Bayern: Fünf Watschn und ein Glückslos

Der FC Bayern München gewinnt 5:0 im DFB-Pokal-Viertelfinale beim peinlichen Hamburger SV. Im Halbfinale geht’s nun daheim gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Dessen Vorstand Stefan Kuntz schäumt gegen Losfee Kirsten Bruhn: "Frauen und Fußball – vielen Dank!"
Hamburg - Stefan Kuntz war bedient, die Freude des Vorstandsvorsitzenden des 1. FC Kaiserslautern über das 1:0 in Leverkusen, die Sensation im Viertelfinale des DFB-Pokals, hielt kaum zwei Stunden – bis zu jenem Moment, als Kirsten Bruhn den Pfälzern eine Reise nach München bescherte und den FC Bayern als Halbfinalgegner.
"Frauen und Fußball!", wetterte Kuntz. "Erst hat uns Frau Neid (Frauen-Bundestrainerin, d. Red.) Leverkusen gezogen – jetzt das!"
Kirsten Bruhn, querschnittsgelähmte Schwimmerin, Paralympics-Siegerin 2004, 2008 und 2012, schaute irritiert: Kuntz meinte es wohl ernst. Doch noch ehe jemand "Aufschrei!" brüllte, stand Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer im ARD-Studio und zuckte mit den Schultern: "Ich kann ja auch nix dafür. Wir sind nicht unglücklich."
Dafür aber – wenigstens gefühlt – schon im Finale. Was sollen die armen Lauterer, Dritter der Zweiten Liga, diesen übermächtigen Bayern schon anhaben, die gestern den HSV nach allen Regeln der Kunst auseinandernahmen.
Das 5:0 (2:0) glich einer einer lockeren Trainingseinheit und ist schnell erzählt: Nach 21 Minuten machte sich Mario Götze auf, die rechte Abwehrseite des HSV für lächerlich zu erklären, Mario Mandzukic staubte ab, 1:0. Die letzten Zweifel am Ausgang der Partie beseitigte bald Dante, der nach einer Ecke von Toni Kroos einköpfte (26.).
"Bayern spielt großartig, wunderbar", sagte ARD-Experte Mehmet Scholl zur Halbzeit. Und würden die Bayern nicht ab sofort wieder in einen Drei-Tages-Rhythmus wechseln müssen, hätten sie den HSV wohl noch mehr zerfleddert. So beließen es Arjen Robben (54.) und Mandzukic (74./76.), bei fünf Watschn.
Trainer Pep Guardiola hatte zuvor betont, dass es "nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren" gäbe. Die Bayern verloren nicht mal viel Schweiß.
So sorgt man sich selbst im Süden eher um den HSV, der in der Liga nach sechs Niederlagen in Folge am Abgrund namens Abstieg steht. Sammer sagte, dass er betroffen sei und dem HSV viel Glück wünsche. Scholl meinte: "Bei Bayern sind alle Führungskräfte vom Fach. Wenn aber Ahnungslose an der Macht sind, dann ist das problematisch."
Beim HSV rückt jetzt die Inthronisierung von Felix Magath näher. Die Posse um den Aufsichtsrat geht heute in eine neue Runde. Nach dem 0:5 glaubt nur Noch-Trainer Bert van Marwijk, dass er am Wochenende gegen Braunschweig auf der Bank sitzt: "Ja, das tue ich. Es ist das wichtigste Spiel des Jahres" – mit dem er wohl schon nichts mehr zu tun haben wird.
Sollte der Aufsichtsrat, der nur noch eine Stimme pro Magath braucht, nun handeln, wird van Marwijk ebenso gehen müssen wie Vorstand Oliver Kreuzer, der am Sonntag ein paar persönliche Punkte sammelte, als er von der Polizei mit 0,98 Promille gestoppt worden war und seinen Führerschein abgeben musste.
Kreuzers Erkenntnis vom Spiel: "Braunschweig ist nicht Bayern München.2 Und Kaiserslautern ist nicht Hamburg. Oder doch? "Ein Superlos" nannte Arjen Robben den Halbfinalgegner, "aber im Fußball weiß man nie, was passiert." Das mag für alle gelten – nicht aber für diesen FC Bayern.