Bayern-Dusel? "Das spielt für uns keine Rolle"

Ein regeluläres Tor für den Gegner aberkannt, das Siegtor in allerletzter Minute: Die Bayern feiern wie ein Deutscher Meister.  
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Ein regeluläres Tor für den Gegner aberkannt, das Siegtor in allerletzter Minute: Die Bayern feiern wie ein Deutscher Meister.

München  –  Bayern-Dusel reloaded: Als Luiz Gustavo mit seinem Last-Minute-Tor den schlechtesten Bundesligastart seit zwölf Jahren verhindert hatte, brachen bei den Spielern und Verantwortlichen von Bayern München alle Dämme. Der brasilianische Torschütze zum 1:0 (0:0) beim VfL Wolfsburg (90.+1) wurde von seinen Mannschaftskollegen geradezu begraben, selbst Manager Christian Nerlinger gab alle Zurückhaltung auf und sprintete jubelnd auf das Spielfeld. Man hätte fast meinen können, der FC Bayern habe gerade die deutsche Meisterschaft gewonnen – und nicht nach einer erneut ernüchternden Leistung und mit einer gehörigen Portion Glück die ersten drei Punkte der Saison geholt.

Der von den Spielern abfallende Druck nach der Auftaktpleite gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) – er war fast mit den Händen zu greifen. „Eigentlich hatte ich mich nach dem Spielverlauf schon mit dem Unentschieden abgefunden. Umso größer war danach die Freude“, sagte Nerlinger: „Das war heute aber keine Glanzleistung.“ Auch Trainer Jupp Heynckes, der in der Schlussphase mit hochrotem Kopf und wild gestikulierend seine Mannschaft immer wieder nach vorne getrieben hatte, war die Erleichterung deutlich anzumerken.

Letztmals mit nur einem Punkt waren die Bayern in die Saison 1999/2000 gestartet. Am Ende wurden sie dennoch Meister. „Dass das 1:0 in der späten Phase des Spiels und sogar in der Nachspielzeit glücklich war, kann ich bestätigen. Nach der Auftaktniederlage gegen Mönchengladbach war es unheimlich wichtig, hier zu punkten“, sagte Heynckes. Und auch der französische Nationalspieler Franck Ribery, der seinen ersten Saisoneinsatz von Beginn an feierte, war sich des Bayern-Dusels bewusst: „Wir hatten in den letzten Minuten ein bisschen Glück.“

Auch am Sonntagmorgen war die Erleichterung immer noch zu spüren. Entspannt absolvierten die Profis ihr Programm vor fast 2000 Trainingskiebitzen. Und auch die Hoffnung auf eine baldige Genesung Arjen Robbens, der in Wolfsburg deutlich vermisst worden war, stieg. Er trainierte mit den nicht eingesetzten Spielern. Glück und Robben können die Bayern gut gebrauchen. Denn dass sie mit drei und nicht mit einem Punkt in das wichtige Hinspiel der Champions-League-Qualifikation am Mittwoch gegen den FC Zürich gehen, lag nicht an einer im Vergleich zum 0:1 in Gladbach verbesserten Leistung, sondern auch am Schiedsrichtergespann um Knut Kircher.

In der 39. Minute hatte Kircher wegen einer angeblichen Abseitsstellung ein reguläres Tor von Patrick Helmes aberkannt. Es wäre die Führung für Wolfsburg gewesen. Ein klarer Fehler, den der Unparteiische im Nachhinein zugab. „Wir haben die Bilder im Fernsehen betrachtet. Es war kein Abseits“, sagte Kircher. Der Bayern-Dusel – er war wieder da. „Das spielt für uns keine Rolle, ob es Bayern-Dusel war oder das stetige Anrennen. Wichtig sind nur die drei Punkte“, sagte Kapitän Philipp Lahm: „Für das Selbstvertrauen ist es natürlich nicht gut, wenn man das erste Spiel verliert. Jeder Spieler macht sich dann seinen Kopf. Jetzt sind die Chancen für einen guten Start noch gut.“

Dafür müssen sich die Bayern allerdings deutlich steigern. Zu statisch, zu wenig in die Tiefe, zu langsam im Umschalten. Spielerisch war die Leistung der Bayern erneut über weite Strecken enttäuschend. Schnelle Seitenwechsel und Spielverlagerungen waren die Ausnahme. Ribery zeigte zwar ab und an sein Können, zur Top-Form fehlt allerdings noch einiges. Auch die Nationalspieler Thomas Müller (in der 69. Minute ausgewechselt) und Toni Kroos setzten keine Glanzpunkte. Immerhin blieb Neuzugang Manuel Neuer diesmal fehlerfrei.

So blieb es Luiz Gustavo vorbehalten, für den Höhepunkt in einem zwar hitzigen, aber insgesamt auch nur mittelmäßigen Spiel zu sorgen. Und nach dem Spiel erinnerte der Brasilianer („Ich hatte bei meinem Schuss Glück“) an das „alte Bayern“. „Ich will immer gewinnen, ich bin kein Verlierertyp“, sagte er mit einem Grinsen. Das auf seinem schwarzen Poloshirt eingestickte „mia san mia“ – es unterstrich seine Worte deutlich.

 

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