Bayern feiert Bumm-Bumm-Juppi

„So stelle ich mir den FC Bayern vor!“ Uli Hoeneß schwärmt nach dem 3:1 in Cottbus von seinem Kumpel. Und Heynckes sagt: „Wir werden noch besser.“ Also auch Meister?
MÜNCHEN Als hätten sie sich nicht den ganzen Freitag, mehr als den halben Samstag, ach was, im Grunde die ganze Woche gesehen. Doch Fußballer sind abergläubisch. Nichts soll voreilig ausgemacht werden, bevor der Gegner nicht besiegt ist. Es brauchte erst eine zufällige Begegnung vor der Kabine des Stadions der Freundschaft, dass sich die beiden Kumpel Jupp Heynckes und Uli Hoeneß definitiv verabreden konnten.
Beinahe verpassten sie sich im Gedränge der Reporter und Ordner, da wurde Hoeneß kurz energisch: „Jupp!“ Keine Reaktion. „Juppi!“ Ah. Ok. Sie verabredeten sich zum gemeinsamen Abendessen mit den Frauen, nach der Landung in München. Schließlich hatte Heynckes 64. Geburtstag und Hoeneß was zu feiern. Einen 3:1-Sieg in Cottbus, das 1:4 der Wolfsburger in Stuttgart, die Punktgleichheit an der Tabellenspitze. Viel wichtiger: Bei Bayern glauben sie zu spüren, den Ausgang des Titelrennens selbst bestimmen zu können, bei lächerlichen zwei Törchen weniger als Wolfsburg. Für Hoeneß steht fest: „Wenn wir alle Spiele gewinnen, sind wir sicher Deutscher Meister.“
Zwei Spiele, zwei Siege – so die Bilanz von Heynckes, der Terrassen-Entdeckung von Bad Wiessee. Vor zwei Wochen ganz zufällig, weil lange vorher geplant – wie beide beteuern – beim 0:1 gegen Schalke auf der Tribüne, am Abend auf Hoeneß’ Terrasse, am Montag auf Arbeit. Vom Tegernsee nach Cottbus und bis auf den Rathaus-Balkon?
Die Bayern spielen Jupp-Fußball. Klar strukturiert und mit Kalkül. Traditionell Bayern-like, aber auch mit ganz neuen Lernzielen, die bereits umgesetzt werden (siehe unten). Wenn Heynckes über Fußball spricht, klingt das so: „Die Mannschaft findet enger zueinander, der Ball zirkuliert besser, die Automatismen greifen.“ Wenn Hoeneß über den Heynckes-Fußball spricht, klingt das so: „Das war schon toll, vor allem in der zweiten Halbzeit. So stelle ich mir den FC Bayern vor: Schnell. Direkt. Bumm. Bumm. Bumm.“
Fußball kann so einfach, so schön sein. Bumm-Bumm-Juppi. One Touch? Das war einmal. Ein Klinsmann-Märchen namens One-Touch-Fußball. Schneller, höher, weiter, gebildeter sollten seine Profis werden. Heynckes dagegen gibt ihnen ein Rezept, eine genaue Spielanleitung via Training. Die Spieler verstehen, die Spieler gewinnen. So auch in Cottbus. „Wir werden noch besser spielen als heute“, sagte Heynckes, „wir müssen uns weiter steigern, die Mannschaft kann das.“ Er sagt das, weil er es als Lernziel sieht. Als wäre es unvermeidlich. Wie der Titel? „Ich hoffe, dass mein altes Sprichwort, ’the trend is your friend’ aufgeht, dann werden wir Meister.“ Sagt Hoeneß. Auch voller Überzeugung.
Doch Heynckes lässt sich nicht locken. Warum er nicht vom Titel spricht? „Uli Hoeneß ist der Manager“, sagt Heynckes, „ich bin der Trainer.“ Abteilung Realität. Von Spiel zu Spiel, von Prüfung zu Prüfung denkt er, nur noch nicht ans Zeugnis. Operation Tunnelblick.
Er fürchtet Leverkusen, den nächsten Gegner am Dienstag. Hoeneß die Stuttgarter, wegen des Trendes, ist klar. Da tut es gut, dass einer Klartext spricht. Lukas Podolski fasste zusammen: „Jetzt will der ganze Verein Meister werden.“
Patrick Strasser