangenheit einfach zu viele davon.