Bayern feiert in Wolfsburg ersten Liga-Sieg 2023: Reifeprüfung mit Makel

Nur eine einzige Nacht darf sich Union Berlin an der Tabellenspitze erfreuen. Mit dem 4:2-Arbeitssieg in Wolfsburg übernehmen wieder die Münchner wieder den Platz an der Sonne. Gelb-Rot für Kimmich.
von  Patrick Strasser
Mal wieder Magic-Musiala: Mit seinem überragenden Slalom-Tor wird der 19-Jährige zum Matchwinner – neben Bayern-Oldie Thomas Müller, der auch gegen Lieblingsgegner Wolfsburg trifft.
Mal wieder Magic-Musiala: Mit seinem überragenden Slalom-Tor wird der 19-Jährige zum Matchwinner – neben Bayern-Oldie Thomas Müller, der auch gegen Lieblingsgegner Wolfsburg trifft. © IMAGO / Revierfoto

München - Der One-Night-Stand der Unioner an der Tabellenspitze der Bundesliga war – wie das nun mal so ist im Leben – eine hübsche, aber doch vergängliche Angelegenheit. Und zugleich eine einmalige Sache? Das wird der Rest der Rückrunde zeigen.

Nach dem 2:1 der Köpenicker am Samstag gegen Mainz schlugen die Bayern 26 Stunden später zurück, bearbeiteten den VfL Wolfsburg am Mittellandkanal erfolgreich mit 4:2, feierten ihrerseits einen Dreier. Die Treffer erzielten Kingsley Coman, gleich im Doppelpack, Thomas Müller und Jamal Musiala per atemberaubenden Solo gegen sechs Wolfsburger. Nach 19 Minuten stand‘s 3:0, in der Folge ließen die Bayern nach – und die Gastgeber damit rankommen. Die unnötige Gelb-Rote Karte für Joshua Kimmich (54.) führte dazu, dass man sich über eine Stunde im reinen Verteidigungsmodus befand.

FC Bayern erobert Tabellenführung zurück

Mit einem nur für kurze Zeit glanzvollen Arbeitssieg schoben sich die Bayern, rein sportlich offenbar unbeeindruckt vom Theater um das vereinskritische Interview ihres verletzten Kapitäns Manuel Neuer, also wieder auf den Platz an der Sonne. Mit einem Punkt Vorsprung vor den weiter aufmüpfigen Berlinern (vier Siege in vier Ligaspielen 2023) und drei vor Borussia Dortmund (ebenso vier aus vier). Da haben die Münchner auf dem Weg zu ihrem elften Meistertitel hintereinander noch Nachholbedarf. Es war tatsächlich der erste Liga-Erfolg im vierten Anlauf, macht sechs von zwölf möglichen Punkten im Kalenderjahr.

Die Bayern seien in der Liga "absolut in der Bringschuld" gewesen, hatte Müller nach dem 4:0 unter der Woche im DFB-Pokal-Achtelfinale beim FSV Mainz betont. Der von Kapitän geforderte "Wutmotor", angeworfen nach drei unzufriedenstellenden Remis hintereinander in der Bundesliga, lief auch in Wolfsburg auf Betriebstemperatur. Man dürfte sich "nicht von einem guten Ergebnis gleich wieder in die Gemütlichkeit singen lassen", so Müllers Forderung.

Coman mit frühem Doppelpack, auch Müller trifft

Der Singsang der Wölfe, das Heulen von Trainer Niko Kovac ("Es ist momentan leichter, in München zu spielen als in Berlin"), im November 2019 nach 16-monatiger Tätigkeit an der Säbener Straße trotz eines Doublegewinns entlassen, verpuffte. Der 51-Jährige hatte beim Wiedersehen mit seinen ehemaligen Mitspielern keinen schönen Abend, nur kurz keimte Hoffnung auf.

Die Wölfe zu Beginn ohne Biss, die Bayern mit mächtig (Tor-)Hunger. Zum 100. Mal in Folge spielten die Münchner in der Bundesliga nicht 0:0, schon gar nicht gegen die Wolfsburger, gegen die man nun in den vergangenen 30 Liga-Spielen stets mindestens einen Treffer erzielte. Zwei Treffer von Coman, einer reiner Zufall, einer feine Kunst (sehenswerter Volleyschuss), dazu der Kopfball von Müller in seinem 427. Bundesliga-Spiel für die Bayern wie einst sein Namensvetter Gerd Müller. Doch defensiv die Münchner mit den bekannten Schwächen: Wolfsburgs Anschlusstreffer fielen viel zu einfach, da fehlte die Aggressivität, der Zugriff - auch wieder die rechte Einstellung?

In dieser wankelmütigen Form (defensiv pfui, offensiv hui) können es sich diese Nagelsmann-Bayern nicht erlauben, am Dienstag in einer Woche im Pariser Prinzenpark-Stadion zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei PSG anzutreten. Lionel Messi & Co., am Samstag in Frankreichs "Ligue 1" mühevoller Sieger (ohne den verletzten Kylian Mbappé) gegen den FC Toulouse, wird diese Fehler härter bestrafen. Also ruht die Hoffnung auf Jamal Musiala, der mit seinen Dribblings und der wiedergefundenen Abschlussstärke jede Abwehr der Welt durcheinanderwirbeln kann.

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